manchmal ist es schon widersinnig, pervers, wenn man sich freut, dass die Suche nach den Überresten eines KZ, eines Zwangsarbeiterlagers endlich doch Erfolg hat.
Der Anlass zur erneuten Suche nach Dokumenten zum Zwangarbeiterlager unterhalb von Waldensberg und Wittgenborn war eine mail des Frankfurter Historikers und Museumspädagogen W.W.
er schrieb zu meinem Artikel vom „Fürsten-Hund“:
Lieber HaBe,
die vorletzte Mitteilung betraf ja die Ysenburger.
Deine Betrachtungen auf der Reffenstraße sind natürlich nicht dort vom Himmel gefallen, so dass ich mich frage, auf welche wissenschaftlich fundierten Recherchen Du zurück greifen kannst. Es ist klar, dass dies nicht aus Quellen im Geschichtsverein Büdingen stammen kann, die jüngste Geschichte ist eigentlich erst mit den Arbeiten von Monica Kingreen greifbar geworden. Aber auch Sie spricht – so weit ich ihre Arbeiten gelesen habe – nicht von Zwangsarbeiterlagern im Wächtersbachischen oder nahebei.
Da mich das zumal die Aufarbeitung der NS-Zeit nicht zuletzt als geborener Büdinger natürlich sehr interessiert würde ich mich über konkrete Quellen sehr freuen.
Die Grabstätte im Büdinger Forst ist da eigentlich eine Petitesse, ich kann mich nicht erinnern, das Einer nur Kritik geübt hätte und sei es hinter verborgener Hand gewesen. Oder?
Viele Grüße
W.
Und hier jetzt meine Antwort
Lieber W.W.
Deine Mail hat mich etwas verunsichert, denn meine Recherchen über die Zwangsarbeit im Main-Kinzig-Kreis und den Nachbarregionen sind nun schon über 15 Jahre her. Besonders das Programm „Vernichtung durch Arbeit“ im Stalag Wegscheide und seinen Außenstellen habe ich schon vor 20 Jahren untersucht. Und hier die besonderen Rollen einiger NS-Größen in Bad Orb z.B. oder in Gelnhausen.
Jetzt haben sich auf meine Rundmail und eine Veröffentlichung im Gelnhäuser Tageblatt-Portal www.gtlokal.de doch eine Reihe von Menschen gemeldet.
Hier hat mir besonders die mail des Mittel-Gründauers R.S. geholfen, der mich auf drei Portale verwies und dabei auch noch Fotografien der Reste des Außenlagers des SS- KZ Hinzert liefert:
Hallo Herr Barth-Engelbart,
meinen Sie dieses „KZ“? Die Aussenstelle des SS-Sonderlagers Hinzert bei Wittgenborn? Der Vater unseres „Informanten“ R.G., hat da noch einiges miterlebt. Auch kennen wir noch einen Augenzeugen: Herr P. W.
http://www.der-weltkrieg-war-vor-deiner-tuer.de.tl/W.ae.chtersbach-Wittgenborn.htm
http://www.politische-bildung-rlp.de/267.html
http://www.thornb2b.co.uk/P/P_docs/ZA_ENG.pdf
Original Bilder aus der damaligen Zeit liegen uns leider nicht vor. Quellenlage eher schlecht. Ich hoffe ich konnte damit helfen.
Schönen Gruß
R.S.
Die Namen der Zeugen habe ich hier bewusst nicht voll ausgeschrieben. Ich möchte schon jetzt die Gemeinde Gründau und die Städte Wächtersbach und Büdingen auffordern, an diesen Orten öffentliche Veranstaltungen zu diesen Themen durchzuführen. Für Gelnhausen und Bad Orb wäre es dringend notwendig, das Gleiche zu tun.
Dazu möchte ich auch die bisher an den Recherchen beteiligten HistorikerINNEN einladen: Dr. Christine Wittrock, Monika Kingreen, Dr. Manfred Köhler, Christine Raedler, Gerald Flinner, die Gelnhäuser Historische Gesellschaft, den Verein“Die Wegscheide mahnt!“, die Betreiber des Portals: www.der-weltkrieg-war-vor-deiner-tuer.de, sowie die Zeugen R.G und P.W.
HIER JETZT TEXTAUSSCHNITTE AUS DEM PORTAL: der weltkrieg war vor deiner tür:
SS-Sonderlager Hinzert – Aussenlager
Eigentlich Wächtersbach, allerdings liegt es näher an Wittgenborn.
Obwohl Hinzert keine ausdrückliche Vernichtungsaufgabe hatte und nicht über Tötungsanlagen wie z. B. Gaskammern verfügte, kam es neben den alltäglichen sadistischen Morden durch das Lagerpersonal (insbesondere durch Ertränken) zu angeordneten Massentötungen u. a. von sowjetischen Kriegsgefangenen. Die Massenmorde geschahen entweder durch Erschießen oder durch Giftspritzen.
In diesem Aussenlager waren 166 Menschen inhaftiert.
Dank an René Glaser, der uns die Überreste des Aussenlagers zeigte.