Die österreichische Journalistin Alexandra Bader von den „CYBERWEIBERN“ hat das Sternschnuppen-artige Auftauchen des STERN-Talerchens sehr detailiert untersucht. Warum schnuppt sie jetzt, nach den Wahlen und kurz bevor es in Mali erst richtig rundgeht und über ein Jahr nach dem weinseligen Entschlüpfen eines glibbrig-altersdämmentierenden Herrenwitzes. Hat dieses Land keine andren Sorgen. Doch Sorgen um überlastete Soldaten! Die müssen besser ausgerüstet werden. Und da schließt sich der Kreis: ..damit sie besser die Frauen in Asien, Nahost und in Afrika befreien können und dann ist es doch klar, dass wer da zögert, der … Jetzt hat die Stunde der FeierabendFeministen und -innen geschlagen! Innen an der Heimatfront und draußen in den Zivilisationsschützengräben geht es um Menschen- und Frauenrechte ! .. Menschen- und FrauenrechtsKriege.! Das soll Schwesterle dem Brüderle ins Stammtischbuch meißeln!!!
Es geht auf jeden fall um Einiges mehr, als um ein bisschen Karriere-und Auflagen-Pimping eines verblassenden STERNs und eines im mainstream untergehenden MädchenReport-Sternchens.
Fischer-Steinmeier-Schröder-Scharping-Struck! Da geht ein Ruck durch meinen Kopp und ich kriege ruckzuck wieder meine JugoKopfschmerzen..
Zur aktuellen Sexismusdebatte
Das sogenannte Grabschen ist bei uns am Arbeitsplatz strafbar, sonst jedoch noch nicht; der Po wird vom Gesetzgeber nicht zu primären Geschlechtsmerkmalen gezählt, „darf“ also betatscht werden. Dass Reformbedarf besteht, ist daher durchaus nachvollziehbar – ansonsten aber läuft die medial angezettelte Sexismusdebatte am Wesentlichen vorbei.
Sie ist aus Deutschland herüber geschwappt und bringt dort wie auch bei uns wertvolle Inputs und Erfahrungsberichte von Frauen, die in ihrem Alltag mit der Verhaltensweise der sexuellen Belästigung konfrontiert sind. Auf Facebook entspann sich etwa eine Debatte unter Frauen, die in der Pflege arbeiten und die sagen, dass nicht unbedingt erwünscht ist, sich gegen tastende Hände alter Männer zu wehren. Arbeitsrechtlich und vom Strafgesetz her ist die Sache natürlich klar – die Umsetzung in der Realität bedarf aber des Bewusstseins und der Konsequenz aller, auch der ArbeitgeberInnen und KollegInnen.Der Anlassfall der Debatte wirkt aber an den Haaren herbeigezogen – die in Rapunzel-Manier ziemlich lang sein müssen, wurden sie doch ein Jahr nicht geschnitten. Sucht frau nach „dem Ereignis“, der „Stern“-Journalistin Laura Himmelreich und FDP-Politiker Rainer Brüderle, haben manche Berichte die Zeitspanne zwischen Erlebnis und öffentlich artikuliertem Ärger schon verkürzt.
Denn es wird gerne ein Bild gezeigt von Himmelreich und Brüderle bei einem Pressetermin am 10. Jänner 2013 – dazu sagen muss man aber, dass der 5. Jänner 2012 gemeint ist. Korrekt bringt es etwa der Kurier: „Ihr Porträt über den Liberalen hatte die Sexismus-Debatte in Deutschland ausgelöst, die auch in Österreich zum Thema wurde. Laura Himmelreich hatte darin geschrieben, Brüderle habe sich ihr am Vorabend des Dreikönigstreffens in Stuttgart am 5. Jänner 2012 an einer Hotelbar auf anzügliche Weise genähert.
Er habe ihr auf den Busen geschaut und zu ihr gesagt: ‚Sie können ein Dirndl auch ausfüllen.‘ Und: ‚Politiker verfallen doch alle Journalistinnen.'“ Gerade eine Journalistin, eine Frau, deren Beruf Sprache ist, braucht keine Schrecksekunde von einem Jahr, um zu reagieren. Warum erwiderte sie nicht „Sind Sie neidisch, weil Sie keinen so schönen Busen haben?“. Was „verfallen“ betrifft, verfallen Frauen innerlich angesichts von Herrenwitzen und Männer wiederum dann, wenn Frauen einfach nichts verstehen, aber über etwas berichten sollen. Soviel zu „verfallen“ in diesem Bereich – Anerkennung, Respekt, Wertschätzung basieren im Wechselspiel zwischen Politik und Journalismus auf Kompetenz, Engagement, Fairness und Ehrlichkeit.
Interessanterweise werden Berichte wie jener des „Kurier“ mit dem Foto vom 10. Jänner illustriert, bekommen aber als Überschrift, dass sich Brüderle bei einer Pressekonferenz am 30. Jänner nicht entschuldigt hat. Am 10. Jänner war es für Himmelreich offenbar noch okay, ganz entspannt neben Brüderle bei einem Pressetermin zu sein.
Kein Wunder auch, dass manche das Gras wachsen hören. Die FDP ist gegenüber Militärinterventionen (Afghanistan, aber auch aktuell Mali) traditionell kritisch, was Aussenminister Westerwelle sehr negative Bewertungen in US-Botschaftsdepeschen einbrachte (wobei Ex-Verteidigungsminister Guttenberg ihn auch immer wieder bei den Amerikaner anschwärzte).
Nun hat diese Partei jedoch einen neuen Spitzenkandidaten und Rückenwind bei der letzten Wahl: „Der jüngste Wahlerfolg der FDP in Niedersachsen am 20. Januar 2013 mit fast zehn Prozent der Stimmen war da wohl eine böse Überraschung. Plötzlich drohte die FDP, erneut in der Wählergunst aufzusteigen. Und so ist der prompte Schlag gegen einen neuen Hoffnungsträger der Partei möglicherweise kein Zufall. Just nach der Kür von Rainer Brüderle zum Spitzenkandidaten für die bevorstehende Bundestagswahl fiel der Stern-Reporterin Laura Himmelreich siedendheiß ein, dass sie von demselben Brüderle sexuell schrecklich diskriminiert worden sei. Allerdings war das schon ein Jahr her. Ein ganzes Jahr, in dem sie keine Zeit fand, dies öffentlich zu machen? Es fällt schwer, das zu glauben…“
Man bedenke wie erwähnt, dass sie vor der Niedersachsen-Wahl noch unbeschwert mit Brüderle posierte – und plötzlich ist alles anders? Eifrig wird nun gegen Sexismus gewettert, etwa von Sybille Hamann in einer Zeit im Bild-Diskussion am 30. Jänner 2013 mit Scheidungsanwalt Manfred Aineter, der schlicht meint, dass ein Spitzenkandidat durch die Debatte „gekillt“ werden soll. Hamann hielt dagegen, dass Männer so reagieren wie Brüderle, wenn sie sich von Frauen „in ihrer Macht bedroht fühlen“.
In der Inszenierung ist das Machtgefälle jedoch andersrum – wobei die „Macht“ von Frau Himmelreich nur eine scheinbare, eine geborgte, eine anderen dienende ist. Die Waffe solcher Vorwürfe ist aber sehr scharf, zumal sie Laufbahnen sicher vernichtet, wenn bis zur Behauptung sexueller Übergriffe gegangen wird. Man denke an Julian Assange, der seit Monaten in der Ecuadorianischen Botschaft in London ausharrt (die nichts weiter ist als eine größere Wohnung) oder auch daran, wie die polnische Partei Samobroona zu Fall gebracht wurde, die gegen den US-Raketenschild und gegen die Teilnahme Polens an amerikanischen Militäroperationen auftrat. Hier fühlte sich eine Frau plötzlich von einem Politiker sexuell belästigt, mit dem sie ein Kind hatte, was eine von Soros finanzierte Zeitung skandalisierte.
Welche „Macht“ hat eine Journalistin, die es nicht schafft, einem öden Herrenwitz zu kontern? Die damit auch verabsäumt, die Spielregeln klarzustellen? Auch wenn eine Bemerkung nicht sexistisch ist, kann sie uns im Alltag verärgern, und wir können entscheiden, wie wir damit umgehen – es ignorieren, vielleicht verlegen werden oder deutlich sagen, dass wir das nicht okay finden. Mit irgendeiner Form von „Macht“, und zwar aus sich heraus, haben nur die Menschen zu tun, die aktiv reagieren statt passiv hinzunehmen. Es ist logisch, dass sich Letztere weit eher für Machtspiele einspannen lassen wie im Fall Brüderle.
Von Frauen, die bei dummen Sagern schon einknicken, fühlt sich ganz bestimmt kein Mann in seiner Macht bedroht. Diese Frauen sind kilometerweit von allem entfernt, was nach Macht und diese streitig machen aussieht. Wenn wir aufrichtig sind, erinnert das Herrenwitz-„Niveau“ vielleicht an die deutschen „Jungs“, die ich letzten Sommer am Badeteich beobachtet habe.
Andere Gäste und ich sahen mit Verblüffung, dass die Boys wie in Doku-Soaps über männliche Jugendliche agierten – bei jeder Frau kommentierten sie Brüste und Co., und als sie einen dicken Ast fanden, hielten sie ihn sich zwischen die Beine und boten sich allen an. Im ersten Moment ist so ein Benehmen ärgerlich, weil Frauen am Teich etwa in Ruhe ein Buch lesen und nicht durch die Rufe der Bengel gestört werden wollen – aber wenn frau sich vorstellt, dass dank entsprechender Fernsehserien (ATV etwa begleitete Burschen beim Sprücheklopfen und Saufen) überall Jungs rumrennen und sich Äste zwischen die Beine halten….
Mit Sicherheit sind Kommentare von Frauen dazu absolut treffsicher, und es sind gerade Frauen, die sich vor Lachen kugeln, wenn Karikaturen der Männlichkeit zur Schau gestellt werden. Man/frau höre Frauen einmal zu oder sehe sich unterschiedliche Postings an – da bleiben gerade Frauen Männern nichts schuldig, sind meist die „Gewinnerinnen“ in Debatten, die einen anzüglichen Touch haben. Dies liegt auch daran, dass unsere Sprache direkter und tabuloser wurde, befreit von Steifheit und Verknöcherung – aber manche der Reaktionen in der Sexismusdebatte wirken so, als habe es diese Entwicklung nicht auch bei Frauen gegeben.
Frauen, die männliche Macht bedrohen, weist man(n) nicht mit Bemerkungen a la Busenfetischismus in die Schranken. Denn wenn sich Männer auf diese Ebene begeben, demonstrieren sie damit auch, dass zumindest manche Frauen für sie dort, wo es um Macht geht, ohnehin irrelevant sind. Auch ein Herr Brüderle wird sich aber vor Frauen in Acht nehmen, die ein ganz anderes Kaliber haben. Frauenministerin und Co. irren sich, wenn sie annehmen, dass Auseinandersetzungen um Macht auf dem Herrenwitze-Level ausgefochten werden.
Einen Hinweis gibt Uta Glaubitz, die feststellt, dass alte biologistische Vorstellungen eine Renaissance erleben. Angeblich entwickeln Frauen auch im Berufsleben von Natur aus andere Eigenschaften, und man(n) behauptet gerne, dass Männer „nach unten“ schlafen und Frauen „nach oben“. In manchen Bereichen werden Fertigkeiten, die traditionell Frauen zugeschrieben werden, stärker verlangt als in anderen.
Aber wenn man sich umhört, wer auch als Mann angesehen ist und als fähig gilt, geht es dann doch wieder darum, wie man(n) mit anderen Menschen umgeht, auf sie eingeht, ihnen gerecht wird, sie auf faire Weise fordert (und fördert). Andererseits führt für Frauen kein Weg an Kompetenz und Engagement vorbei, auch wenn viele ihnen dies in manchen Feldern immer noch zunächst absprechen. Hier kommen die in Medien unter Berufung auf Pseudowissenschaft ständig wiederholten stereotypen Vorstellungen zum Tragen. Ohne diese Dauerberieselung ist es für Frauen einfacher, selbstbewusst zu agieren und für Männer leichter, die individuelle Kollegin und Mitarbeiterin zu sehen.
Der Fall Brüderle-Himmelreich kann auch noch anders interpretiert werden: eine Frau, deren Rolle im beruflichen Kontext, also im Rahmen der persönlichen Begegnung unklar ist, wird anders behandelt als eine, bei der (wie bei Geschlechtsgenossen) eine sachlich-inhaltliche Basis gegeben ist. Zwar besteht Journalismus auch darin, politische Akteure zu beschreiben und darzustellen, was sie sagen – ohne Wissen und eigenen Standpunkt, ohne Überzeugungen ist es aber unmöglich, den Anforderung an einen Medienjob zu entsprechen.
Viele Frauen sind so wenig von sich überzeugt und so wenig willens, sich etwas hart zu erarbeiten, mit Selbstdiszplin, Durchhaltevermögen und Leidenschaft, ohne jemals aufzugeben, dass sie mehr oder weniger als Projektionsflächen für andere fungieren. Sie existieren indirekt durch das, was andere über sie ausdrücken, sodass eine Reduzierung auf ihren Körper in der Wahrnehmung auch naheliegt.
Es gibt Frauen, bei denen auch ein Herr Brüderle nicht einmal einen fernen Blick in den Ausschnitt wagen würde, weil er weiss, er bekäme so eine gescheuert, dass er meterweit fliegt – oder würde gnadenlos ausgelacht unter dem Beifall aller anderen. Das sind die Frauen, die „männliche Macht bedrohen“ – Frauen, die Wissen, Kompetenz und Integrität auszeichnet, die sich anderen gegenüber loyal zeigen, gegen Unrecht aufstehen und auch in scheinbar aussichtslosen Situationen kämpfen. Diesen Frauen stehen gerade Frauen wie die Frauenministerin sicher nie bei – weil wirkliches Mitmischen im Bereich der „Macht“ jenseits des Vorstellbaren liegt. Und jene Frauen, die in der Politik das Banner des Feminismus für sich beanspruchen (SPÖ und Grüne) müssen sich fragen lassen, warum gerade sie reflexartig bei jedem Hype dabei sind – von Pussy Riot bis Frauen für ein Berufsheer…. (Apropos „Muschi-Aufstand“ – furchtbar sexistischer Name, wo bleibt der Aufschrei?)