Erfolgreicher Anschub einer offenen IRAN-Debatte mit einer Übersetzung für die jungeWelt

Auf meine Übersetzung des Artikels von Thierry Meyssan (siehe nächster Artikel hier im AKTUELL-Bereich, die Übersetzung erscheint am Montag in der jW)) kamen viele Reaktionen- die folgende ist für die eine Seite beispielhaft (ich habe weitgehend die Namen weggelassen es kommt auf die Inhalte an)

(JETZT MIT BRANDNEUEN BEITRÄGEN weiter unten)
„A W“  schrieb:
Lieber Hartmut

bisher habe ich von Dir auf verschiedenen Wegen meist gute, linke Texte erhalten. Nun stehst Du als Übersetzer unter dieser schwachsinnigen Verschwörungstheorie, die behauptet, die Jugend- und Freiheitsbewegung im Iran sei nur ein CIA Produkt. Selbst wenn der CIA dabei eine Rolle spielt, spricht das höchstens für die CIA. Die „Islamische Republik“ hat ebenso wie das Naziregime gleich zu Beginn Tausende von Kommunisten und Sozialisten ermordet. Im Iran werden sozialistische Organisationen, freie Gewerkschaft und streikende Arbeiter bis heute brutal unterdrückt, linke Intellektuelle häufig ermordet. Ahmadinedschad leugnet den Holocaust und sympathisiert mit deutschen Neonazis. Und nun wird dieser Mörderstaat und sein Mörderpräsident von Linken auch noch verteidigt? Mit der gleichen Logik kannst Du allerdings auch das Naziregime nachträglich verharmlosen. Das wurde ja auch von westlichen Mächten bekämpft.
Bitte nochmal nachdenken!

solidarische Grüße   A W
Hier meine Antwort:

— Hartmut Barth-Engelbart schrieb am So, 28.6.2009:

Von: Hartmut Barth-Engelbart
Betreff: Re: Linke für Nazi-Freund Ahmadinedschad?
An: a.w.@web.de

Datum: Sonntag, 28. Juni 2009, 11:56

Lieber A.W.,

ab 1946/47 wurde in den Westzonen damit begonnen statt Kreigsverbrecher zu verfolgen, sie zu sammeln für den Aufbau der Bundeswehr, des geheimdienstes, des Regierungapparates, es wurden Sozialistinnen, Kommunistinnen, Gewerkschafterinnen verfolgt, inhaftiert, zusammengeschlagen und auch erschossen (Phillipp Müller in Essen, die anderen nicht zu vergessen,) Frauenrechterinnen gejagt und eingekerkert, Kinder von früh bis spät christlich indoktriniert und den Eltern weggenommen, die das mit ihren Kindern nicht machen lassen wollten, Kinder und Jugendliche massenweise misbraucht, Frauen systematisch und „rechtlich“ geschützt geschlagen, vergewaltigt vor, innerhalb und außerhalb der Ehe … politische Streiks wurden verboten und mit Polizeigewalt aufgelöst, „Rädelsführer“ verhaftet  …

ich habe deshalb noch nie die militärische Intervention gegen die Bundesrepublik Deutschland gefordert, noch nicht einmal wirtschaftliche Sanktionen, auch dann nicht, als die Bundesrepublik wieder Angriffskriege unterstützte und dann sogar initiierte und führte und die kriegsverbrecherische Tardition ihres Rechtsvorgägers auf höherer Stufenleiter fortsetzte: Nazideutschland hat Spione wie Heinrich Harrer und Sven Hedin und Contzen nach China und in den Hindukusch geschickt, hat versucht die Feudalherrschaft in Tibet für sich zu gewinnen. Die Bundesrepublik schickt truppen und führt dort einen Angriffskrieg.

Ich fordere deshalb keinen Sturz der Regierung Steinmeier und Merkel durch die tealiban oder den pakistanischen Geheimdienst oder den chinesischen. Hier die Verhältnisse zu ändern ist allein unsere Aufgabe und da hat sich niemand vo außen einzumischen. Ratschläge gerne, Debatten auch, aber keine covert actions der Dienste …

I ch werde mich hüten, die vergleichsweise doch sehr demokratsich gewählte Regierung des Iran (man muss das noch nicht mal mit Jordanien, Saudi-Arabien, Abu-Dabi, Oman oder sonstigen Freunden der EUSA-Nato vergleichen. Die Wahlen im Iran sind mindestens genau so „demokratisch“ wie die bei uns , wie die in den USA, wenn man sich die Verfügung über die Massenmedien als Meiningsmacher ansieht und die Macht der religiösen Gruppierungen) auf eine Stufe mit den Regierungen Adenauer bis Merkel zu stellen.

Ich werde mich hüten den Iran mit den USA gleichzusetzen. McCarthy ist und war nicht einzigartig, er hatte viele ebenbürtige Nachfolger, George Bush war nur einer von vielen, Caren Silkwood war nur eine der ermordeten Gewerkschafterinnen, und der Iran hat weltweit weniger Menschen auf dem Gewissen als sie USA und die Nato. Der Shah wurde nicht von „Menschenrechtlern“ aus der Führungselite der EU-Vorläufer gestürzt, sondern vom iranischen Volk und von außen vor alllem aus Paris und Washington wurde versucht dann die Nachfolge zu beeinflussen.  Noch können die USA ihre Analphabeten und Arbeitslosen zum Teil in die verschiedenen Mordsmaschinen stopfen. Aber ganz marktwirtschftlich gesehen,: je weiniger sich diese Mordsgeschäft lohnt, je geringer die beute wird und je mehr sich selbst die Vorgäten des besten aller Demokratien selbständig machen, um so fragwürdiger wird die bereitschft, in sie zu investieren. Klar, angeschossene Raubtiere sind historisch kurzfristig die Gefährlichsten, doch viele Hasen sind des Hundes Tod. Drei vier bringt er zur.. aber dann bleibt er letztlich auf der Strecke: er hat sich selbst zu Tode gejagt.

Und dann immer  wieder die mossad-CIA-gelenkte Dauerklage  Ahmadinedschad würde den Holocaust leugnen. Das ist so was von erfunden und gelogen, dass sich die Balken nicht nur biegen sondern brechen: er hat gesagt, dass das unsagbare Leid der Juden in Europa, dass der Holocaust dafür benutzt wird, um den Palästinensern das Land zu stehlen, sie zu unterdrücken, zu morden und frfagt, warum Palästinenser für verbrechen der Europäer büßen sollen … und er hat gesagt, was beiuns als Volksweisheit schon immer gesagt wurde: unrecht Gut gedeiht nicht gut. Lügen haben kurze Beine und er hat es auf das israelische Besatzungsregime bezogen und gesagt, dass dieses Besatzungsregime (in bundesdeutscher Wortwahl würde das heißen „dieses Unrechtsregime“ oder das „sogenannte Israel“) von den Seiten der Geschichte verschwinden wird so wie das Südafrikanische Appartheit-Regime und das TerrorRegime des Shah.

Ich hoffe, dass große teile der Friedensbewegung und der Linken in Deutschland und der EU noch rechtzeitig merken, vor welchen Karren sie da gespannt werden.

Im Moment, wo ich das schreibe, erhalte ich die nachricht aus der nachbarschaft von einigen Internetjusern, dass meine Artikel über die (auch aktuelle) Geschichte der Dorfschaften in der Umgebung höchstens von 10 % gelesen werden (können) und wenn ich sie in SMS stückeln würde und simplifizieren zu Schlagzeilen, dann wärens vielleicht 20%, sie würden dann aber ihren aufklärerischen Zweck verfehlen.. Ich soll doch die Artikel ausdrucken und als Flugblätter verteilen.  Aber was soll ich bei steigendem Halb- und Analphabitismus mit Flugblättern erreichen ? Was in der Flut der Werbewurfsendungen …

Ich übertrage diese Erkenntnis Mal auf die USA: its mostly an nearly only FUN FOR THE FITTEST  bis zu 50% werden eventuell durch das dann herrschende Twitter-SMS-a.s.o. – Hörensagen mit gepuscht, das reicht eventuell für Randale und Riot und lässt sich von den Initiatoren für ihre Zwecke nutzen, ist aber kein Beitrag zur Emazipation. Das ist strukturell antiemanzipatorisch trotz eventueller taktischer Gewinne „für einen guten Zweck!“ – sagt der Papst zur Piusbruderschaft und Obama zu den Evangelikalen …

Amen Bruder !
Die Predigt war wieder zu lang

Gruß
HaBE

Aus Luxemburg:

Re: Linke für Nazi-Freund Ahmadinedschad?
Lieber Hartmut,
Du liegst hier völlig richtig – aber verblendete Desinformierte glauben eher der Propaganda, als sich wirklich informieren zu wollen: dazu müßten sie nämlich selber denken anstatt denken zu lassen.

Es ist halt auch von Nachteil, daß die Klassiker kaum noch bekannt sind. Da kann denn auch kaum wer im „Westen“ was mit dem Begriff Imperialismus anfangen. Das ist bei Afrikanern, die noch nie was von den Klassikern gehört haben, anders: denen ist der Begriff geläufig, weil sie schließlich alltäglich drunter leiden. Womit wir wieder bei dem schönen Satz wären: das Sein bestimmt das Bewußtsein.

Kopf hoch !

J-M.J.

ES KOMMEN IMMER WIEDER NEUE und kurze MAILS MIT ERMUTIGUNGEN HIER AN: so z.B. von vier roten Nordlichtern, aus der Schweiz, aus Frankreich, aus Polen, aus den neuen Ostkolonien, ja selbst aus der Reichshauptstadt
—– Original Message —–
From: „Christoph R. Hörstel“
To: A W

Sent: Sunday, June 28, 2009 10:30 AM
Subject: Re: Linke für Nazi-Freund Ahmadinedschad?

Sehr geehrter Herr W,

Ihr Ton passt mir nicht. Sie werden sich daran gewöhnen müssen, dass es Heilige in unserer Welt nur selten gibt, meist sterben sie einsam und unerkannt. Gegenrschaft zu Ahmadinedschad ist sicher berechtigt, berechtigt jedoch nicht zum Umsturz von außen. Fakten als „Verschwörungstheorie“ zu bezeichnen, weil bessere Argumente nicht zur Verfügung stehen, hilft nicht weiter, ohne Sachauseinandersetzung geht es eben nicht. Bitte kein Stammtisch-Gefluche mehr an meine Adresse.

Gruß, Hörstel

—– Original Message —–
From: A W
To: ‚“Christoph R. Hörstel“‚
Cc: ‚Shraga Elam‘ ; ‚Hartmut Barth-Engelbart‘ ; wolfgang.gehrcke.ma01@bundestag.de ; ‚wernerpirker‘ ; trend@infopartisan.net ; ippnw@ippnw.de ; ‚metainfo-hh‘ ; as@jungewelt.de ; ESPOO@t-online.de ; feedback@jewishvoiceforpeace.org ; faitesvotrejeu@yahoo.com
Sent: Monday, June 29, 2009 12:50 AM
Subject: RE: Linke für Nazi-Freund Ahmadinedschad?

(Die Verteilerliste dieser Diskussion wird immer länger. Keine Ahnung warum, aber vielleicht ist diese grundsätzliche Diskussion über den Iran ja wirklich für einige der Gelisteten von Interesse. Wer sich gestört fühlt möge das mitteilen, dann streichen wir ihn raus)

Hörstel und Barth-Engelbart argumentieren, dass die mögliche Unterstützung der iranischen Opposition durch westliche Geheimdienste der entscheidende Aspekt bei den aktuellen Protesten im Iran sei. Und daraus leiten sie ab, dass wir als Linke im Westen nicht solidarisch mit der demokratischen Bewegung im Iran sein sollten, sondern stattdessen vor allem gegen die Einmischung eintreten sollten. Da dies die Grundthese ist, kucken wir doch zunächst mal an, ob es wirklich so ungewöhnlich ist, dass Oppositionsbewegungen Gegenstand von Geheimdienstoperationen anderer Länder werden:

* Im Jahre 1917 unterstützte der deutsche Geheimdienst die Partei, die Bolschewiki, weil er sich von einem Umsturz Vorteile versprach. Seitdem wird behauptet, dass die Bolschewiki ja nur deutsche Agenten gewesen seien.
* Die KPD in der Weimarer Republik wurde auf vielfältige Weise durch den Geheimdienst der Sowjetunion unterstützt. Seitdem geht das Gerücht um, dass Kommunisten ja nur Agenten Moskaus seien.
* Während des Zweiten Weltkrieges unterstützten amerikanische und britische Dienste deutsche Widerständler gegen Hitler. Linke Widerstandskämpfer wie die Rote Kapelle arbeiteten direkt mit den Geheimdiensten der Sowjetunion zusammen um zur Niederlage des Naziregimes beizutragen. Dies diente den Nazis damals und dient ihren Nachfolgern bis heute als Beleg, dass die Gegner der Nazis „undeutsch“  und nur Agenten der sowjetischen oder amerikanisch-britischen „Zionisten“ gewesen seien.
* Während des Kalten Krieges unterstützten die Geheimdienste beider Lager, Oppositionelle im jeweiligen anderen Lager. Dies diente in beiden Blöcken dazu, die Regimegegner als bloße Agenten einer ausländischen Macht zu verleumden und zu verfolgen.
* Und heute unterstützen amerikanische und britische Geheimdienste wahrscheinlich die demokratische Opposition im Iran. Auch dies wird wieder vom iranischen Regime benutzt um die ganze Bewegung als Agenten des Westens hinzustellen.
Tatsächlich ist eine Oppositionsbewegung gegen ein diktatorisches Regime immer darauf angewiesen, jede Hilfe anzunehmen, die sie kriegen kann. Wenn man mit einem Bein im Knast und mit dem anderen Bein im Grab steht wie z.B. derzeit die Regimegegner im Iran, dann hat man nicht den Luxus sich seine Freunde auszusuchen.

Die Frage ist nicht, ob es Einmischungen der USA im Iran gibt. Die Frage ist, ob diese Einmischung für uns ein Anlaß ist, uns nicht mit der demokratischen Opposition zu solidarisieren oder gar uns mit der herrschenden Clique der „Islamischen Republik“ anzufreunden und sie zu verteidigen.
Nehmen wir einmal an, dass all die dünn belegten Thesen über die systematische Aufhetzung und Steuerung der iranischen Jugendlichen durch den CIA wahr sind. Na und? Das wäre doch eine viel sympatischere Strategie der USA als mit Krieg zu drohen, als wie im Irak durch Einsatz des Militärs einen gewaltsamen „regime change“ mit vielen hunderttausend Toten herbeizuführen. Solange die USA eine Chance sehen, dass das iranische Regime durch die eigene Opposition geschwächt wird, wird wohl die militärische Karte nicht mehr zum Zug kommen. Denn die wäre der Tod der Opposition und eine moralische Stärkung des Regimes. Allerdings besteht in der Tat die Gefahr, dass die USA zu einem späteren Zeitpunkt die militärische Option wieder aufnehmen. Und in dem einen Punkt sind wir uns vielleicht einig: Jede militärische Aktion, jede gewaltsame Einmischung der USA im Iran ist zu verurteilen und muss mit allen Kräften verhindert werden. Das sagen aber auch die iranischen Oppositionellen und haben es bei jeder Versammlung und Veranstaltung, wo ich dabei war, explizit herausgestellt: Sie sind strikt gegen jedwe militärische Aktion oder Drohung der USA, das wäre kontraproduktiv und würde gerade das Regime Ahmedinedschad stärken. Ja, es gibt auch „linke“ Fraktionen und Gruppen, die eine militärische Aktion zum „regime-change“ befürworten – aber aus meinen Aussagen war das nicht herauszulesen, insofern ist es unredlich mir das wie geschehen zu unterstellen.

Wir sind uns also über diesen einen Aspekt – Nein zu jeder militärischen Intervention oder Drohung durch den Westen – einig und für uns als Mitglieder und Aktivisten der Friedensbewegung ist das natürlich ein wesentlicher Punkt. Aber das entschuldigt nicht, die Kumpanei mit dem iranischen Diktator, die gerade auch in den nachgeschobenen Texten erneut praktiziert wird:
* Christoph Hörstel sagt „Ahmadinedschad ist mit Sicherheit kein Hitler-Fan“. Hat er die Interviews von Ahmedinedschad im SPIEGEL nicht gelesen? Dort appelliert A. immer wieder explizit an das deutsche Volk sich doch von den die westliche Welt beherrschenden Juden und ihren Lügen über den Holocaust zu befreien. Er lud Nazis und andere Holocaust Leugner zu seiner Konferenz ein und er wußte genau was er tat, denn doof ist er sicher nicht.
* Hartmut Barth-Engelbart spricht von der „vergleichsweise doch sehr demokratsich gewählte Regierung des Iran“. Hat er dabei an seine iranischen Genossinnen, die in Massengräbern verscharrt wurden, gedacht? Hat er die gefolterten linken politischen Gefangen in den Gefängnissen des Irans gefragt, bevor er diese Einschätzung traf? Hat er mit den Angehörigen der Busfahrer, die wegen der Gründung von Gewerkschaften ermordet wurden, gesprochen? Wer so zynisch und unsolidarisch argumentiert der verliert jedes Recht sich links oder Kommunist zu nennen, der entwertet auch seine gesamte politische Arbeit, die er hierzulande leistet.

Unsere werten Genossen handeln aber natürlich nach besten Wissen und Gewissen. Sie wollen „Prioritäten setzen“. Und diese Prioritäten führen sie
– weg von einer kämpferischen Frauen, Jugend und Arbeiterbewegung, die nicht unbedingt links und revolutionär aber eindeutig fortschrittlich und demokratisch ist,
– hin an die Seite von Mördern und Antisemiten.
Man mag zu ihrer Ehrenrettung sagen, dass eben diese reaktionären Verbrecher sie genauso wie alle anderen Linken umbringen würden, sobald sie nicht mehr nützlich sind. So geschah das ja auch nach 1979 mit den Mitgliedern der iranischen Tudeh Partei und vielen anderen iranischen Linken. Auch sie glaubten Khomeini sei ein aufrechter Antiimperialist und deswegen müsse man ihn taktisch unterstützen. Die eigenen Genossinnen, die keine Schleier tragen wollten, erhielten einen Maulkorb und weltweit wurde die ganze kommunistische Weltbewegung auf diese Linie eingeschworen. Im Ergebnis wurden dann tausende von Mitgliedern dieser Tudeh Partei grausam ermordet – von den Schergen des „Antiimperialisten“ Khomeini. Sein Mittäter und Nachfolger ist immer noch der geistliche Führer, Mentor und Vorgesetzte Ahmadinedschads. Die „Islamische Republik“ wird von eben den Mördern geführt, die unsere Genossen auf dem Gewissen haben. Ein Pakt mit ihnen verbietet sich genauso und ist genauso verwerflich wie der Pakt Stalins mit Hitler 1939. Wenn „Prioritäten“ zu solch einer politischen Katastrophe, zu einem politischen und moralischen Bankrott führen, dann sind sie falsch. Und bisher dachte ich eigentlich, dass es kaum einen Linken auf der Welt mehr geben könnte, der das nicht so sieht. Aber ich habe mich getäuscht. Die Genossen Hörstel, Bart-Engelbart und co treten an um das Desaster der Tudeh Partei von 1979 erneut durchzuexerzieren. Wie ist das möglich? Es ist möglich, weil der Grundfehler der Politik des Stalinismus, die falsche Einschätzung antiimperialistischer Bewegungen, nicht aufgearbeitet wurde.
Es gibt zahllose Beispiele in der Geschichte der kommunistischen Bewegung, wo genau diese Paktiererei bis zur Selbstaufgabe zu schweren Niederlagen geführt hat, z.B. Schanghai 1927. Man lese es nach. Ja, es ist richtig, die Befreiung aus kolonialer und neokolonialer Unterdrückung zu unterstützen. Aber dabei muss man sich im Klaren sein, dass diese nationalen Bewegungen eine neue nationale Bourgeoisie verkörpern und die erste Gelegenheit nutzen werden, um sich von ihren linken Anhängseln zu befreien. Deswegen ist es so wichtig, dass die Linke ihre Unabhängigkeit bewahrt und vor allem keinerlei Kompromisse in Bezug auf Arbeiter, Frauen und Menschenrechte überhaupt macht. Und dort wo „antiimperialistische“ Befreiungsbewegungen zur Macht gelangt sind und mit diktatorischen Mitteln gegen die eigene Bevölkerung regieren, sind sie schlicht Feinde, mit denen es keinen Kompromiss mehr geben kann. Wenn die Menschen sich gegen so ein Regime wehren, ist das uneingeschränkt gut und es ist die Pflicht von Linken sie zu unterstützen (selbst dann wenn auch andere dies mit anderen, weniger ehrlichen Motiven tun).
.
HaBE an AW
Lieber A W,
wie Du aus meinen Texten entnehmen kannst, dass ich gegen die Unterstützung der Gewerkschaftsbewegung, der Frauenrechtlerinnen, der sozialen Basisbewegungen im Iran bin, bleibt Dein Geheimnis, wenn Du es nicht genauer erklärst. Dass „westliche“ Geheimdienste DIESE Opposition im Iran unertsützen ist ungefähr die so wie wenn der Strick den Gehänkten stützt.  Mag sein, dass das so ist wie beim Ruhrkampf (gegen die Abtrennung des Ruhrgebietes nachFrankreich) , da hat die Freicorps-Brigade Ehrhardt die Kommunisten „unterstützt“, indem sie noch während der Kämpfe-als sich abzeichnete, dass Frankreich mit seinem Plan nicht durchkommt gegen den Widerstand – damit begonnen alle Kader der KPD zu kidnappen und viele von ihnen zu erschießen. Zeugen ? Mein Vater war Mitglied im Freicorps und hat mir das noch kurz vor seinem Tod mit der Bemerkung „gebeichtet“: „Eigentlich hätte ich Dich im Ruhrkampf am Ende erschiessen müssen!“.
Von 1981 bis 1987 habe ich zusammen mit vielen Menschen über 15 LKW-Transporte zur Unterstützung der medizinischen Versorgung der Menschen in Wrozlaw, Lodz, Opole, Gdank, Zopot, Krakow, Warschawa usw.. organisiert und -wegen Einreiseverbot in die DDR seit 1968- zunächst  über die Ostsee und erst später über Direkttransit auch mitgefahren. Dabei habe ich erfahren, wie und in welchem Umfang die westlichen Dienste die SOLIDARNOSC „unterstützten“ und wer die direkten Empfänger von logistischer dienstlicher Unterstützung waren: z.B. der größte Antisemit in Polen, der Beicht- und Ziehvater Lech Walesas, Pfarrer Jankowski von St. Brigydia in Gdansk, in Warschawa war es ein Solidarnosc-Funktionär mit prall gefüllten Bücherregalen:  Goebbels, Hitler, Rosenberg, Chamberlain usw.. .. mag sein, dass das alles nur die nützlichen Idioten waren, die später abserviert oder in mittleren Stellen abgefüttert werden sollten . Zu Lech Walesa selbst: ich habe heute noch als MC ein heimlich geführtes Interview mit ihm aus dem Jahr 1982, wo er Polen zum Verkauf anbietet – wörtlich! Der Westen solle sich einkaufen, es gäbe viel zu holen in Polen …..,
Mit bei den Fahrten war die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte aus Frankfurt/Main von der allgemein bekannt sein dürfte, dass sie erstens eine gründung eines Wlassow-Generals (Wlassow war ein russischer Hitlerverbündeter mit einer „eigenen russichen Armee, die sogar noch Ende des Krieges in Norddeutschland gegen britische Verbände gekämpft hat) ist und zweitens oder umgekehrt eine Gründung und immer noch florierende Filiale der CIA.
Wir haben erfahren wie die Friedrich-Ebertstiftung und der DGB langsam die Seiten wechselten- erst Jaruselski und die Regierung unterstützten und die offiziellen Gewerkschaften, um dann im letzten Moment auf den fahrenden Zug der Solidarnosc aufzuspringen.

Ich habe trotzdem daran festgehalten, den linken Flügel der Solidarnosc in Polen zu unterstützen, auch wenn viele der führenden Solidarnosc-Funktionäre in den Stäben einer Regierung landeten, die dann mit in den Irak einmarschierte, Truppen nach Afghanistan sendete – aber wie sollen die anders sein als Gerd Koenen, Joscha Schmierer, Joschka Fischer,  usw….

Der Widerstand gegen die jetzige reaktionäre Regierung kommt übrigens auch aus der Solidarnosc – ich vermute Mal aus dem übriggebliebenen linken Flügel.

Während dieser ganzen Zeit habe ich immer auch öffentlich und laut gegen die staatliche Einmischung von außen Stellung genommen.

Es ist ein wenig wie mit der DDR. Es war sonnenklar, dass die SED mit ihrem Mehrheitskurz in der DDR am Ende war und es war klar, dass sich der Druck von Unten in die SED fortgesetzt hat und dass es in der SED zahlreiche Kräfte gab, die eine grundlegende Kurskorrektur beim Aufbau des Sozialismus – nein hin zum Aufbau wollten und das waren nicht die Wendehälse wie Brie und Co, Kaufmann etc..  Es wurde massiv von Bonn aus in die inneren Angelegenheiten der DDR eingegriffen vore und nach dem Fall der Mauer. Den Kräften, die eine andere, bessere DDR wollten wurde der Saft abgedreht sprichwörtlich: mitten in der Rede Jochen Lässigs vom Neuen Forum Leipzig (der zur VL gehörte) wurden die Mikros abgeschaltet, als er auf die Verwicklung Richard von Weizsäckers in der Golfkrieg, in Rüstungsgschäfte, auf seine Rolle im Vietnamkrieg und beim Vormarsch der Nazis im für seine Kriegsverbrechen bekannten Hochadels-Regiment „Graf“ auf Moskau zu sprechen kam.

Soweit in der gebotenen Kürze
HaBE

Ach nochn Nachsatz auf diesm Weg: wenn sich sozilae Bewegungen , Gewerkschaften, Parteien den Kolonial- und Neokolonialmächten als Hebel anbieten, das ganze Land zu besetzen und auszusaugen, dann werden sie entweder später von den beatzern entsoregt oder als Herrschftsinstrumente umfunktioniert (mit Hilfe der Friedrich-Ebert-Stiftung, der korrupten Führung der US AutomobilarbeiterGewerkschaften, der CIA und des BND, MI6 usw..) oder völlig von der Bevölkerung isoliert und damit entwertet oder sogar noch zerschlagen, weil sich die überwältigende Mehrheit der (lohnabhängigen und der bäuerlichen) Bevölkerung in dieser Lage völlig der „nationalen Bourgeoisie“ anschließen wird.
Und bitte A.W. – was ist das für eine „linke“ Opposition im Iran: der reichste Mann des Landes, zudem noch ein führender islamischer geistlicher, der sich den USA annähern will .. und der EU …   lies nach, was Moussawi und Rafsandjani fordern und was sie machen …

—–Original Message—–
From: „Christoph R. Hörstel“ [mailto:chris.hoerstel@t-online.de]
Sent: 28 June 2009 16:55
To: Shraga Elam
Cc: Hartmut Barth-Engelbart; andreas.waibel@web.de; „Büro MdB GehrckeHarri Grünberg“; wernerpirker; trend@infopartisan.net; ippnw@ippnw.de; metainfo-hh; „Arnold Schölzel“; Eckart Spoo; feedback@jewishvoiceforpeace.org; faitesvotrejeu@yahoo.com
Subject: Re: Linke für Nazi-Freund Ahmadinedschad?
Importance: High

Lieber Shraga,

nun ist ja von der Aufdeckung eines CIA/MI6/Mossad-Komplotts bis zur aktiven Unterstützung Ahmadineschads noch ein weiter Weg.

Wer das Komplott und die vielen milliarden-teuren Aktivitäten der USA unter Bush/Obama – oder wie eine amerikanischer Freund sagt: „Obusha“ – beim Namen nennt, ist noch lange kein Unterstützer Ahmadinedschads, auch wenn das zunächst indirekt so wirken mag. Wer in dieser Frage nicht missverstanden werden möchte, kann das ja auch klarstellen – genau das habe ich in der Vergangenheit getan. Und ich glaube, das hat auch mit links oder rechts nicht viel zu tun, sondern mit einer gewissen Redlichkeit. Die iranische Oppposition ist in ihrer Glaubwürdigkeit nicht auf Reklame-Twitters böswilliger ausländischer Geheimdienste angewiesen, sicherlich stellvertretend für viele hat Professor Massarat aus Osnabrück sich in einem hervorragenden Offenen Brief an Bk Merkel gegen derartige „Unterstützung“ verwahrt.

Andererseits werde ich nicht aufhören, westliche Einmischungen und Druckmaßnahmen gegen den Iran anzuprangern, ohne darauf zu achten, wer dort gerade Präsident ist – oder ob ich ihm damit indirekt nütze. Ahmadinedschad ist mit Sicherheit kein Hitler-Fan, unser wortstarker Freund Waibel kennt sich da einfach gar nicht aus und behauptet was ihm Spaß macht – aber selbst, wenn A. das wäre (unter den afghanischen Mudschahedin, die von der ganzen islamischen und westlichen Welt unterstützt wurden, habe ich so einige Hiltler-Fans getroffen – und auch über diese Debatten geschrieben, wie auch Robert Fisk und andere dies getan haben) – was würde das ändern?: Eine ekelhafte Geheimdienst-Operation wie im Iran, die ein Volk entzweit und Menschenleben zerstört, gehört an den Pranger! Ich habe damals in Afghanistan meine Ansicht erläutert, von meinen jüdischen Vorfahren erzählt, doch meine Unterstützung des afghanischen Widerstandes gegen die Sowjetuion habe ich deshalb nicht beendet.

Unterstützen wir nur solche Völker in Bedrängnis, deren Regierungen vorher einen Gesinnungstest überstanden haben? Wer starb denn in den letzten Tagen im Iran? Doch wohl hauptsächlich nette, engagierte Iraner – oder? Wir müssen GANZE VÖLKER schützen, grundsätzlich, nicht nur wenn sie oder ihre Regierungen uns gefallen. Wir müssen Prioritäten setzen: Unsere Gegner sind staatliche Rechtsbrecher, die außerhalb ihrer Grenzen anderen Übles antun. DANN haben wir die Freiheit, mit einwandfreien Mitteln, frei von Öl- und Gas-Interessen, Völker bei der Verbesserung ihrer Lage zu unterstützen. Und ich glaube, dass eine Aufhebung des gotesken Sanktionsregimes gegen den Iran die Demokratie dort stärker unterstützen würde als alle Destabilisierungsaktionen aus Washington, London, Berlin und sonstwo.

Genau die gleiche Debatte mit skrupulösen Friedensfreunden gab es endlos vor der US-Invasion im Irak. Was haben sich da manche über den bösen Saddam ereifert. Und plötzlich saßen US-Soldaten auf den Ölquellen – und Israel hatte eine Sorge weniger, bei seinen Mordaktionen im Libanon und in Gaza.
Keiner dieser wortmächtigen, hochherzigen Kritiker hat sich hunderttausende tote Iraker später öffentlich geschämt für diese seltsamen Verirrungen der Prioritäten.

Irgendwie müssen wir diese fatale und antidemokratische Lust unserer Natoregierungen an geheimen Agenden stoppen, sonst gehen weitere Bomben auch bei uns hoch, nicht nur im Ausland. Und unsere Demokratien – oder was davon noch übrig ist – reißt es gleich mit in Fetzen.

Herzliche Grüße

CRH

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

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