Das Gerücht, der Altbürgermeister des Möbeldorfes A66-Abfahrt-Gründau-Lieblos habe eine keltische Siedlung für eine ADAC-Rennstrecke platt gemacht und die Abriss-Steine an den Betreiber des benachbarten Golfhotels verkauft, der damit sein Hotel erweitert habe, – dieses Gerücht stimmt nicht. Wahr dagegen ist, dass sich auf dem Höhenzug oberhalb der Gründauer ADAC-Renn- und Übungsstrecke keltische Siedlungen befanden und dieser Höhenzug mit einem Ringwall umgeben war. Aus diesem Ringwall holten sich die Bauern der Umgebung im Laufe der Jahrhunderte die Steine für ihre Grundmauern und für die Anlage der Weinberg-Terrassen. Aus diesen Steinmassen stammen auch – nicht nur die Grundmauern des Mittel-Gründauer Hofes – sondern auch die der zweiten fürstlichen Domäne in Gründau, des “Hühnerhofes” , der seit Jahren als Golfhotel dient. Der idyllisch neben der ADAC-Rennstrecke gelegene und bei Nord-Ost-Wind güllefreie Golfplatz bedeckt den Ostteil der Keltensiedlung um die zweite Quelle des Siedlungsgebietes am Sticklesberg und “hinter den Johannisstauden”, wie die Flurbezeichnung lautet. Für die Bauern, die in Fronarbeit dem Isenburg-Büdinger wie dem Isenburg-Meerholzer Fürstenhaus die Domänen errichten, erweitern und ausbessern mussten, war es einfacher, die losen Steine vom Stickelsberg und aus den Terrassen nach der Aufgabe des Weinbaues mit Schub- und Ochsenkarren ins Tal zu holen, als sie erst im historischen Steinbruch hinter der ADAC-Rennstrecke aus dem Fels zu brechen und dann bergauf zu schleppen. Erst als auf dem Stickelsberg nichts mehr zu holen war wurde weiter Stein gebrochen. Die Quelle, die die östliche Keltensiedlung mit Trinkwasser versorgte ist heute noch aktiv. Ihre Fassung wurde glücklicher Weise nicht von der Gemeinde oder dem Golfplatzbetreiber so renoviert wie der historische Zieh- und Schöpfbrunnen am Liebloser Bahnhof: Dort wurde die Jahrhunderte alte Sandsteindeckplatte zerschlagen und entsorgt und ein mit Lego-Sandstein-Baumarkt-Verblendungen verschalter Betonklotz hingestellt, ergänzt mit einer “Kein-Trinkwasser”-Kreislaufpumpe: “Unser Dorf soll schöner werden!”
Märchenhaft unberührt (noch!) liegt der sandsteinerne Zugang zur zweiten Kelten-Quelle hinter der (noch) öffentlich zugänglichen Kneipp-Kur-Anlage. Wer nicht unterwegs von einem Golf-Kriegs-Geschoss getroffen wird, kann sie im Gestrüpp noch finden. Ob die Kneipp-Anlage direkt aus dieser Quelle gespeist wird und deshalb ein Schild tragen müsste “Kein Trinkwasser” ? Die Kelten habens ohne das Schild getrunken. Aber da wurde ja auch noch nicht so viel Gülle ins Grundwasser gepumpt. Alle, die dort das Kneipp-Wasser trinken wollen, können beruhigt sein: die örtlichen Groß-Gülle-Produzenten Hilfreich und Schreiner fahren in der Regel ihre Stinkbrühe nicht in den Wald über der Keltenquelle. Die Felder und Gründauauen liegen westlich jenseits der Zufahrtstraße. Und der Sauergespritzte in der Gartenkneipe am Hühnerhof ist garantiert güllefrei.
Vielen Dank für ein Stück Heimatgeschichte.
Leider habe ich Ihre Seite erst heute entdeckt.
Werde Ihre Berichte in aller Ruhe studieren…… bin sehr gespannt was ich noch alles über unsere Heimat lesen werde. Freue mich darauf.
Viele Grüße
Jörg Drescher