Golf-Krieg überm Judengrund

Der „Judengrund“ liegt nicht in Palästina und der Golfplatz auch nicht ! Damit hier keine Missverständnisse produziert werden!
Lieber SPIEGEL-Autor und Achse des Guten-Betreiber Henrik M. Broder, liebe Herren Maxeiner und Miersch, werte Frau Doktor Cora Stephan,  Herr Waibel und alle anderen Israel-Fans: auch für alle anderen Ortsunkundigen: der „Judengrund“ wurde in Gründau bei FFM mit einer Erdaushubdeponie zugeschüttet. Ein schlecht entwässerter, saurer Grund, der – weil er sonst „zu nichts nutze“ war – brach lag, als „JudenNachtlagerplatz“ und später als „Zigeunerlager“ genutzt werden durfte: hier hat die SA die Sinti und Roma in den 30er Jahren des 1000-jährigen Reiches abgeholt, gefoltert und in die KZ verschleppt. Hier gibt es keine Hinweistafel, kein Denkmal aber demnächst Breitensport über einer Bauschuttdeponie! So was nennt man Vergangenheitsbewältigung! Pech nur, dass hier schon die Kelten Fürstengräber angelegt hatten. Aber so ist auch diese Vergangenheit bewältigt.

Es gibt Golf-Kriegsgewinnler und -Verlierer. Ein Verlierer steht schon fest – neben der Gemeinde Gründau und ihren Kulturschätzen ist das ein gewisser Herr -nennen wir ihn Auler – nein, nicht aus Aulendiebach, schon hier aus der Gegend. Der Mann war zuständig bei der Nichtgenehmiguing der Verfüllung eines Tales und hat aber trotzdem genehmigt, bzw. hat er es zumindest durchgehen lassen. Böse Zungen behaupten, ein Gründauer Golf-Scheich hätte den guten Auler bestochen mit einem 150.000er (noch DM-) Kredit ohne Zinsen. Aber das konnte nicht lange gut gehen. Es flog auf und was dem einen sin Nachtigall, ist dem annern sin Uhl oder Aul oder Eule. Oder umgekehrt. Dem Auler war zum Heulen. Aber ins Gefängnis musste er nicht. Und der Scheich ? Der gehört jetzt zu den Golf-Kriegsgewinnlern. Der Altlandrat Eyerkaufer hatte sich für den Breitensport damals schon schwer ins Zeug gelegt: klar: Golf geht so in die Breite, das muss einfach ein Breitensport sein. Und weil die Breite nicht ausreichte für den Breitensport, soll jetzt mit einer Überquerung der Bundesstraße Gründau-Büdingen der bisherige 18 Loch-Golfplatz noch 11-18 Löcher dazu bekommen:
Gerüchte, wonach der Glauberg zum Golfplatz ausgebaut und das dortige neue Museum zum Golfhotel umgewidmet werden soll, bestätigen sich zwar nicht, aber die Gründauer Golfplatzerweiterung über dem „Judengrund“ belegt jetzt den Gründauer „Glauberg“ mit Löchern und Golfrasen. Wie würde jetzt Dieter Lerryn Dehm reimen: „Und das Gras, das wächst darüber … “  Strittig ist noch, ob ein pestizid gepflegter Golfplatzrasen ökologisch besser ist als jedes Jahr Monsanto-Energie-Mais für die geplante „BIO“-Gasanlage am Nordwestrand des Rothenberger Galgenberges …  Sollte da nicht Gülle vergast werden statt sie in die Gründauaue zu kippen ?  Aber das ist jetzt wieder eine andere geschichte… Zurück zum Golfkrieg.

Ein Gründauer Golfscheich kann doppelt aufatmen; neben der profitablen Talverfüllung mit Bauschutt und Erdaushub kommt jetzt, wenn über das Ganze Gras gewachsen ist auch noch der Einnahmesegen des erweiterten Golfplatzes hinzu, der damit auch in die höchste Liga der Golfplätze aufsteigen kann. Topp-Adresse: nach ein paar Heizrunden auf dem ADAC-Übungsplatz- Wellness im Hühnerhof , anschliessend zwei Runden Golfen und dann wieder Wellness. Fehlt nur noch der Puff! Patras ist leider schon zu. Aber es wird ja emunkelt, dass es in den boomenden Gründauer Ortsteilen bisweilen feuchtbiotope Plätzchen zum Verweilen geben soll. Toll. Wenn das demnächst nicht exkluusiveren Charakter bekommt, dann lohnt sich die Talverfüllung auch nicht. Von wegen Breitensport!!??? Na , Herr Altlandrat? Auch mal einlochen ?

Einer ist im Golfkrieg auch ohne Doppelnutzen einer Talverfüllung aus dem Schneider gekommen. Hat ihm eigentlich das Land Hessen oder der Kreis die neue Deponieauffahrt zwischen Mittel-Gründau und Niedergründau spendioert oder hat er das aus den Deponieeinnahmen bezahlt. Seit es die Erdaushubdeponie gibt, ist die Landesstraße zwischen Bundesstraße Gründau -Büdingen und Langenselbold ein einziges Bruchstück. Bisher sind dort nur Schilder aufgestellt: „Vorsicht Straßenschäden!“

Der KreisArchäologe Dr. Schmitt wird zur Golfplatzerweiterung überm „Judengrund“ wahrscheinlich nur so viel sagen: „Besser die Keltengräber wurden zugeschüttet als dass hier Raubgräber wüten!“. Den potentiellen Raubgräbern sei gesagt: sie müssen schon jetzt wahrscheinlich bis zu 15 Meter tief graben , um an die Gräber zu kommen, wenn sie denn dort sind! Und wir haben jede Menge Augen darauf. Schade, dass die Gemeinde ihren archäologischen Schatz erst viel zu spät entdecken wird. So was ist standortoptimierungsverdächtig. Aber die Gemeinde hat ja schon einmal geschlafen oder weggeschaut: Denn auch die Bandkeramiker sind meterhoch zugeschüttet. Dass die alten Kelten sich über die Golfbälle erhitzen ist nicht zu erwarten. Aber die Bandkeramiker werden schon ächzen, wenn ihre Urnen sich demnächst mit Schneider-Gülle füllen.

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

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