Im Zweifel gegen den Zweifelhaften,

Morgens stehe ich immer öfter vor dem Spiegel und überlege mir, ob der alte Mann da eventuell doch eine getarnte dienstliche Injektion in verschiedene Bewegungen ist, sein könnte, ob er sich selbst als Tarnung hat verhaften, Kopf zerbrechen, sich Berufsverbot erteilen, Ruf morden und boykottieren hat lassen. Oder hat man ihn als nützlichen Idioten einsortiert und an langer Leine laufen lassen, so weit es nutzte. Und wo nicht, auf tote Gleise ausrangiert und isoliert? Man kann sich ja bei niemandem mehr sicher sein. Und dann durchforste ich meine Freundschaften, Nachbarschaften, Bekanntschaften, Beziehungen, die Reihe meiner Ex-Lebenspartnerinnen und verharre im Zweifel vor den verinnerlichten McCarthys & Co beinahe in Hab-Acht-Stellung.

Nur das Studium meiner teilgeschwärzten STASI-Akten, die der Heldentod-Prediger Gauck mir dankenswerter Weise hat zukommen lassen, erheitert mich bis an den Rand eines milden Lächelns, bis die aktuellen Reality-Updates die Sandmännchen-Version eines Geheim-Dienstes in meinem Flachbildhirn verblassen lassen und eine halbe Hundertschaft umstrittener Normalitäts-Verleugner und Verschwörungstheoretiker meine grauen Zellen entern. Bis die Putztruppen die Säuberungsaktionen starten. Weil’s der Alu-Hut schon lange nicht mehr tut.

Im Zweifel totsaufen, totpillen, totcracken, komakiffen und sich im internetnirwana auflösen. SO SOLL ES SEIN: wir sollen uns verzweifeln und digitalisiert dran glauben, dass analog.

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

2 Gedanken zu „Im Zweifel gegen den Zweifelhaften,“

  1. Es gibt den, der weiß, daß er Agent ist der Gegenseite und in ein politisches Geschehen eingestellt worden ist. Das ist der bewußte Agent. Kann viele Motive haben, kann Idealist sein, Profi oder schlicht kriminell. Beispiel für letzteres ist ein juristisch sog. „Hangtäter“. Kommen häufig bei Betrügern vor. Eröffnet sich Hangtätern eine Betrugsmöglichkeit, können sie nicht widerstehen. Haben einen Schaden, solche Jungs und Mädel, sind zwanghaft. Und lassen sich eben darum gut als Agenten nutzen. Z.B. um eine Bewegung zu spalten oder lächerlich zu machen. (Apropos spalten: Mit was für Leuten noch hatte der Ballweg sich einmal getroffen?)

    Der hingegen unbewußte Agent wird als „Einflußagent“ bezeichnet. Diese stellen die übergroße Mehrheit im Agentenfach. Tja, ist schwierig zu erklären der Begriff — sind schwer von Begriff sozusagen und deswegen eher Ausflußagenten. Denen ist etwas ausgeflossen wohl aus dem Schädel, Grips. Denken schlauen Unsinn, reden schlauen Unsinn, und glauben sich dabei selbst. Kapieren nicht, benutzt zu werden. Sind die Pflegeleichten unter den Agenten.

    Die meisten Zeitgenossen sind Einflußagenten. Der Film Matrix ist nicht Fiktion, sondern bebildert die Realität des modernen Menschen — also von diesen Wannenliegern. All dies wußte der Gustave LeBon im 19. Jahrhundert schon. Und im 20. aktualisiert hat es der David Riesman mit «Die einsame Masse». Nee, nix da, David, mit einsam! Sind einfach nur blöde, sind alles Agenten der Gegenseite!

    Es stellt sich dann am Ende die gute Frage, wozu es dann eigentlich noch Agenten braucht. Naja, ist doch klar: Pannemann, geh du voran; Führer befiehl, wir folgen! So welche braucht es allemal und immer in der Demokratie.

  2. Stimmt, ich mach (fast) auch nichts anderes mehr.
    Das „fast“ hatte ich später erst hinzugefügt. ;-)

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