beim KRANICH abgekupfert |
Über den historischen Faschismus ist schon bald, nachdem die deutschen Mächtigen Hitler und seiner Partei die Regierungsgewalt übertragen hatten, Wesentliches gesagt worden.
„Dimitroffs Definition“
„Der Faschismus an der Macht ist die offene, terroristische Diktatur der reaktionärsten, chauvinistischsten, am meisten imperialistischen Elemente des Finanzkapitals.“
ist klassisch.
Eigentlich ist es keine Dimitroffsche und auch keine strenge Definition, sondern eine Bestimmung, die während der XIII. Tagung des Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale im November/Dezember 1933 in Moskau gegeben wurde als Dimitroff in der Hand der Faschisten war. Kurt Pätzold, den BRD-Historikerkapazität (Vorsicht: Ironie!) Dürkop 1992 von seinem Lehrstuhl schmiß, weil er auf dieser Definition beharrte, hat hier ihren Wert erläutert und ebenso auf einige ihrer historischen Begrenzungen hingewiesen.
Heute hat die imperialistische Bewußtseinsindustrie tausend Varianten gefunden, Faschismus zu verdunkeln. Und die politisch Interessierten, ja Engagierten, unserer Tage tappen gerne, wie ein Blick in viele Internetforen zeigt, von einer Dunkelheit in die nächste. Hier ein Beispiel aus der Friedensbewegung.
II
Die Zeit seit der Zerschlagung des deutschen Faschismus bis heute scheint davon geprägt zu sein, dass (nach Franco und Salazar) in keinem der kapitalistischen Hauptländer der Faschismus an der Macht war oder ist. (Südvietnam, Griechenland und Chile mit ihren Diktaturen zähle ich nicht zu den Hauptländern.) Wohl aber nahm das Leben/die Machtausübung in den Hauptländern des Imperialismus immer wieder Züge des Faschistischen an (abgesehen davon, dass faschistische Kader oftmals recht bruchlos in die demokratischen Machtapparate integriert wurden). Zur Bezeichnung derartiger Erscheinungen wurde oft das Wort „faschistoid“ verwendet. Soweit ich sehe (als interessierter Laie) hat die Faschismusforschung erhebliche Defizite bei der begrifflichen Durchdringung der Dialektiken von „bürgerlicher Gesellschaft – faschistische Momente“ und „vorherrschender bürgerlicher Rechtsstaat – seine Funktionsergänzung durch Faschisten“ sowie „demokratisches Kernland – faschistisches Agieren an der Peripherie“. Vielleicht sollte ich allgemeiner sagen: Bei der theoretischen Durchdringung des „Faschismus Nicht-an-der-Macht“. Dieser Mangel wird heute besonders spürbar z. B., wenn es gilt, dass entschiedene Bündnis der Bundesregierung mit der wesentlich faschistisch orientierten und gestützten ukrainischen Macht in seiner ganzen Tragweite zu benennen und zu bekämpfen.
III
Ich habe den Eindruck, dass die Zeit des „Faschismus Nicht-an-der-Macht“ gegenwärtig zu Ende geht. Erstens verschärfen sich die inneren Krisenprozesse des atlantischen Imperialismus dynamisch und drängen zum Krieg. Zweitens ist ihm ein mächtiger, ebenfalls monopolkapitalistischer, (noch?) nicht imperialistischer Gegenblock entstanden, gegen den alle Kräfte mobilisiert werden. Drittens sind die Bevölkerungsmassen des Westens trotz aller Indoktrination nicht bereit, sich begeistert auf die Schlachtfelder (bzw -bänke) schicken zu lassen. Sie sind zwar weitgehend abstinent, wenn es um die Arbeit zur eigenen Emanzipation geht, doch zur Widerspenstigkeit sind sie durchaus aufgelegt. In dieser historischen Bewegung wird den Mächtigen des Westens die terroristische Machtausübung zunehmend attraktiv. Wie lange wird es dauern, bis sie ihnen „um Schlimmeres zu verhüten“ alternativlos erscheint?
Man darf mit Sicherheit erwarten, dass der neue Faschismus („Faschismus 2.0“) ein gründlich erneuertes Outfit hat, dass er sich vieler stringenter, nichtblutiger (digitaler) Werkzeuge bedienen wird und mit ihrer Hilfe eine neue Qualität der Steuerung der Massen erreichen wird (Steuerung des plebs durch den plebs).
Wenn ich einen Schritt zurücktrete vom Getrommel des Tages und die politischen Tendenzen etwas nachdenklicher betrachte, bin ich sowohl erstaunt, wie systematisch alle Bedingungen des reibungslosen Übergangs zur faschistischen Diktatur geschaffen werden als auch welch neue Qualität der totalen Herrschaft dank der Wunderkraft neuer Techniken/Medien absehbar ist.
Beispiele für’s Erstgenannte sind die häufigen Polizeieinsätze mit Zehntausenden Beamten. Die Bürgerkriegsfähigkeiten der Repressionskräfte sind auf einen hohen Stand gebracht und werden ständig „scharf“ gehalten. Beim Zweitgenannten wird Jeder/Jede an Big Data denken, die totale Überwachung des gesamten Datenver?ehrs aller Menschen – Überwachung und analytische Durchdringung. Gegenwärtig werden diese Daten um (freiwillig gesendete!) Daten des Persönlichkeitsprofils jedes Menschen erweitert. Besonderes Augenmerk aber verdient die geplante Abschaffung des Bargelds (auch hier). Damit wird der Staat komplett über alle Informationen der tatsächlichen Reproduktion jedes Menschen verfügen. All dieses Wissen, verbunden mit einzigartigen Erfolgen bei der kulturellen Steuerung der Menschen durch die MSM/Blödmaschinen berechtigt zu der Erwartung, dass der Faschismus 2.0 ein „megacooles“, fanatisch funorientiertes Gesicht haben wird. Es wird – mit etwas Nachhilfe – eine Lust sein.
Nur Blut wird immer noch rot sein.
kranich05 | 28. Mai 2015 um 23:00 | Tags: BRD, Faschismus 2.0 Kanonensong, NATO, USA | Kategorien: Bewußtheit, Blödmaschine, bloggen, Demokratie, Faschismus alt neu, Krieg, Krise, Materialismus, Realkapitalismus, Widerstand | URL: http://wp.me/p1Wjbc-3kb