Mittel-Gründau: Doppelmord im Schulhaus

Amok-Lauf in Mittel-Gründau: Doppelmord in der Schule

Main-Kinzig-Kreis Gründau

Geschrieben von: Hartmut Barth-Engelbart
am: Samstag, 04. Juli 2009 um 16:13 -im GT-Online (Gelhäuser Tageblatt)

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Ein Eifersuchtsdrama forderte in der Schule in Mittel-Gründau zwei Menschenleben. Die Kinder der Grund-und Hauptschule wurden Zeugen eines Doppelmordes vor ihren Augen im Treppenhaus der Schule. Der Todesschütze hatte vor seiner Tat noch mehrere Kinder aus dem Gebäude geschickt.


Die Opfer sind die beiden Lehrer der Schule. Hintergrund der Bluttat ist ein Eifersuchtsdrama zwischen dem Haupt- und dem Hilfslehrer und der Ehefrau des Hauptlehrers. Seit Monaten hatte der Hilfslehrer eine heimliche Beziehung mit der Hauptlehrersgattin, die jedoch in dem kleinen Ort nicht lange zu verheimlichen war.


Zwischen beiden Lehrern kam es zu einem lautstarken Streit im Schulhaus. Der Hauptlehrer verließ das Schulgelände und kam kurze Zeit später mit einem Revolver bewaffnet zurück. Er stellte seinen Rivalen im Treppenhaus, erschoß ihn und anschließend sich selbst. Manche Ohren- und Augenzeugen unter den Schülern sagen aus, beide Lehrer seien bewaffnet gewesen und sie hätten sich gegenseitig erschossen.

Alle die jetzt beunruhigt sind, können getrost ihre Kinder weiter in die Grundschule am Hofgut schicken. Der Doppelmord geschah in der Alten Schule in der Haingründauerstraße 10 und nicht 2009 sondern 1929. Oder war es 1928 oder 1927 ?


Zeugen von damals meinen, es wäre in dem Jubiläumsjahr gewesen, in dem der Schulhof zum 50. Geburtstag der Schule gepflastert wurde mit der Jubeljahreszahl im Pflaster, die man noch heute sehen kann.
Andere wiederum sagen, es sei 1929 gewesen, als so und so alles drunter und drüber ging wegen der Weltwirtschaftskrise.

Bis vor Kurzem konnte man es auch noch auf dem Friedhof lesen, wann es war und wie die beiden Lehrer hießen: sie waren beide zusammen begraben worden und auf dem Grabstein stand eine Inschrift, die auf das schreckliche Ereignis hinwies. Leider hat der Bauhof diesen historischen Grabstein abgeräumt. Zu hoffen ist, dass er nicht für den Straßenbau geschreddert wurde, sondern noch irgendwo im Bauhof liegt. Er sollte unbedingt wieder seinen Platz auf dem Mittel-Gründauer Friedhof finden. Lieber Gestern als Morgen!!

Nachsatz 2014:

bei den monatlichen Erzählabenden zwischen 1994 und 2016 gab es immer wieder anderslautende Versionen der Geschehnisse zu hören: so soll die Seitensprung-Beziehung zwischen Hauptlehrer und Hilfslehrersgattin ein absichtlich vom Hilfslehrer gestreutes Gerücht gewesen sein, weil der gerne die Hauptlehrerstelle gehabt hätte. Das Kirchenpatronat hätte dann schon für den Wechsel gesorgt: ein Ehebrecher als Lehrer , das ging nicht. Und der Hilfslehrer hätte sich dann auch gleich von seiner Frau trennen und sich eine neue, vielleicht hübschere und jüngere suchen können. Zum segensreichen Wirken des Hauptlehrers und Radiobastlers Oschwald gibt es auch viele Neuigkeiten: die schlechten will ich hier schon wegen des mangelnden Platzes nicht weiter aufzählen, war ja auch nicht leicht nach dem Krieg Lehrer zu finden, die keine Alten Nazis waren… Oschwald hat das Ortsarchiv in der alten Schule nach den höchsten wissenschaftlichen Richtlinien archiviert, so dass die Mitglieder der Hessischen Historischen Kommission bei ihren Forschungen zur 1848er Revolution darüber hellauf begeistert waren. Leider wurde diese vorbildliche Archivierung durch die überstürzte Räumung der Alten Schule zerstört. Die geordneten Dokumente wurden wahllos in Schubkarren geladen und vollig durcheinander gebracht und in Niedergründau zunächst in eine Abstellkammer verfrachtet. Es hat Jahre gebraucht, bis Mitglieder des Gründauer Geschichtsvereins die Archivierung wieder halbwegs in Ordnung bringen konnten. Da bei der Räumung nicht immer Lokalhistoriker anwesend sein konnten, ist auch nicht sicher, wie viele Dokumente bei der Räumung im Müllkontainer gelandet sind. Hätte die Gemeinde die alte Schule nicht an zwei CDU-Vorstandsmitglieder verkauft und sie als öffentlichen Raum erhalten, die Mittel-Gründauer Geschichte wäre noch lückenlos im Dorf vorhanden.

Dass es früher nicht immer schöner und besser und friedlicher war als heute, zeigt nicht nur dieser Mordfall. Noch heute erzählen SchülerINNENder Mittel-Gründauer Schule, wie sie nach 1945 von ihrem Lehrer Oswald gequält wurden. „Wann isch den heut noch treffe würd, isch würd em soi Geische um die Ohrn haache!“ Solche späten Seufzer sind nicht selten in Meddel-Grinn. Oswald hatte seine Lieblinge, die musizierten und bei ihm in den FreifuftTheateraufführungen auf der Freilichtbühne in der Sandkaute Richtung Reitzeberg die ersten Geigen (Rollen) spielten. Die, die sich nicht daran beteiligen wollten, denen er die Flötentöne nicht beibringen konnte, gegen die zog er andere Saiten auf! Nicht wenige der verabschiedeten 9.Klässler lauerten oft ihrem Peiniger auf, warteten an der Gaststätte Kuhl – heute Stenger/Heiß- bis der „Oschwald“ aus dem Schultor trat und dann flogen die Schottersteine – die Haingründauerstraße war noch nicht asphaltiert. Lehrer Oswald hielt sich seine Aktentasche -wie beim ABC-Katastrophenprobealarm gelernt – über den Kopf und ergriff die Flucht in Richtung Kriegerdenkmal.

Gewaltig ging es auch beim Marsch der Meddel-Genner Buben zum Konfirmantenunterricht in der Bergkirche zu .. …Fortsetzung folgt im Kommentar und auf www.barth-engelbart.de


Hartmut Barth-Engelbart

geschrieben von Hartmut Barth-Engelbart, Juli 05, 2009

Schlägereien zwischen Einheimischen und Zuwanderern

Der Schulschlüssel war in den End40ern und Anfang der 50er spätnachmittags oft „nicht aufzufinden“, wenn die Kinder und Jugendlichen der Flüchtlinge aus der neuen Siedlung um die Friedensstraße entweder zum Kommunionsunterricht oder zu ihrem Jugendtreff gehen wollten. Dann gab es auch Schlägereien. Was das mit der „fürstlichen Toleranz“ gegenüber Glaubensflüchtlingen zu tun hat und mit der hessischen Landesregierung und der Ausschaltung der Kommunisten und mit dem angeblichen und dem tatsächlichen Antisemitismus der „kleinen Leute“, das sollen einige weitere Geschichten aus Mittel-Gründau klären:

Wozu man Flüchtlinge (miss)brauchte; Eines müssen Fürsten haben: PRÜGELKNABEN!; Warum die SPD lieber mit dem BHE als mit der KPD koalierte; Viel Arbeit für die POST-Reparatur-Trupps in Mittel-Gründau: waren die Steineschmeißer etwa die Vorfahren der „Sägenden Zellen“?
Heute würden die Jungs als Terroristen verfolgt.

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

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