Mittel-Gründau: wo die Bandkeramiker sich den Ton holten

Bereits beim Bau der Kreisstraße von Langenselbold nach Mittel-Gründau wurden an der Südseite des Hügels zwischen Niedergründau und Mittel-Gründau Bandkeramikersiedlungen entdeckt. In der Regel befanden sich die Siedlungen in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Tonvorkommen. Hier lagen sie direkt an der bis ins 20. Jahrhundert genutzten Tongrube Mittel-Gründaus (siehe Artikel über den Spitznamen der Mittel-Gründauer „Russe“). Wichtig waren Quellen , tiefe Lösböden und die Südhanglage. Die Lösböden waren in den Hanglagen notwendig für die Vorratsgruben, auch für die grubenartige „Unterkellerung“ der Hütten, wie es sie in den Mittel-Gründauer Bauernhäusern noch als Kriechkeller gab, mit offenen Lehmböden zur Lagerung von Obst und Rüben und Kartoffeln, mit der Falltüre in der Küche.

Der zweite Ort im Dorf, wo sich die Bandkeramiker den Ton holten war der Ahl -Im Ahl heißt die Sackgasse , die in Ostliche Richtung am Backhaus von der Haingründauer Straße abgeht. An deren Ende die Überreste eines kleinen nordfränkischen Hufeisen-Gehöftes – ein in seinen ehemals klassischen Schönheit kaum zu übertreffendes Exemplar mit noch erhaltenem verschindelten Wohnhaus, leider abgerissenen EingangsDachgaube und der Fachwerkscheune. Das Gehöft steht direkt am Rand der Tongrube, die Grundmauern und die Keller dürften bereits in Teilen der Tongrube angelegt worden sein. Direkt hinter dem Gehöft gab es bis zur Neubebauung des Bauerngartens und der angrenzenden Streuobstwiese zwei stark schüttende Quellen, die bis 2000 „nach Christus“ als Viehtränke benutzt wurden. Heute sind sie verbaut. Hier hat sich die zweite Bandkeramikerwerkstatt befunden. Beim Ausheben der Baugruben auf dem Dauth’schen Gelände müssen zahlreiche (Band-)Keramikscherben zum Vorschein gekommen sein.  Der Wortstamm Ahl in der Flurbezeichnung, im Orts- und Flussnamen deutet immer auf solche Tonvorkommen und Entnahme-/Abbaustellen und Werkstätten hin und auf entsprechende Keramiker-Siedlungen. Ahl, Aul, Eul oder Euler, Al, oder Als — all diese Vorsilben haben etwas mit dem Tonabbau und den Keramikersiedlungen zu tun: Alsfeld, Aulendiebach, Eulbach, Albach – Euler ist die alte Berufsbezeichnug für den Töpfer. In vielen Gemeinden der Umgebung gibt es Straßen mit dem Namen „Im Ahl“. Hier waren die Siedlungsbedingungen wegen der etwas steileren Südhanglage und der Möglichkeit, Vorratskeller in den Lösboden-Hang zu graben, optimal kombiniert mit den Ahl-Quellen, den Tonvorkommen und später der Möglichkeit der Umleitung des Hasselbaches zum Mühlbach oberhalb der Ortsbebauung vom Schafweiher bis über die Wagnershohle und die Obergasse/Alte Schulstraße. Ob es im Bereich der Stickelsberg-Quelle unterhalb der Keltensiedlung Tonvorkommen gab, ist noch nicht bekannt aber wahrscheinlich. Auch am Stickelsberg könnten lange vor den Kelten Bandkeramiker gesiedelt haben: Südhanglage, Quellen, Lösböden .. und der Geländesporn in Gründautal war von Wasser und Sümpfen umgeben, nach Noden schreckte ein steiler Hang Eindringlinge ab ….

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

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