“Die Schwarz-Rot-Goldne Fahne anzünden, das machst Du aber nie wieder”, sagte der ÖTV-Vertrauensleute-Vorsitzende vom Frankfurter Flughafen als er mir den Roman “Wie der Stahl gehärtet wurde”* mit Widmung im Februar 1968 ans Krankenbett brachte

Der Kollege Weber wünschte mir im Namen des FAG-Vertrauensleutekörpers, dass ich möglichst schnell wieder auf die Beine käme, “denn solche Kollegen wie Dich brauchen wir!”

  • * Wie der Stahl gehärtet wurde (russ. Как закалялась сталь; Kak sakaljalas stal; wiss. Transliteration Kak zakaljalas’ stal’) ist ein Roman des sowjetischen Schriftstellers Nikolai Alexejewitsch Ostrowski. Er ist eines der bekanntesten Beispiele für die Literatur des Sozialistischen Realismus und hat nach Einschätzung des 1963 erschienenen DDR-Lexikons der Weltliteratur „bei der sozialistischen Erziehung in der Sowjetunion und bei der sozialistischen Bewußtseinsbildung der fortschrittlichen Jugend in der ganzen Welt eine bedeutende Rolle gespielt.“[1] So steht es bei wikipedia

Dabei hatte ich als Schriftsetzer-Lehrling & Volontär bei der Frankfurter Rundschau die Schwarz-Rot-Goldne Fahne nur beim Versuch, sie auf dem Dach des US-amerikanischen Handelszentrums im Zürich-Hochhaus auf Halbmast zu setzen, versehentlich zerrissen, nachdem wir einen mit Kleinkaliber-Gewehr bewaffneten & auf die Demonstration zielenden Hausmeister der ANACONDA-Metall-Handelsgesellschaft zwar nicht entwaffnen, aber doch vertreiben konnten. Jemand aus der Demonstration gegen den Vietnam-Krieg hat dann einen herunterhängenden Streifen der Fahne angezündet. Ein Zivil-Polizist hat mich nach einem vergeblichen Festnahme-Versuch vom Vordach des Zürich-Hochhauses gestürzt – in eine lebenslängliche Schwerbehinderung. Aber auch in lange bis lebenslange & abgebrochene Freundschaften: u.a. mit Rudi Dutschke, Volkhard Mosler, Jakob Moneta, Bernd Rabehl, Emil Carlebach, Werner Pirker, Ingrid Feltrinelli, Wolfgang Neuss, Gaston Salvatore, Peter Brandt, Ulrike Meinhof, Fritz Teufel, Thomas Weißbecker und seine Familie, Liesel Nürnberger, John Rubinow, Johannes Riemann, Armin Golzem, Aloys Mende, Peter Altmann (der ‘Prinz’ der Kameruner Rocker), Eckard Spoo, Holger Meins, Gudrun Ensslin, Daniel Cohn-Bendit, Horst Bethge, Jens Scheer, Reimut Reiche, Peter Gäng, Günther Amendt, Harry Grünberg, Heide Berndt, …. dafür möchte ich dem zur Bewährung zur Frankfurter Kripo (18. Kommissariat) abkommandierten Hanauer Polizisten Kristzek nochmals herzlich danken. Wegen der fehlgeschlagenen Festnahme hat er wohl keine Bewährungs-Pluspunkte ergattern können, auch nicht für seine “Undercover” Festnahme-Dienste bei den Demos für die Black-Panther-“Ramstein-Four”, im Gutleut-Militärknast. Kristzek wurde in Hanau als Kind eines schwarzen GI und einer befreiten polnischen Zwangsarbeiterin geboren, als “Brikett” rassistisch gemobbt. Weil er schwul war, wurde seine Ausbildung in der Hanauer Polizeischule ein Gang durch die Hölle bis zum Bewährungseinsatz beim 18.K in FFM. 1975 wurde er endgültig aus dem Polizeidienst entfernt. Ein armes kleines Schwein.

Danke an meinen “APO-OPA” von kranich05 Klaus-Peter Kurch für die Zusendung der folgenden Freiligrath-Verse

opablog

Schöne Lieder & Tänze 127 – „Schwarz-Rot-Gold“

Dieses Lied musste ich heraussuchen nach dem unsäglichen Beschluss der „Braun-Wagenknecht-Friedensbewegung“, zur Friedenskundgebung am 3. Oktober 2024 keine Nationalfahnen zuzulassen.

Im Schulchor, 1957/58 in Rostock, DDR, haben wir dieses Lied mit Begeisterung gesungen. Heute finde ich keine Aufnahme im Web, die an die Frische unseres Gesangs, wie ich sie in Erinnerung habe, heranreicht.
Die erste Aufnahme, im Stil „deutsche Liedertafel“, stelle ich vor, weil sie zwei Strophen unseres Textes von damals bringt und weil der Chorsatz unserem entspricht.
Die zweite Aufnahme bringt interessantere, mir bisher unbekannte Strophen des insgesamt 12-strophigen Gedichts von Freiligrath und einen Solisten mit energischem Gesang. Die Komposition ist übrigens von Robert Schumann.

In Kümmernis und Dunkelheit,
Da mußten wir sie bergen!
Nun haben wir sie doch befreit,
Befreit aus ihren Särgen!
Ha, wie das blitzt und rauscht und rollt!
Hurra, du Schwarz, du Rot, du Gold!
Pulver ist schwarz,
Blut ist rot,
Golden flackert die Flamme!

Das ist das alte Reichspanier,
Das sind die alten Farben!
Darunter haun und holen wir
Uns bald wohl junge Narben!
Denn erst der Anfang ist gemacht,
Noch steht bevor die letzte Schlacht!
Pulver ist schwarz,
Blut ist rot,
Golden flackert die Flamme!

Und der das Lied für euch erfand
In einer dieser Nächte,
Der wollte, daß ein Musikant
Es bald in Noten brächte!
Heißt das: ein rechter Musikant!
Dann kläng‘ es hell durchs deutsche Land:
Pulver ist schwarz,
Blut ist rot,
Golden flackert die Flamme!

Das ist noch lang die Freiheit nicht,
Wenn man, statt mit Patronen,
Mit keiner andern Waffe ficht,
Als mit Petitionen!
Du lieber Gott: – Petitioniert!
Parlamentiert, illuminiert!
Pulver ist schwarz,
Blut ist rot,
Golden flackert die Flamme!

Das ist noch lang die Freiheit nicht,
Sein Recht als Gnade nehmen
Von Buben, die zu Recht und Pflicht
Aus Furcht nur sich bequemen!
Auch nicht: daß, die ihr gründlich haßt,
Ihr dennoch auf den Thronen laßt!
Pulver ist schwarz,
Blut ist rot,
Golden flackert die Flamme!

Die Freiheit ist die Nation,
Ist aller gleich Gebieten!
Die Freiheit ist die Auktion
Von dreißig Fürstenhüten!
Die Freiheit ist die Republik!
Und abermals: die Republik!
Pulver ist schwarz,
Blut ist rot,
Golden flackert die Flamme!

Bewerten:

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert