Ein paar Zeilen an den
Verband deutscher Schriftsteller (VS/ver.di)
und seine Mitglieder
Wenn jetzt
Manch eine(r)
Von euch meint
Es sei doch keine Kunst
Euch öffentlich die Meinung
Ins Ohr und ins Gesicht zu sagen
So mag das schon
So sein.
Wes Brot ich ess
Des Lied ich sing
Ach liebe Leute
Vom VS
Die Binsen- und die Volksweisheit
In Sprichwort und in Bauernregel
Das ist ein eigen Ding
Die Weisheit lügt
Die Wahrheit liegt
Dahinter und daneben
Wes Brot ich ess
Des Lied ich sing
Das soll uns grad mal eben
Benebeln und belügen
Denn auch in diesem
Fortschrittsladen
Muss Mann und Frau
Dem Markt und seiner Macht
Dem Wolfsgesetz des Kapitals
Genügen
Dem singen wir ein Lied
Zwo, drei
Und wissen doch genau
Wer tags und nachts in Contischicht
Den Schweiß in seinem
Angesicht
Das Brot backt
Das wir essen
Und Leute, wenn ihr ehrlich seid
Ihr habt es längst vergessen
Wer baute erst die Bäckerei
Wer backt uns unser täglich Brot
Und für wen schreibt ihr
zur & mit & ohne Not
Für wessen
Interessen
HaBE
Texte aus HaBEs “Büchnerei”
entstehen in der Mittel-Gründauer WortWerkStatt . Die hat
HaBE dort initiert, wo die oberhessischen Bauernaufstände 1830 unter dem
Einfluss von Büchner, Weidig & ihrem Giessener Kreis begannen.
Das oberhessische SchmugglerGrenzNest war Scharnier/Adapter zwischen den
frühdemokratischen Bewegungen in (Ober-)Hessen-Darmstadt & Hessen-Kassel.
Die radikaldemokratischen Forderungen der (Mittel-Gründauer) Bauern gegen
die (Ysenburg-Büdinger) Fürsten & (von Riedeselschen) Barone, gegen den Adel
insgesamt hatte der Lehrer Paul Nagel an diesem Ort formuliert. Er verscholl
deshalb nach 1830 zusammen mit vielen Bauern in einem fürstlichen Zuchthaus.
(Sein radikaldemokratischer Nachfolger und Kollege, Bernhard Kaffenberger
wurde 1850 als Anführer der regionalen 1848er bestraft und zur Auswanderung
in die USA gezwungen.) Die “Büchner-Gilde” soll im Sinne Büchners, Weidigs &
der linken 1848er “die Leut zu Wort kommen lassen & ihnen ihre Stimme & ihre
Lieder wieder geben”. Mit-Täter-Leser-Schreiber-MusikerINNEN gesucht! Eine
Reihe von Texten aus der “Büchnerei” & den Hanauer
Widerstands-(Konzert-)Lesungen & OpenAir-Schreibungen sind als Bücher
erschienen & es stehen wöchentlich neue in der Neuen Rheinischen Zeitung
(http://www.nrhz.de/flyer/):
Was in der Peripherie und unter knappen personellen Resourcen an Kunstaktionen möglich ist, was ich unter öffentlicher Kontrolle und staatlicher Aufsicht (Mitschnitt & Mitschrift & Sicherstellung & Beschlagnahme & Untersuchungshaft ((nicht nur))für Texte) seit den frühen 60ern als bisher vom KunstMarkt nicht vereinnehmbarer Kunst praktiziere und -darüber bin ich sehr glücklich- bei der Buchmesse Havanna 2007 unter meinem Straßenzeitungs-Essay „Siempre con la gente, siempre para la gente – sobre las obligancionas de las artistas revolucionarias“ nach über 40 Jahren dieser KunstPraxis in Deutschland und den deutschsprachigen Nachbarländern zunächst in Kuba und danach in CostaRica und Nicaragua zusammen mit Tausenden von Lateinamerikanerinnen demonstrieren durfte, das möcjhte ich im Folgenden beschreiben. Mein Dank geht hier noch mal an die Trabajadora(e)s sociala(e)s, an die Leitung der Buchmesse Havanna, die mich bei meinen Spontanaktionen tatkräftig unterstützt haben. Dank an die vielen (auch deutschsprachigen) KubanerINNEN, die mir beim Übersetzen meiner Agit-Provo-Lyrik und meiner Prosa geholfen haben.
Dank an die vielen kubanischen LehrerINNEN und Schulleitungen, die mich spontan zu Lesungen in die Schulen eingeladen haben oder einfach den Unterricht unterbrachen und mich vorlesen ließen, wenn ich zufällig durch die Schulklassenfenster schaute und fragte, ob ich etwas von meinen Texten vorlesen darf. (So viel zur strengen Zensur in Kuba!!).
Da mir 2007 die deutsche Delegationsleitung das Schreiben von Wandzeitungen zwar nicht untersagte, aber dann heimlich alle Texte abriss und vernichtete, habe ich zunächst mit Hilfe kubanischer Messebauer ErsatzPapier (Makulatur) beschafft und anschließend außerhalb des „deutschen Sektors“ keine Wand- sondern Straßenzeitungen auf dem Pflaster des Zentralen Messeplatzes geschrieben (u.a. das o.g. Essay), wobei mir wieder tausende von KubanerINNEn und anderen Menschen aus Lateinamerika über die Schultern schauten, Texte korrigierten, diskutierten: Kinder, SchülerINNEN, LehrerINNEN, Krankenschwestern, Pfleger, MedizinstudentINNen, StudentINNen, BäuerINNEn, ArbeiterINNEN, ÄrztINNeN, Angestellte, VerkäuferINNEN, IngenieurINNEN, SoldatINNEN, PolizistINNen, MitarbeiterINNEN der Staatssicherheit, usw…. Nach etwa vier Stunden Schreiben und Diskutieren stellte mir die Messeleitung mitten auf dem Zentralen Platz einen 2,5 Meter hohen 1,50 breiten HolzQuader zur Verfügung, „damit die Menschen meine Texte besser lesen können.“
Das Projekt Widerstands-Lesungen & -Schreibungen, das von Horst Bingel und Sabine Kebir von Anfang an materiell und ideell unterstützt wurde, an dem sich anfänglich einige Duzend AutorINNen und noch Mal so viele Musiker beteiligt haben , versucht lokale soziale -kulturelle Themen mit Mitteln von Straßen Theater, Stehgreif-Kabarett, Musik und Malerei open-air auf Straßen und Plätzen , vor Betrieben und auch in Betrieben unter Einbeziehung des Publikums künstlerisch-kreativ zu bearbeiten – dabei wird die öffentliche politische Debatte selbst Kunstform und steht dann auch so deklariert unter dem besonderen Schutz der diversen Verfassungen, Menschenrechts -Chartas, der Grundrechtskataloge des Grundgesetzes und der Landerverfassungen, solange es diese Grundrechte zumindest nominell noch gibt.
Globale Fragen werden auf die regionalen, lokalen Verhältnisse „herunterdekliniert“ und umgekehrt.
Lokale Zeitungsmeldungen hinterfragt und ergänzt um das Verschwiegene, gegendargestellt…
Zur Zeit schreibe ich auch Beiträge in das Portal einer Regionalzeitung, wo ich schwerpunktmäßig die Geschichte der Turn-& Sportvereine, der Gesangsvereine, der übriggebliebenen Strukturen des Solidaritätsverbandes (Radsport), den örtlichen antfaschistischen Widerstand usw… nach Befragung der „Dorfältesten“ veröffentliche und für die über 50% nicht-internetfähigen die Geschichte(n) in öffentlicher Wandzeitungs-Schreibung zur Kommentierung, Verbesserung usw. vorlege … oder/und Nachbarn auffordere. die Internetseiten auszudrucken und sie an die Älteren weiterzugeben. (siehe auch www.gtlokal.de und auch hier in der Rubrik „Aktuelles“)
Nach entsprechenden Aktionen gegen die Notstandsgesetze ((in der Bannmeile vor dem Bonner Bundeshaus)), die Wiederbewaffnung, die Flächenaussperrung, gegen den Vietnamkrieg und die deutsche Beteiligung (v.Weizsäcker bei Böhringer und im Geschäft mit Dow-Chemical), usw…
hatte ich zusammen mit dem Frankfurter Komponisten/Klarinett-/Saxophonisten des ensemble modern – Wolfgang Stryi ab 1991 bis 2005 ca. 150 bis 200 „interventions-Lesungs-Konzerte“ gegen die Kriegsmobilisierung durchgeführt und dabei das Konzept der WiderstandsSchreibungen entwickelt („Über die Demokratisierung der Kunst – eine Fortentwicklung des Eisler-Ansatzes“). Praktisch ging es dann angelehnt an die Widerstandslesungen am Ballhaus-Platz in Wien 2003 iin Hanau auf dem Freiheitsplatz los, die zunächst dort über Handy-verbindung gleichzeitig mit den Wienern stattfanden und sich dann selbständig machten . mit Schreibverboten auf den Frankfurter Buchmessen, 8000 TeilnehmerINNen auf der Buchmesse Leipzig, mit öffentlichen Briefschreibungen in Hauptbahnhöfen (60 Jahre Auschwitzbefreiung, 11.000 Kinder, Zug der Erinnerung usw…). Ein weiterer Schwerpunkt wurden in den letzten jahren die Schreib-& Lesungs-Unterstützung von Warn- und Vollstreiks und auch die von Großdemonstrationen . (VAC, Dematic, Rundschau, ErzieherINNEN, Studenten, Schüler usw, DUNLOP kommt jetzt auch wieder dran, gegen die Abschiebungen, gegen Privatisierung und Stadtzertörung). Fundament dabei sind und bleiben die regelmäßigen Widerstandsschreibungen auf Straßen und Plätzen. Bis 2007 habe ich dabei über Strichlisten genau Buch geführt, wieviele Menschen sich lesend, diskutierend und korrigierend an den WiderstandsSchreibungen und -Lesungen beteiligt haben: es waren ca. 150.000 – wobei die Zählung in Havanna etwas schwieriger wurde als in Hanau. In Havanna waren es innerhalb von drei/vier Tagen rund 35.000,
in CostaRica und Nicaragua insgesamt noch Mal 3.000.
In Hanau hat sich ein Ritual entwickelt, nachdem die Leute gesehen hatten, dass ich für jedes Lesen einen Srtich auf ein sonst unbeschriebenes Plakat gemacht habe, haben sich die Leute nach drei Monaten nach dem Lesen einen Stift genommen und sich als Lesende eingetragen.
Die Stadt Hanau hat dann mit der Einrichtung eines Stadtausrufers reagiert, der ausgewählte Verse aus der Bevölkerung und AUCH EIGENE vortragen sollte. Dieses schlechte Plagiat hielt sich – gut bezahlt – drei Monate und dann wurde das eingestellt. Der Künstler von den lokalen Brennessel-Kabarettisten hieß Mumm. Deshalb kam in Hanau auch die Forderung nach einem VerMUMMungsverbot auf, andere forderten ein VerDUMMungsverbot.
In einer zeit, wo Zeitungen und andere Massenmedien defacto gleichgeschaltet nicht nur bezüglich des Eigentums sondern auch bezüglich der „Redaktionellen Unabhängigkeit“ in den Händen weniger Kapitalgruppen/Kapitalisten sind (siehe Entwicklung der FR, der SZ …) und dort sich immer weiter in wenoigen Händen konzentrieren, in einer zeit, wo selbst die gewerkschaften neben dem Verkauf der Gewerkschaftshäuser die eigenen Zeitungen einstellen und die eigenen Druckereien verkaufen und/oder ruinieren, (wo sogar die SPD die Reste der parteieigenen Publizistik …. ach was…)
müssen wir uns auf andere Formen der Veröffentlichung und Demokratisierung der Nachrichtenverbreitung konzentrieren, die nicht zentral abgeschaltet, verkauft und zentral gelenkt werden kann , wie es sich jetzt schon beim Internet abzeichnet. Die netten fetten Jahre, die wilden Anfangsträume über das internet sind zum Teil schon vorbei… und diese virtuelle Kommunikation kann die reale zwar anstoßen aber nicht ersetzen.
Im Gegenteil. Doch, sie kann sie ersetzen und es wird von oben auch daran gearbeitet: Atomisierung, Entsolidarisierung und Abhängigmachung vom Tropf am Internet. Der moderne Volksempfänger und Heimatfrontmobilisierer für FlachbildHirne – die virtuelle BILD-Zeitung mit Flash-Mob für Afghanistan- und Iran-Einsätze.
Dagegen müssen wir die Straßen und Plätze uns wieder zurückholen, die Betriebstore besetzen. Und nur noch zum direkten Broterwerb auf den Strich gehen. Unser Publikum steht und liegt immer mehr auf der Straße und die besten Literaturpreise gibt es von Arbeitslosen und Flüchtlingen , von noch in Arbeit stehenden …
die besten KunstPreise liegen auf der Straße… Dort sollten wir sie uns holen. Dort müssen wir uns darum bewerben. Wir müssen uns der Kritik der Straße stellen und nicht dem bonvivant Herrn Karaseck & Co.
Auf Wider- und Zuspruch hoffend und auf Nachahmung und/oder Mitbeteiligung
Hartmut Barth-Engelbart
dazugehörige weitere Texte gibt es hier:
http://www.barth-engelbart.de/?p=194
Erneutes Schreibverbot für HaBE auf der FFMer Buchmesse
http://www.barth-engelbart.de/?p=175
Widerstands-Lesung &-Schreibung gegen FBI-Aktion gegen indy-media und vom Umgang bei indymedia mit dieser Meldung
http://www.barth-engelbart.de/?p=48
Über die Aufgaben revolutionärer SchrifststellerINNEN oder von der Ironie des “Schiksals”