Als Einleitung zur Lesung mit Vittorio Arrigoni werden vom Moderator am 13.10. um 19 Uhr in der Hanauer Metzgerstraße 8 (Kultur-&Sozialzentrum) die folgenen Worte von Henning Mankell zu Israel vorgelesen:Israelisches Militär versuchte das internationale palästinensische Literaturfestival zum Schweigen zu bringen
Von Apartheid gestoppt AUTOR:Henning MANKELL Übersetzt vonEinar Schlereth Vor gut einer Woche besuchte ich Israel und Palästina. Ich gehörte zu einer Schriftstellerdelegation mit Vertretern aus verschiedenen Kontinenten. Wir sollten an einer palästinensischen literarischen Konferenz teilnehmen. Die Einweihung sollte im Palästinensischen Nationaltheater in Jerusalem stattfinden. Gleich nachdem wir uns versammelt hatten, kam schwer bewaffnetes israelisches Militär und Polizei und teilte uns mit, dass sie uns zu stoppen gedächten. Auf die Frage warum, kam als Antwort: Es ist natürlich Nonsens zu behaupten, dass wir in jenem Augenblick eine terroristische Bedrohung für Israel darstellten. Aber gleichzeitig hatten sie ja auch Recht. Sicher stellen wir eine Bedrohung für Israel dar, wenn wir nach Israel kommen und sagen, was wir von der israelischen Unterdrückung der palästinensischen Bevölkerung halten. Es war ja auch nicht merkwürdig, dass ich und tausende andere damals eine Bedrohung für das Apartheidsystem in Südafrika darstellten. Worte sind gefährlich. Das waren auch meine Worte, die ich sagte, als es den Veranstaltern gelungen war, die Einweihung in das französische Kulturzentrum zu verlegen, das sich bereitwillig gezeigt hatte: ”Das was wir jetzt erleben, ist eine Wiederholung des verächtlichen Apartheidsystems, das einst die Afrikaner und Farbige als Bürger zweiter Klasse in ihrem eigenen Land behandelte. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass dieses Apartheidsystem nicht mehr existiert. Es wurde durch menschliche Kraft auf den Müllhaufen der Geschichte Anfang der 1990-er Jahre geworfen. Es geht eine direkte Linie zwischen Soweto, Sharpeville und dem, was kürzlich in Gaza geschah.” In den folgenden Tagen besuchten wir Hebron, Bethlehem, Jenin und Ramallah. Wir wanderten einen Tag in den Bergen zusammen mit dem palästinensischen Verfasser Raja Shehadeh, der uns zeigte, wie sich die israelischen Siedlungen ausdehnten, palästinensisches Land konfiszieren, Wege zerstören, neue bauen, die nur von Siedler benutzt werden dürfen. Schikanen an den verschiedenen Grenzübergängen lagen auf der Hand. Natürlich war es einfacher für meine Frau Eva und mich durchzukommen. Aber jene in unserer Delegation, die syrische Pässe hatten oder deren Herkunft palästinensisch war, wurden desto mehr schikaniert. Bring den Koffer aus dem Bus, pack ihn aus, stell ihn wieder rein, hole ihn wieder heraus …. Aber selbst in der Hölle gibt es Gradunterschiede. Hebron war am schlimmsten. Inmitten der Stadt mit 40 000 Palästinensern haben 400 Siedler einen Teil des Stadtzentrums beschlagnahmt. Die sind brutal und zögern nicht, ihre palästinensischen Nachbarn zu jeder Tageszeit anzugreifen. Warum ihnen nicht auf den Kopf pissen von hoch gelegenen Fenstern? Wir sahen einen Dokumentarfilm, wo u.a. Siedlerfrauen inklusive deren Kinder palästinensische Frauen treten und schlagen ohne dass das Militär eingreift. Deshalb gibt es in Hebron Menschen, die im Namen der Solidarität freiwillig palästinensische Kinder zur Schule und zurück begleiten. Diese 400 Siedler werden rund um die Uhr von 1500 israelischen Soldaten bewacht! Jeder Siedler hat eine permanente Leibwoche von 4-5 Personen bei sich. Die Siedler haben ausserdem das Recht, Waffen zu tragen. Als wir einen der schlimmsten Übergänge direkt in Hebron besuchten, war dort ein Siedler, unerhört aggressiv, der uns filmte. Sobald er das geringste Anzeichen für etwas Palästinensisches entdeckte, ein Armband, ein Anstecknadel, dann rannte er zu den Soldaten und erstattete Bericht. Aber natürlich war nichts von dem, was wir erlebten, nur annähernd vergleichbar mit der Situation der Palästinenser. Wir tragen sie in Taxis und auf der Strasse, bei Vorlesungen, an der Universität und im Theater. Wir führten Gespräche und hören, was ihnen zugefügt wird. Ist es verwunderlich, dass ein Teil von ihnen desperat ist, wenn sie keinerlei Ausweg aus diesem Leben sehen, dass sie sich entscheiden, sich in einen Selbstmordbomber zu verwandeln? Wohl kaum oder? Verwunderlich ist nur, dass es nicht mehr tun. Die Mauer, die jetzt das Land zerschneidet, wir kurzfristig künftige Attacken verhindern. Aber die Mauer ist ein allzu deutliches Zeichen für die desparate Lage der israelischen Militärmacht. Sie wird am Ende dasselbe Schicksal ereilen wie die Mauer, die Berlin teilte. Was ich während dieser Reise sah, war völlig eindeutig: der Staat Israel ist in seiner gegenwärtigen Form ohne Zukunft. Jene, die eine Zwei-Staaten-Lösung vertreten, denken ausserdem falsch. 1948, als ich geboren wurde, erklärte Israel seine Unabhängigkeit auf besetztem Gebiet. Es gibt keinerlei Gründe dafür, dass dies eine völkerrechtlich legitime Handlung war. Man besetzte ganz einfach palästinensisches Land. Und man fährt fortlaufend fort, diesen Landbesitz zu vergrössern, etwa durch den Krieg 1967 und heute durch die ständige Zunahme an Siedlungen. Hin und wieder wird eine Siedlung abgerissen, um den Schein aufrechtzuerhalten. Aber bald taucht sie woanders wieder auf. Eine Zwei-Staaten-Lösung bedeutet nicht, dass die historische Besatzung aufgehoben wird.
Israel wird es genauso ergehen wie Südafrika unter der Apartheidzeit. Die frage ist nur, ob die Israelis Vernunft annehmen werden und freiwillig einer Abwicklung des Apartheidstaates zustimmen werden. Oder ob es zwangsweise geschehen wird. Auch kann niemand sagen, wann es geschieht. Der endgültige Aufruhr wird natürlich von innen kommen. Aber plötzliche Veränderungen in Syrien oder Ägypten werden dazu beitragen können. Ebenso wichtig ist selbstverständlich, dass die USA es sich bald nicht mehr leisten können, diese abscheuliche Kriegsmaschine zu bezahlen, die Steine werfende Jugendliche von einem normalen Leben in Freiheit fernhält. Wenn Veränderungen kommen, wird es von dem einzelnen Israeli abhängen, ob er oder sie bereit ist, auf seine Privilegien zu verzichten und in einem palästinensischen Staat zu leben. Ich stiess auf meiner Reise auf keinen Antisemitismus. Hingegen auf einen normalen Hass auf die Besatzer. Es ist wichtig, diese Dinge auseinanderzuhalten. Den letzten Abend sollten wir in Jerusalem beenden, wo wir angefangen hatten. Aber das Theater war wieder vom Militär geschlossen worden. Es musste woanders vonstattengehen. Der Staat Israel hat nur eine Niederlage zu erwarten, wie alle Besatzungsmächte. Die Israelis vernichten Leben. Aber sie können nicht die Träume zerstören. Der Untergang dieses verächtlichen Apartheidsystems ist das einzig denkbare Resultat, da es notwendig ist. Die Frage lautet also nicht ob, sondern wann es geschieht. Und natürlich auch, auf welche Weise.
Quelle: Aftonbladet – Stoppad av apartheid Einar Schlerethist ein Mitglied von Tlaxcala, dem Übersetzernetzwerk für sprachliche Vielfalt. Diese Übersetzung kann frei verwendet werden unter der Bedingung, daß der Text nicht verändert wird und daß sowohl der Autor, der Übersetzer, der Prüfer als auch die Quelle genannt werden. URL dieses Artikels auf Tlaxcala: http://www.tlaxcala.es/pp.asp?reference=7834&lg=de |
Habe das gerade entdeckt. Schade, da kannten wir uns noch nicht. Rolf Becker hatte ich in HH auch mal flüchtig kennengelernt. Wusste aber nicht, dass er Schwedisch kann. Ja, was das für Fehler waren, lässt sich hier nicht feststellen. Aber zeig mir einen Text ohne Fehler!
Der Hamburger Schauspieler Rolf Becker hat Übersetzungsfehler gefunden
Main-Kinzig-Kreis – Hanau
Geschrieben von: Hartmut Barth-Engelbart
am: Mittwoch, 07. Oktober 2009 um 18:28 – Gelesen: 1 mal
Eine Reaktion zu “Einleitende Worte zur GAZA-Lesung von Henning Mankell (HU-Metzgerstr. 13.10. 19Uhr)”
# Rolf Becker
Am 5. Oktober 2009 um 14:13 Uhr
Lieber Hartmut, bitte überprüft den Text nochmal, er enthält Fehler. Am besten, Ihr fügt die englische Originalfassung bei. Beste Grüße – Rolf
Lieder hat Rolf Becker die Englische Fassung des Mankell-Textes nicht geschickt.
In der Hoffnung, dass dieses Portal auch von Leuten besucht wird, die Schwedisch können, veröffentliche ich hier das Original aus dem Aftonbladet:
Möglicher Weise liest hier auch der Übersetzer Einar Schlereth mit!
oppad av apartheid Henning Mankell var själv en av de författare från hela värl Henning Mankell var själv en av de författare från hela världen som deltog i den palestinska litteraturfestivalen 23–28 maj. För Aftonbladet skriver han om resan och varför dagarna är räknade för Israel. Foto: Raoof Haj Yahia En palestinsk kvinna visiteras av en israelisk soldat i Hebr En palestinsk kvinna visiteras av en israelisk soldat i Hebron på Västbanken. Foto: AP
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Tillbaka Bli medlem i Aftonbladet Snack och börja blogga // Henning Mankell om hur israelisk militär försökte tysta den internationella palestinska litteraturfestivalen
Israel i maj 2009.
För en dryg vecka sedan besökte jag Israel och Palestina. Jag ingick i en författardelegation med representanter från olika kontinenter. Vi skulle medverka i en palestinsk litterär konferens. Invigningen skulle ske på den Palestinska Nationalteatern i Jerusalem. Just när vi hade samlats kom tungt beväpnad israelisk militär och polis och meddelade att dom tänkte stoppa oss. På frågan varför, var svaret:
– Ni utgör en säkerhetsrisk.
Det är naturligtvis nonsens att påstå att vi i det ögonblicket utgjorde ett terroristiskt hot mot Israel. Men samtidigt hade dom ju också rätt. Visst utgör vi ett hot när vi kommer till Israel och säger vad vi tycker om israelernas förtryck av den palestinska befolkningen. Det är inte konstigare än att jag och tusentals andra en gång utgjorde ett hot mot apartheidsystemet i Sydafrika. Ord är farliga.
Det var också vad jag sa när arrangörerna lyckats flytta hela invigningen till det franska kulturcentret som ställt sig villiga:
– Det vi nu är med om är en upprepning av det föraktliga apartheidsystem som en gång behandlade afrikaner och färgade som andra klassens medborgare i sitt eget land. Men vi ska inte glömma att detta apartheidsystem inte längre existerar. Det kastades av mänsklig kraft på historiens sophög i början av 1990-talet. Det går en rak linje mellan Soweto, Sharpville och det som nyligen inträffade i Gaza.
Under de dagar som följde besökte vi Hebron, Betlehem, Jenin och Ramallah. Vi gick i bergen en dag tillsammans med den palestinske författaren Raja Shehadeh som visade oss hur israeliska bosättningar sprider ut sig, konfiskerar palestinskt land, förstör vägar, bygger nya som bara bosättarna får använda. Trakasserierna låg nära till hands vid de olika gränsövergångarna. Det gick naturligtvis lättare för min fru Eva och mig att ta oss igenom. Men de i delegationen som hade syriska pass eller var palestinier i ursprunget, utsattes desto mer. Ta ut väskan ur bussen, packa upp den, ställa in den igen, ta ut den på nytt …
Men det finns grader även i helvetet. Hebron var värst. I mitten av en stad med 40 000 palestinier har 400 judiska bosättare beslagtagit en del av centrala staden. De är brutala, tvekar inte att när som helst angripa sina palestinska grannar. Varför inte pissa dom i huvudet från högt belägna fönster? Vi såg en dokumentation där bland annat bosättarkvinnor, inklusive deras barn, sparkar och slår på palestinska kvinnor, utan att militären ingriper. Det är därför det i Hebron finns människor som i solidaritetens namn frivilligt följer palestinska barn fram och tillbaka till skolan. Dessa 400 bosättare bevakas dygnet runt av 1 500 israeliska soldater! Varje bosättare har ständig livvakt av 4–5 personer. Bosättarna har dessutom rätt att bära vapen. När vi besökte en av de värsta övergångarna inne i Hebron fanns där en bosättare, oerhört aggressiv, som filmade oss. Såg han det minsta tecken på något palestinskt, ett armband, en nål, så sprang han till soldaterna och rapporterade.
Men naturligtvis var ingenting av det vi upplevde något som kan jämföras med palestiniernas situation. Vi mötte dom i taxibilar och på gatan, vid uppläsningsaftnar, på universitet och teatrar. Vi förde samtal och kunde lyssna till vad dom utsätts för.
Är det underligt att en del av dom i desperation, när dom inte ser någon annan livsutväg, bestämmer sig för att förvandla sig till självmordsbombare? Knappast? Underligt kanske att inte fler gör det.
Den mur som nu delar upp landet kommer på kort sikt att förhindra framtida attacker. Men muren är en alldeles tydlig markering av militärmakten Israels desperation. Den kommer i slutänden att röna samma öde som muren som delade Berlin.
Vad jag såg under denna resa var alldeles klart: staten Israel i sin nuvarande form har ingen framtid. De som förfäktar en tvåstatslösning tänker dessutom fel.
1948, det år jag föddes, proklamerade Israel sin självständighet på ockuperat land. Det finns inga som helst skäl till att detta var en folkrättsligt legitim åtgärd. Man ockuperade helt enkelt palestinskt land. Och detta landinnehav fortsätter man ständigt att öka, genom kriget 1967 och i dag den ständigt pågående tillväxten av bosättningar. Då och då rivs en och annan bosättning för syns skull. Men snart dyker den upp nån annanstans. En tvåstatslösning innebär inte att den historiska ockupationen upphävs.
Det kommer att gå för Israel som för Sydafrika under apartheidtiden. Frågan är bara om israelerna kan förmås att ta sitt förnuft till fånga och gå med på apartheidstatens avveckling frivilligt. Eller om det måste ske genom tvång.
Ingen kan heller säga när det sker. Det slutliga upproret kommer naturligtvis att börja inifrån. Men plötsliga politiska förändringar i Syrien eller Egypten kommer att vara bidragande.
Lika viktigt är förstås att USA snart inte längre har råd att betala denna ohyggliga krigsmaskin som håller stenkastande ungdomar borta från ett normalt liv i frihet.
När förändringen kommer är det upp till den enskilda israelen om han eller hon är beredd att avstå från sina privilegier och leva i en palestinsk stat. Jag mötte ingen antisemitism under resan. Däremot ett alldeles normalt hat mot ockupanterna. Det är avgörande att man håller dessa saker isär.
Sista kvällen skulle vi avsluta som vi börjat i Jerusalem. Men teatern hade stängts av militären igen. Det fick ske på annan plats.
Staten Israel har bara ett nederlag att vänta, som alla ockupationsmakter.
Israelerna krossar liv. Men dom krossar inga drömmar. Undergången av detta föraktliga apartheidsystem är det enda tänkbara eftersom det är nödvändigt.
Frågan är alltså inte om, utan när det sker. Och, alltså, på vilket sätt.
Henning Mankell
Lieber Hartmut, bitte überprüft den Text nochmal, er enthält Fehler. Am besten, Ihr fügt die englische Originalfassung bei. Beste Grüße – Rolf