Haus des Schreckens: Wie Hanau verkauft & refeudalisiert wird. SPD,CDU,FDP,GRÜNE

Die Städte und Dörfer werden zu nehmend refeudalisiert:
an den Geldadel verhökert. Die Verkäufer selbst erhoffen sich wohl weniger den Aufstieg der Städte und Käffer in die Oberklasse als mehr ihren eigenen, denn sie lassen sich als Stadtmodernisierer auch feudal bezahlen. Aber, werte ExKollegen von der SPD oder auch der CDU oder der FDP oder den GRÜNEN, ihr habt immer noch den falschen Stallgeruch. Eure Urenkel werden, wenn alles gut geht vielleicht aufgesteigen sein. Wie lange hat es gedauert, bis ein Kind polnischer Saisonarbeiter in der Landwirtschaft oder auch untertage hier im Westen aufsteigen und oben bleiben konnte : Grabowski, Skowski, Kaminski, Bednarsky, Katarsky, oder auch die Hugenotten .. das dauert über hundert Jahre:
Bouvier, Boussonville, Pellisier …. davon können Griechen, Türken, Italiener ein Lied singen …Also, wenn ihr unsere Zukunft verkauft, bedeutet das noch lange nicht die Sicherung eurer Aufstiegsträume….Am Beispiel des Hanauer Schlossplatzes läßt sich diese These gut nachvollziehen: hier haben sich zwei Hanauerinnen in einem offenen Brief an die Sozialdemokraten in Hanau gewendet: und es kommt etwas Bewegung auf:

Zwar sehen einige Modernisierer die Stadtgeschichte und die der Demokratie lieber hinter Glas im Museum, aber sie vergessen, dass die Geschichte auch verdrängt nachwirkt bis ins Heute: der so genannte „Wettbewerbliche Dialog“ findet zwischen den Stadtverkäufern und den Kaufinteressenten statt, die Bewohner sind dafakto ausgeschlossen. Demokratie, das war mal. Früher gehörte die Stadt dem Feudaladel – in einer kurzen Zwischenzeit gehörte sie mal fast den Bewohnern, jetzt soll sie demnächst dem Geldadel gehören, der dann auch bestimmt, was sich auf den ehemals öffentlichen Straßen und Plätzen abspielt.
Die Stadt kann dann leider keine Genehmigungen für Infostände erteilen (was ja eh schon ein sehr fragwürdiges Procedere ist): „Tut uns leid, wenden sie sich an 3W oder an ECCE oder an Kaufland. Oder an BestWestern oder Mariott, denen gehört der Schlossplatz  oder an unsere Hanau-Holding, das ist ein selbständiges Unternehmen, das verfügt über den Congresspark. Früher gab es in der Stadthalle für Hanauer Vereine und Initiativen kostenlos Räume für Veranstaltungen … aber das war früher…
1. hotel im haus des schreckens

ich finde der wettbewerbliche dialog sollte umgesetzt werden. es findet sich bestimmt eine möglichkeit um auf die ehemaligen vorgänge hinzuweisen. die vergangenheit ist schrecklich genug aber folgende gererationen sollten nicht als abfalleimer benutzt werden. es wird höchste zeit, dass hanau aus dem dornröschenschlaf erwacht. in anderen städten ist auch eine gelungene verbindung zwischen historie und gegenwart gefunden worden. dieser ewige pessimismus hat zur folge, dass depressionen sich daraus entwickeln. ich plädiere für ein hotel.
adul

geschrieben von adul am 30.11.2009 um 11:27 Uhr

Wer
immer dieser Kommentator sein mag, er spricht wie das pesonifizierte Bewusstsein der mehrheits“Sozialdemokraten“ in dieser Region: nur noch die Hülle gibt sich etwas orangerötlich. Heinrich-Fischer-Bad, Baugesellschft, Schule am Schlossplatz,
ja sogar ein Gymnasium mit sozialdemokratischem Namen, ein Schwimmbad mit einem kommunistischen!
Das war Mal. Das war öffentliche Vor- und Fürsorge! Das war wirklich Mal sozialdemokratisch!
Jetzt ist das obere Einkommenssegment dran!
Hanau braucht den „ExzellenzStempel!“  Aber die aufgestiegenen exSozialdemokraten haben die Rechnung sehr wahrscheinlich ohne die herrschften gemacht! Wer will denn nach Hanau? Selbst in US-Army-Kreisen war das ein Schreckensruf, schlimmer noch als Gelnhausen.
Und dass da nix mehr ist für das bessere Einkommenssegment, dafür haben die US-Bomber nachhaltig gesorgt: potentielle Altstadt-Idylle gibts in Heidelberg, Gelnhausen, Büdingen  aber nicht im roten Hanau: hier haben die US-Bomber nicht nur die historische Altstadt plattgebombt und damit auch die meisten Widerstandszellen gegegn die NAZIS, sie haben auch hunderte, wenn nicht über Tausend russisch-polnische ZwangsarbeiterINNEN getötet. Die drften nicht in die Luftschutzbunker, was ihnen aber auch nicht sehr viel genützt hätte.
Stehn geblieben sind die rüstungswichtigen Fabriken zum größten Teil und die Kasernen. Bis auf das Lückhardt-Dorf im Lamboy ein paar Blöcke direkt an der DUNLOP
haben die US-Bomber die Arbeiterwohnviertel gezielt bombardiert. Das Lückhardt-Dorf und die Wohnblöcke an der DUNLOP hatten das Glück entweder an US-eigene Firmen zu grenzen oder an Kasernen, die die US-Armee nicht nur deshalb verschonte, weil sie sie nach der Kapitulation unversehrt übernehmen wollte.

Selbst die Produktionsstätte für Cyclon B in der Wolfgänger Pulvermühle, und die auch dort stationierte Atombombenwerkstatt der Nazis wurde nicht zerstört.
Offenbar war zu viel anglo-US-Kapital mit den Herren der HarzburgerFront verbunden. Nicht nur bei DUNLOP, auch bei den IG-Farben, bei Degussa, Degesch und Co.

Glück hatten auch einige Siedlungsbereiche um die Groß-Auheimer Marienhütte …..

Eigentlich gehörte auf den Schlossplatz vor die hoffentlich dort verbleibende und
durch die leerstehende Schlossplatzschule zu erweiternde Stadtbibliothek (inklusive GrimmZentrum) ein Denkmal für den Widerstand gegen feudale Fronherrschaft. Hier wurde bereits in den 1830ern der Prügelbock zerstört, Hier wurden die aktivsten Widerstandskämpfer gegen die faschistsiche Diktatur,
ihre Mordbrennerei und ihre Raubkriege gefoltert und in die KZ verschleppt. Aber von hier aus wurde auch ein demokratisch-sozialer Neuanfang probiert mit Sozialdemokraten wie Karl Rehbein (nach dem das Gymnasium benannt wurde) und Kommunisten wie Heinrich Fischer. Hier entwickelte sich der Widerstand gegen die Wiederbewaffnung und gegen die atomare Bedrohung. Von hier aus starteten die Volksentscheid
-Unterschriftaktionen für ein
soziales demokratisches, neutrales Gesamtdeutschland und gegen die Teilung Deutschlands, die 1947 -trotz massiver Behinderung durch die Westallierten über 15 Millionen von 37 Millionen Wahlberechtigten unterschrieben. Die meisten der Unterschriftensammler wurden in genau dem Keller polizeilich behandelt, in dem sie vor 33 und besonders zwischen 1933 und 1945 von den Nazis gefoltert wurden

Ein Haus mit langer Geschichte

Von Pamela Dörhöfer

Hof der ehemaligen Kanzlei

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Hof der ehemaligen Kanzlei (Bild: Ilona Surrey)

 

Viele Hanauer kennen den Fronhof von Flohmärkten oder Theateraufführungen und Konzerten unter freiem Himmel. Was sich dort früher abspielte, dürfte etlichen von ihnen nicht bewusst sein – es sei denn, sie machen sich die Mühe, einen Blick auf die kleine Tafel am Haus zu werfen. Diese erinnert an die Gräuel im einstigen Gefängnis der Nationalsozialisten.
Die Geschichte des Baudenkmals am Schlossplatz reicht freilich noch viel weiter zurück. Sowohl der Fruchtspeicher als auch das Kanzleigebäude, das heute Domizil der Bibliothek ist, waren Teil des Hanauer Stadtschlosses.

Das ehemalige Kanzleigebäude wurde zwischen 1685 und 1691 errichtet, der ehemalige Fruchtspeicher im Hof dahinter ist sogar bereits 1457 erstmals urkundlich erwähnt. Auch diese „jahrhundertelange friedliche Nutzung“ gehöre neben den „verabscheuungswürdigen Taten“ zum geschichtlichen Bild, sagt Martin Hoppe, Vorsitzender des Hanauer Geschichtsvereins.

Seit 1872 hatte die Gendarmerie im früheren Fruchtspeicher ihren Sitz. Die Nationalsozialisten nutzten das Gebäude als Polizeigefängnis, in dem neben gewöhnlichen Kriminellen (das Gerichtsgefängnis an der Nussallee war stets überfüllt) auch politische Gefangene inhaftiert wurden. Für viele von ihnen war der Fronhof eine Durchgangsstation auf dem Weg ins Konzentrationslager Sachsenhausen.

Die Polizei hatte ganz in der Nähe ihre Büros – in der Heinrich-Bott-Straße 1, wo heute die Baugesellschaft residiert. „Das Gebäude ist eines der wenigen erhaltenen Beispiele nationalsozialistischer Architektur in Hanau“, erklärt Martin Hoppe. Es wurde 1939 in Anlehnung an die Schlossarchitektur in Basalt und Sandstein errichtet. Die Räume der Gestapo befanden sich im heutigen Behördenhaus am Freiheitsplatz.

„Und es gab noch einen Ort des Grauens“, sagt Hoppe weiter: „Schwere Misshandlungen“ hätten im Keller des Hanauer SS-Führers Eckhard in der damaligen Ostbahnhofstraße, heute Brüder-Grimm-Straße, stattgefunden.

Dort sollen Menschen an Ringen und Rohren aufgehängt und an ihren auf dem Rücken zusammengebundenen Händen hochgezogen worden sein. In der Bevölkerung nannte man diesen Ort „SA-Folterkeller“.

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Widerstand gegen Umbaupläne in Hanau

Hotel im Haus des Schreckens

Von Pamela Dörhöfer

Kanzleigebäude am Schlossplatz

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Kanzleigebäude am Schlossplatz (Bild: Ilona Surrey)

Eine grüne Tafel neben dem Eingang erinnert an die Grausamkeiten, die sich einst hinter den Mauern abspielten: „Dieses Gebäude war in den Jahren der nationalsozialistischen Diktatur das Hanauer Polizeigefängnis, für Hunderte politische Gefangene die erste Station ihrer Verschleppung und Ermordung.“
Oppositionelle aus der SPD, der KPD sowie Gewerkschafter wurden in der NS-Zeit im ehemaligen Fruchtspeicher des Stadtschlosses inhaftiert und von dort in Konzentrationslager transportiert – unter ihnen die Hanauer Sozialdemokraten Karl Rehbein und Hans Kargl.

Dass es sich an diesem Ort Gäste eines Vier-Sterne-Hotels gut gehen lassen könnten, empört die Hanauerinnen Klara Duttiné und Andrea Guevara Gonález, wie sie in einem der Frankfurter Rundschau zugesandten „offenen Brief an die SPD-Fraktion“ schreiben.

 

Investor 3W schlägt ein Hotel am Schlossplatz vor

Der Vorschlag für ein Hotel im historischen Ensemble am Schlossplatz ist Teil des Entwurf des Investors 3W im Wettbewerblichen Dialog – ein Verfahren, dem vor allem Andrea Guevara González skeptisch gegenübersteht: Sie ist Mitglied der „KritikerInnen des Wettbewerblichen Dialogs“.

Die Hotelpläne kommen bei den Frauen aus zwei Gründen nicht an: zum einen, weil der Fronhof der einzige Platz in Hanau ist, „der noch eine Verbindung zur mittelalterlichen Geschichte der Stadt aufweist“. Fruchtspeicher und Kanzleigebäude zählen zu den wenigen Häusern, die den Zweiten Weltkrieg überstanden. Beide würde bei einer Hotelnutzung verkauft.

„Wir fragen uns, wie geschichtsvergessen Stadtplaner und Politiker sind, die es auch nur in Erwägung ziehen, diese Gebäude in einem Hotel zu schwinden zu lassen“, schreiben Duttiné und Guevara González.

Zudem sei der Fruchtspeicher ein „unverzichtbares Mahnmal für den Kampf gegen den Faschismus“. Viele „aufrechte Menschen“ hätten dort „Erniedrigungen und Qualen“ erlitten. Genannt werden unter anderem Heinrich Eckhardt und Josef Kuhn von der KPD oder Albert Niclas, Käthe Bergstede, und Peter Röthel von der SPD.

„Können Sie den Gedanken ertragen, dass dort, wo vor 70 Jahren Menschen geschlagen und ausgepeitscht wurden, demnächst Schokolade über den Rücken Erholungssuchernder gegossen wird?“ fragen die Frauen. Statt eines Hotels fordern sie eine Erinnerungsstätte. Der zweite im Wettbewerb verbliebene Investor HBB hat das Ensemble für das Brüder-Grimm-Kulturzentrum vorgesehen.

Der Hanauer SPD-Vorsitzende Uwe Niemeyer und Fraktionschefin Cornelia Gasche loben, dass die Autorinnen die Namen von Opfern „öffentlich ins Bewusstsein bringen“. Die SPD sei sich der „geschichtlichen Bedeutung des Gesamtensembles“ bewusst. Allerdings sei auch die Neugestaltung der Innenstadt ein „historischer Auftrag“: Es bestehe „für uns alle die Verpflichtung, unsere Stadt weiter zu entwickeln und gleichzeitig mit dem Erbe verantwortungbewusst umzugehen“.

 

Historische Bezüge stärken

Deshalb sei es Aufgabe im Wettbewerblichen Dialog gewesen, „die historischen Bezüge und Besonderheiten Hanaus zu respektieren und zu stärken“. Beide Investoren hätten das umgesetzt. Daneben solle auch eine „angemessene Form der Erinnerung“ ermöglicht werden.

Martin Bieberle, Leiter des Fachbereichs für Stadtentwicklung und Bürgerservice, verweist darauf, dass sich mit einem Neubau für Bibliothek und Stadtarchiv auf dem Freiheitsplatz „völlig neue Möglichkeiten“ für die Präsentation Hanauer Historie eröffnen. Eine Hotelnutzung unmittelbar dort, wo sich Schreckliches ereignete, schließe einen „würdigen Umgang“ mit Geschichte nicht aus. Ein „einst grauenvoller Ort“ müsse dafür „nicht als solcher identifizierbar“ sein.

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Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

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