Gründau Mittel-Gründau: wie ein ExBürgermeister zum wiederholten Male die Heimat verkaufte

„Heimat als Aufgabe“ war jahrelang der Wahlspruch der CDU-Gründau. Georg Meyer hat sich dran gehalten. Nein, er hat den Spruch noch übertroffen: er hat die Heimat nicht nur aufgegeben, er hat sie auch verkauft: die Zigarrenfabrik. das Zweigwerk der Adlerwerke, den Frachtschuppen am Liebloser Bahnhof, die historische Häuserzeile in der Gelnhäuser Straße in Lieblos, wo jetzt die Banken stehen, den Storchen, das alte Rathaus Lieblos und die Milchsammelstelle, das Mittel-Gründauer Polenhaus und die ALTE SCHULE Mittel-Gründau, die Herrenscheune an der Bergkirche, die historische Trafostation in Niedergründau … Nein, nicht all das hat er verkauft, manches hat er nur nicht gerettet, obwohl er es hätte retten können: ein Anruf beim Denkmalschutz hätte gereicht. Gerettet wurde das Fachwerk-Wohnhaus der letzten Juden in Lieblos gegen seinen Widerstand. Er hatte es zusammen mit den CDU-FWG-Gemeinderatsfraktionen als „Rattenloch“ bezeichnet und den Abriss gefordert.

Die verkaufte Heimat
(16.05.2006) – Verfasst von Hartmut Barth-Engelbart
Dies ist ein Text, der das gemeinsame Gedächtnis der Gründauer auffrischen soll. Die vor 6 Jahren bei der Domänen-
verwurschtung gescheiterte und spurlos verschwundene Immobilien Kauffrau aus Haingründau ist aus Hamburg zurück. Sie ist wieder im Geschäft, der Herr von Savigny ist nicht der Einzige, der hier absahnen möchte. Das große Sanierungsplakat an der Domäne war das teuerste Wahlkampfplakat, das bei der Kommunalwahl dieses Jahr geklebt wurde und viele Gemeindvertreter aller Parteien sind dem Schwindel aufgesessen und haben sich noch in halber Siegerpose von der Presse ablichten lassen: „Ja, ja, es ist doch gut, wenn überhaupt was passiert!“ …. Nix passiert, bis die Ruine platt ist und man das ganze als billiges Bauland erwerben kann und der Denkmalschutz darf durch die Löcher in den Dächern blinzeln und beteuern, dass leider nichts mehr zu retten ist. Aber vielleicht hat die Landesregierung noch Mal ein paar Millionen übrig, der Graf von Erbach-Erbach hat ja auch 13 Millionen Sozialhilfe bekommen und eine Sozialwohnung im Dachgeschoss vom Erbacher Schloss. Warum soll der Büdinger denn leer ausgehen, wenn schon der Schwiegervater die Schwarzgelder der Hessischen CDU verwalten durfte ? Und es ist auch nicht so weit von der Schwarz-Mark zum Schwarz-Euro und zum Schwarz-Schilling ,…

Aber das ist jetzt echt eine andere Geschichte.

200.000 Euro für die Sanierung der Alten Schule ?

Ein kurzes Kapitel Neo-Feudalismus

Den 60 % der Wahlberechtigten Mittel-Gründauer hat es in den letzten
Wochen doch für einige Tage die Sprache verschlagen. Sie hatten sich vor 13 Jahren in einer Unterschriftensammlung für
den Erhalt ihrer Alten Schule und deren Ausbau zum Sozial- und Kultur- und Jugendzentrum ausgesprochen. Ein Verein
-die Initiative Alte Schule e.V. betrieb über 10 Jahre eine kleine „Volkshochschule“ mit bis zu 27 parallel laufenden Kursen,
mit Jugendzentrum, Leihbücherei, Krabbelgruppen, Hausaufgaben- und Nachhilfe zum Selbstkostenpreis, Dorfkino,
diversen Kulturveranstaltungen und Festen, Erwachsenenbildung, Erst-Hilfe-Kurse, Erziehungs– und Drogenberatung,
Schullaufbahnberatung, Bewerbungsschulung, Fahrrad- und Spielzeugwerkstatt, Rückenschule, 5 verschiedene
Fremdsprachenkurse, Töpfer- und BatikKurse, Seidenmalerei, Malschule, musikalische Früherziehung usw… Und das
Ganze wurde vom Verein ehrenamtlich organisiert. Der Verein initiierte das Frühenglisch an der Grundschule, begann mit
der Betreuungsschule zunächst gegen den hinhaltenden Widerstand der Gemeinde („Kinderbetreuung ist Familien- und
Frauensache“), bevor im Main-Kinzig-Kreis auch nur eine einzige andere Betreuungsschule existierte. Die Mittel-
Gründauer hatten von der Gemeinde in endlosen Gesprächen mit dem Gemeindevorstand, dem Bürgermeister … darum
gebeten, die Alte Schule als öffentliches Ortszentrum für soziale und kulturelle Zwecke zu erhalten und auszubauen. Der
Ortsbeirat Mittel-Gründau sprach sich gegen den Verkauf der Alten Schule an Private aus, um das Jugendzentrum, die
Krabbelgruppen, die Erwachsenenbildung,die Fahrradwerkstatt usw. zu erhalten und ein Denkmal der deutschen
Demokratie öffentlich belebt zu erhalten. Denn die Alte Schule Mittel-Gründau wurde aus Spendengeldern der bettelarmen
Bevölkerung von den Mitgliedern des Demokratischen vereins Mittel-Gründau erbaut, der wesentlich zum Aufbau der
ersten deutschen Demokratie beigetragen hat in permanenter Auseinandersetzung mit dem Fürstenhaus Ysenburg-
Büdingen und den Darmstädter Großherzögen. Die Gemeinderatsmehrheit setzte sich über das Votum der Mittel-Gründauer und ihres Ortsbeirates hinweg mit dem Hinweis auf die Kosten. Die Sanierung der Alten Schule Mittel-Gründau hätte mit Sicherheit keine 200.000 Euro gekostet: es gab viele Zusagen zu Eigenleistungen, im Verein gab und gibt es Fachleute vom Handwerker bis zum Architekten, vom Dachdecker bis zum Heizungsinstallateur. Die Gemeinde hat unter
Bürgermeister Georg Mayer über 150.000 DM zum Fenster hinaus geworfen. Dem Bürgermeister liegt noch heute ein
Rechtsgutachten eines renommierten Frankfurter Verwaltungsjuristen vor, nachdem die Gemeinde die Alte Schule noch
Mitte der 90er Jahre hätte vom Main-Kinzig-Kreis kostenlos zurückerhalten können. Der Main-Kinzig-Kreis hat seine
Fürsorgepflicht verletzt und die Gemeinde nicht rechtzeitig darauf hingewiesen, dass sie noch vor der Änderung des
hessischen Schulgesetzes ihre eigene Schule hätte vom Kreis zurückfordern können. Auch nach der vom Gemeindevorstand und dem Bürgermeister verpennten Frist, hätte die gemeinde 150.000 DM sparen können, wenn sie -wie im Rechtgutachten ausgeführt- den Kreis wegen erwiesener Undankbarkeit verklagt und das ihm geschenkte Grundstück für den Schulneubau zurückgefordert oder den marktüblichen Preis dafür verlangt hätte. Möglich gewesen wäre dabei auch als Ersatz die kostenlose Rückgabe der Alten Schule an die Gemeinde Gründau. 75.000 Euro in den Sand gesetzt. Dass die Gemeinde Gründau bei der Zerschlagung des Kultur-Sozial-und Jugendzentrums Alte Schule vor weiterer Verschleuderung von Geldern ihrer Bürger und Zerstörung weitere Einrichtungen nicht zurückgeschreckt ist, belegt zunächst Mal das „Vergessen“ des 100. Geburtstages des Glockenturmes und der Feuerwehreinrichtungen in der Alten Schule: so wurde 2004 nicht etwa ein Jubiläum gefeiert, das ehemalige Bürgermeisteramt, das ehemalige Standesamt, das ehemalige demokratische Zentrum des Ortes gebührend erneuert und geschmückt – im Gegenteil: die historische Feuer-Hochzeits- Tauf- und Sterbeglocke wurde herausgerissen und in den für viele tausend Euros dafür stabilisierten Turm des neuen Feuerwehrhauses gehängt (abgesehen Mal von den Kosten die der Glockensturm gekostet hat). Damit nicht genug: um die Leihbücherei der Initiative Alte Schule aus dem historischen Gebäude vertreiben zu können baute die Gemeinde kurzerhand eine Sozialwohnung eines Rentners um, noch während der im Krankenhaus lag („Der kommt so und so nicht mehr zurück!“). Man hatte es offenbar sehr eilig. Vergessen war plötzlich der Mangel an Sozialwohnungen: nur ein Jahr später wurde ein zwangsgeräumter Liebloser Mitbürger in einen Container hinter dem Bürgerzentrum eingepfercht, weil es keine Sozialwohnung für ihn gab. Die zur Mini-Bibliothek umgebaute Sozialwohnung brachte erst die Umbaukosten, dann einen Rentner zu früh ins Heim und die Kosten für eine unmenschliche ContainerWohnhaft. Der Bücherei nahm die Aktion die Möglichkeit größerer Veranstaltungen wie Lesungen, Konzerte, Ausstellungen, Schreibwerkstätten sowie die Anbindung der Bibliothek an Fremdsprachkurse, Jugendzentrum, Hausaufgaben- und Nachhilfe … Kinder und Jugendliche zum Lesen bringen, weg von der Glotze ? Weg vom Saufen und Rauchen ? Alles egal! Und dabei ist es noch völlig fraglich, ob die Gemeinde beim Verkauf der Alten Schule annähernd so viel in die Kasse bekam, wie sie vorher rausgeschmissen hat.

Der Gipfel der Scheinheiligkeit ist das „Lokale Bündnis für Familie“. Die extra aus Wiesbaden zur Wahlkampfunterstützung
angereiste Ministerin Lautenschläger warb in Rothenbergen für „ehrenamtliches Engagement“ für eine Familienfreundliche
Gestaltung der Gemeinden in Hessen, als gerade für etwas, was die Initiative Alte Schule weit über 10 Jahre lang
organisiert und was die Gemeinde Gründau absichtsvoll zerstört hat. Die anwesenden Gründauer Bürger stellten in diesem
Zusammenhang Forderungen an die Gemeinde und die waren zum großen Teil identisch mit dem Programm, das die IAS
in Mittel-Gründau von 1993 bis 2003 ehrenamtlich durchgeführt hatte. …bis die gemeinde gegen den Willen der Mittel-
Gründauer die Alte Schule verkaufte. Für Hausaufgabenhilfe, Krabbelgruppen, Erwachsenenbildung, Kreativ-Kurse, offene
Jugendarbeit, Schullaufbahnberatung, Drogenberatung, kleinere Kulturveranstaltungen, Präsentbücherei bei Nachhilfe zu
sozialverträglichen Preises für all das fehlt jetzt der Raum .. Und dann werden 200.000 Euro für die Liebloser Alte Schule
beschlossen, wird dem adligen Käufer der Ysenburg-Büdingenschen Domäne ein Sanierungszuschuss von 125.000 Euro
aus der Gemeindekasse zugesagt … Früher hat sich der Büdinger Fürst an den Mittel-Gründauern schadlos gehalten, heute scheint es der eigene Magistrat zu tun. Wie war doch der Wahlslogan der regierenden Mehrheitspartei noch in den 90er Jahren? Heimat als Aufgabe.Man meint zu recht, der Gemeindevorstand und der Bürgermeister haben unsere Heimat
aufgegeben. Sie haben sie verkauft.

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

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