WasserKrieg: bis wir kein Wasser mehr kriegen, der Luftkrieg tobt schon und Micha Brumlik hat nur einen Bodenkrieg gegen die Serben gefordert

Vom Wasser haben wirs gelernt, vom Wasser haben wirs gelernt, das Wahandern …  Von wegen! Die Bannmüller und die fürstlichen Jäger haben die Gesellen davongejagt, wer Widerstand leistete, war vogelfrei und wurde abgeschossen, wie auf seinem Baum der arme Kuckuck und wer übrig am Leben geblieben ist durfte klagen: ich bin nur ein armer Wandergesell …  doch dieses Überleben war keine Seifenoper: Als Söldner verkauft, als Siedler verhetzt und verheizt. „Erbarmen! die Hessen kommen! Zu spät!? “ dieser Song der Rodgau Monotones war in den Unabhängigkeitskriegen in Nordamerika, der Schreckensruf der gegen die britsiche Krone rebellierenden Siedler. Die vom Kasseler Kurfürsten zur Deckung seiner Finanzlöcher an die Briten verkauften hessischen Ortschaften bzw. ihre Bewohner bekamen von der Britischen Generalität und der Krone „herrenloses“ Land in Amerka (Lebensraum im Westen!)versprochen, wenn sie nur genügend Skalps ablieferten als Beweis für ihre Abschussquoten egal ob bei weißen Siedlern oder bei den rechtmäßigen Landbesitzern, den indianischen Stämmen. Heute sind wir wieder oder immer noch im Krieg , in den Wasser-& Ölkriegen mit dabei. Nur auf welcher Seite ? In Gründau oder am Hindukusch, in der Türkei oder sonstwo in Nidda oder am Nil
Dies ist die Fortsetzung und Ergänzung des Wasserkriegartikels, der hier vor einigen Tagen erschien. Krieg ums Wasser gibts im Hindukusch, in der Türkei, in Palästina …., die Austrocknung des Feindes durch Umleitung von Flüssen, Völker- oder Massenmord durch WasserVergiftung und Wasserraub haben eine lange Tradition. Morden kann man dabei auch langsam. Tausende krepierten auf hoher See wenn sie zum Auswandern gezwungen wurden. Oder sie starben schon hier in den Hungersnöten. Von den Fürsten und ihrem Hofstaat brauchte niemand Hunger zu leiden, die brauchten weder Hochwasser noch Dürre fürchten. die ließen sich immer über Wasser halten
SCHIEBUNG !! Die lieben Schieber im Gründauer Wasserkrieg

 

Main-Kinzig-Kreis Gründau
Geschrieben von: Hartmut Barth-Engelbart
am: Mittwoch, 01. Juli 2009 um 15:30 – Gelesen: 5291 mal
Wer heute am Spielfeldrand SCHIEBUNG brüllt gegen eine Fehlentscheidung des Schiedsrichters, der unterstellt dem Mann Bestechlichkeit. Die gibts aber nicht nur beim Fußball. Es soll ja auch vorgekommen sein, dass die eine oder andere Bauschutt- oder ErdaushubDeponie im Main-Kinzig-Kreis nicht nur durch die Schiebung der Bulldozzer zustande gekommen ist.
Der negative Bedeutung des Wortes „Schieber“, „Mein lieber Schieber!“ kommt aus der Wasserwirtschaft und aus dem Wasserkrieg. Der Schieber war kein Waffen-Schiebr, kein Hehler. (Wasser-)Schieber war ein Ehrenamt, machmal – in größeren Gemeinden- sogar ein Vollzeit- und Vollerwerbsberuf.
Nicht nur in Mittel-Gründau regelten die Wasserschieber die Wasserversorgung der einzelnen Gehöfte und Handwerksbetriebe. In den Talauen regelten sie auch die Be-und Entwässerung der Buckelweiden mit Hilfe kleiner schieberbestückter Wehre. In den Gründauauen sind die Buckelweiden noch deutlich zu erkennen, getrennt durch die quer zur Gründau verlaufenden Ent- und Bewässerungsgräben. Mit Hilfe dieser Bewässerung konnte mehrmals im Jahr gute Heuernte gemacht werden. Das Heu hatte jeweils jahreszeitlich verschiedene Namen, die wiederum nochmals in verschiedene Namen unterteilt waren je nach Erst-, Zweit oder Drittschnitt. mit ebenfalls unterschiedlicher Qualität…. Mit dem Abgraben des Wassers durch den Fürsten konnte so auch die Viehwirtschft der Kleinbauern empfindlich getroffen werden Das Wasser reichte so und so nicht für den dauernden gleichzeitigen Betrieb von Hämmern, Sägen, Mühlen und die Weidebewässerung. Die Wasserversorgung gehörte wie die Weiden, der Wald, die Bäche mit Weide-, Holz-, Jagd- & Fischereirechten zum Allgemeingut – zur Allmende und wurde kommunitär geregelt. Die Wasserschieber waren der Allgemeinheit verantwortliche Gemeinde-Diener wie auch die sogenannte Backgretel, die die Nutzung des GemeindeBackhauses zu regeln hatte: wer musste wieviel Reissig anliefern, wer musste Backdienst leisten, welcher Ortsteil durfte wann backen …Möglich war es dabei auch, dass die Allmendenregelungen nicht immer paradiesisch funktionierten: Es gab auch Schieber, die machten Schiebung, mein lieber Schieber! Die schütteten beim Einen mehr Wasser auf die Mühle als beim Anderen … doch in der Regel ging das alles sehr gut. Bis die Fürsten den Bauern das Wasser abgruben: durch die Wasserrohre ….
(noch heute haben die Bauherren an der oberen Orles-Siemen-Straße, wo die fürstlichen Wasserrohre die Baugrundstücke durchqueren, deshalb Wasser im Keller! und es herrschte bis in die 80er Jahre dort ein Bauverbot)
……………und durch die Anlage mehrerer Fischteiche im Oberlauf des Hasselbaches. (lange bevor der Baggerbetrieb Erich Hahn die beiden großen Fischteiche am Reitzeberg anlegte).Es gab darüber hinaus auch solche Schieber, von denen der Fürst bzw. das Rentamt, seine Rentmeisterei (die Eintreiber der Bodenrente, die darüber wachten, dass sich die fürstlichen Betriebe für den Fürsten rentierten,hohe Rente abwarfen usw..) wussten, dass sie bestechlich sind. „Den Schieber kaufen wir uns!“ So gerieten die ehrbaren Schieber in Verruf.Der Kampf um das Wasser spielte bei den Oberhessischen Bauernaufständen 1830 neben dem Kampf gegen die indirekten Steuern, um die Holz-, Fischerei-, Jagd- und Weiderechte eine zentrale Rolle. Die Mittel-Gründauer Bauern waren die Anführer dieser Aufstände.: in ihrem Auftrag formulierte der Mittel-Gründauer Lehrer Paul Nagel die Forderungen der Bauern gegen die Fürsten Ysenburg-Büdingen, von Riedesel und von Goertz, die noch heute zu den reichsten Grundbesitzern Deutschlands gehören (bzw bis vor Kurzem gehörten). Ein Auftrag, der ihn letztlich im fürstlichen Zuchthaus das Leben kostete.Wer als Bauer fischte, sich mit der Flinte die Schwarzkittel aus den Äckern schoss, wer sich das Wasser wieder holte, der landete vor Gericht und dann im Zuchthaus, wenn er nicht von fürstlichen Jägern schon vorher (auf der Flucht) erschossen wurde. Selbst zum Futterschroten zwang der Fürst die Bauern durch den Wasserraub jetzt in seine Bannmühlen zu den verhassten teuren herrschaftlichen Müllern (deshalb gibt es so viele Spottlieder gegen die Müller: “Lauf, Müller lauf!”).

Als die zunächst vom Büdinger Fürsten geförderten Herrenhuter auf dem Herrenhaag zusätzlich zum Ziehbrunnen eine mechanische Pumpanlage bauten und den Lorbacher Bauern das Wasser abgruben, Fischteiche zur Versorgung der HerrenHuter Siedlung mit Frischfisch anlegten (was den Bauern untersagt war) und von dort das Wasser in ihre Siedlung pumpten, kam es zu häufigen Brandanschlägen gegen dieses Pumpenhaus. Eine Tradition, die sich bis ins 20 Jahrhundert gehalten hat: denn die Vogelsberg-Rebellen haben zum Beispiel im Brachttal in den 70ern bis in die 80er des 20. Jahrhunderts mehrere Pumpanlagen der großen Wasserräuber gesprengt oder in Brand gesetzt. Die herrenhuter holte sich der Büdinger nicht etwa aus Toleranzgründen auf „sein “ Land: er wollte mit der Ansiedelung zwar auch wirtschaftliche Impulse für seine Wirtschft, aber hauptsächlich ging es ihm um die Verhinderung einer weiteren sochen Schlappe wie in Mittel-Gründau, wo Hanauer „Neueinrichter“ „seine“ im 30jährigen Krieg verwüsteten Dörfer und Hofreiten instand-besetzten und vor dem Reichskammergericht in Wetzlar sogar noch Recht bekamen.

Alle Mühlen an der Gründau waren fürstliche Bannmühlen, die ein Monopol besaßen und untereinander noch aufgeteilt waren in unterschiedliche Privilegien: Schwarzmüller, Weißmüller, Sägemüller, Hammer ….

Das Mahlen und Sägen und Hämmern für den Eigenbedarf war zwar gestattet, aber bei Wassermangel eben unmöglich. Bretter für den Scheunenbau, Balken alles musste über die BannMühlen besorgt werden und der Fürst kassierte. Und da die Fürsten immer mehr Wald aus den Allmenden, den Gemeindewäldern als ihren Besitz erklärten oder sich zum Fürstengeburtstag als Besänftigungsgabe schenken ließen (bis ins 19./20. Jahrhundert!!), mussten die Bauern neben den Bausteuern auch noch die Bäume bezahlen, aus denen die fürstlichen BannSägeMühlen für viel Geld dann Bretter und Balken sägten, wenn es die Bauern nicht gezwungenermaßen in Eigenleistung mit den Handsägen machten. Diese Notlösung brachte in Mittel-Gründau fähige Bau-Zimmerer und -Schreiner hervor: die BahnbauarbeiterTrupps für den Ausbau des Bahnnetzes im gesamten Deutschen Reich rekrutierten sich in der Gründerzeit aus den verarmten Kleinbauernfamilien. In Mittel-Gründau und den nachbargemeinden gabe es keine Familie ohne (Bahn-)Wanderarbeiter und es gab kaum große Viadukte und Tunnel zumindest in Hessen, bei denen nicht Mittel-Gründauer mitgebaut hätten.

Gehört das alles noch zum Gründauer Wasserkrieg? Klar, die einen mussten wandern – von einer Baustelle zur andern und die Anderen mussten auch wegen des Wasserkrieges auswandern übers große Wasser.

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

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