wer-ermordete-den-tanklastwagenfahrer-von-kunduz / Ein Transport-Gewerkschafter fordert Aufklärung

Als Ex-Betriebsratsvorsitzender einer Großspedition und Mitglied des Ex-LaVo der hessischen ÖTV wollte ich eine Spendenaktion für die Familien der beiden Tanklastwagenfahrer initiieren – unabhängig davon wie und von wem einer der beiden und möglicherweise sein Sohn umgebracht wurden. Von den Taliban Entschädigungszahlungen für solche gezielten „Kollateralschäden“ des Krieges in Afghanistan einzufordern ist ziemlich illusorisch. Da blieben nur Spenden solidarischer Trucker! Aber bei den Vorbereitungen dieser Aktion kamen Zweifel auf über den veröffentlichten Hergang der Ermordung! Bei den Recherchen bin ich auf folgenden Artikel gestoßen:

wer-ermordete-den-tanklastwagenfahrer-von-kunduz

http://www.mein-parteibuch.com/blog/2009/12/17/wer-ermordete-den-tanklastwagenfahrer-von-kunduz

Soviel ist zu den Ereignissen vom 04. September 2009 nahe Kundus einigermaßen unstrittig: von Bewaffneten wurden zwei Tanklaster geraubt, diese blieben in einem Fluss stecken, ein paar Stunden später auf deutschen Befehl hin von zwei amerikanischen F15 mit zwei 500 Pfund Bomben bombardiert und dabei wurden viele Menschen getötet, die sich in der Nähe aufgehalten haben.

Logisch, würde man in Deutschland sicher genauso machen. Wenn irgendwelche Kriminellen es wagen würden, zwei Tanklastzüge zu rauben, würde man da sicher auch F15 und 500-Pfund-Bomben für die richtigen polizeilichen Maßnahmen halten. Was dabei aus den Fahrern der Tanklaster wird, kann der Polizei schließlich egal sein, da Polizisten grundsätzlich keine Strafverfolgung zu befürchten haben oder etwa doch nicht ? Todeswschüsse sollen ja auch Mal so vorkommen, wos nicht uuuunbedingt notwendig gewesen wäre. Die Buben und Mädels für Alles sind echt überlastet…
…….was (ist) mit den Menschen bei Kundus passiert …, die sich vor dem Raub der beiden Tanklastwagen in den Fahrerkabinen aufgehalten haben. Dazu wollen wir uns zunächst einmal die Berichte der Qualitätsmedien anschauen.

Die Tagesschau, der gebührenfinanzierte Leuchtturm des deutschen Nachrichtenwesens, berichtete am 04.09.2009 um 16:20 Uhr unter der Überschrift: „Wie viele Zivilisten sind unter den Opfern?“

“In der Nacht, so übereinstimmende Berichte, hatten Taliban die Lastwagen gekapert, die auf dem Weg nach Kundus waren. Die Fahrer töteten sie und wollten dann offenbar den Fluss Kundus durchqueren.”

Also, klarer Fall, die Taliban haben die Fahrer ermordet. Die Bundeswehr war es auf keinen Fall. Die seriöse Nachrichtenagentur AFP berichtete ….etwa am 06.09.2009 unter Berufung auf ein Telefongespräch mit Mohammad Omar, dem Gouverneur der Provinz Kundus, dass es 56 Opfer gegeben haben, 54 Aufständische, die durch die Bombardierung starben, sowie einen Tanklastwagenfahrer und seinen Sohn, die zuvor von den Räubern ermordet worden seien.

Am 13.12.2009 publizierte der Spiegel ein Interview mit dem, wie die Tagesschau sich ausdrückte, laut übereinstimmenden Berichten von Taliban ermordeten Tanklasterfahrer Abdul Malek. Über den Verbleib seines Kollegen aus dem anderen Tanklaster erklärte er laut Spiegel:

“Als wir Omarkhil erreichten, herrschte Konfusion. Ich hatte den Eindruck, verschiedene Gruppen von Taliban bekämpften sich oder stritten sich um die Tanker. Jedenfalls hörten wir immer wieder Schüsse. Auch Mullah Abdul Rahman gab immer neue Befehle und Ziele für uns durch. Schließlich sollten wir den Kunduz Fluss überqueren. Die Taliban zeigten uns eine Strecke über eine Sandbank. Doch wir steckten schnell fest, alle Versuche, die beiden Laster zu bewegen, scheiterten. Die Taliban wurden böse, schrien uns an, schlugen uns mit ihren Kalaschnikows. Meinen Kollegen in dem anderen Truck erschossen sie.”

Also, klarer Fall, ein Lastwagenfahrer lebt, der andere wurde bei der gescheiterten Flussdurchquerung von Taliban erschossen. Klarer Fall, der Lastwagenfahrer wurde von “den Taliban” ermordet und nicht etwa von “der Bundeswehr”. Dazu, ob er einen Sohn bei sich hatte, und ob der auch ermordet wurde, sagt Abdul Malek in dem Interview, so wie es im Spiegel veröffentlicht wurde, nichts. Muss er ja auch nicht.

Am 15.12.2009 erklärte eine Qualitätszeitung aus dem Hause Axel Springer, nämlich die Berliner Morgenpost, dass Abdul Malek lügt. R. Herzinger, T. Jungholt und H. Schwilk schrieben da nämlich:

“Am Abend des 3.September um 21.12 Uhr trifft im Bundeswehrstützpunkt in Kundus die Nachricht von der Entführung zweier Tanklaster durch die Taliban ein. Einem der Fahrer hatten sie die Kehle durchgeschnitten.”

Ah, ja. Taliban haben den Fahrer also nicht erschossen, sondern ihm die Kehle durchgeschnitten. Passt ja auch viel besser zum Image, das die Taliban in Deutschland dank solch einer wahrheitstreuen Presse wie der vom Axel Springer Verlag  haben. Axel Springer saß dabei sicher unter dem Tisch. Etwas merkwürdig ist auch die Angabe des Todeszeitpunktes, denn die Aussage von Abdul Malek legt eher nahe, dass sein Kollege nach dem Raub der Tanklaster noch eine ganze Weile gelebt hat. Aber wen interessieren schon so kriminalistische Kleinigkeiten, wie wann oder wie jemand ermordet wurde. Sowas gibt es nur im Fernseh-Tatort. In real existierenden Kriminalfällen spielen solche Kleinigkeiten keine Rolle, wenn denn ein so prima Täter wie “die Taliban” zur Verfügung steht.

Aber eigentlich müssten sich die Todesumstände eines solchen Mordes doch recht einfach aufklären lassen, wenn man ein paar simple Fragen stellt. Also, zum Beispiel, so Fragen wie: wo wurde die Leiche gefunden, welche Verletzungen hatte die Leiche und was kam bei der Autopsie raus? Würde in Deutschland jemand ermordet, dann würde man es jedenfalls erwarten, dass solche simple Fragen gestellt würden. Zur Leiche des ermordeten Tanklastwagenfahrers schweigen sich die Qualitätsmedien jedoch leider aus. Das ist aber sicher verständlich, denn so komplizierte kriminaltechnische Fragen gehören sicher nicht zur Ausbildung von Qualitätsjournalisten.

Einen möglichen Hinweis auf den Verbleib der Leiche des Tanklastwagenfahrers gibt es im auf Wikileaks veröffentlichten “Feldjägerbericht” vom 09.09.2009 von Oberstleutlant Brenner, in dem an einigen Stellen erklärt wird, dass ein Tanklastwagenfahrer von INS ermordet wurde. Aber ein Punkt ist sehr bemerkenswert darin. Ein Maj Teuscher, KpChef FJgEinsKp KDZ, erklärt da auf Seite 27:

“Kurze Zeit später wurde die PolStation PD II KDZ besucht, es befand sich dort keine verbrannte Leiche mehr. Angeblich habe es sich um einen der beiden Fahrer aus dem Führerhaus eines Tanklastwagens gehandelt. Nach Aussage Station-Cdr wurden die verbrannten Leichenteile gegen Mittag freigegeben, er könne keine Angaben zum Verbleib dieser Überreste machen.”

Oh, Schade, da wurde wohl keine Autopsie durchgefüht. Aber verbrannt? Der Leichnam sollte doch wohl vor allem Schuss- oder Schnittwunden aufweisen. Wieso ist der Lastwagenfahrer, der laut Abdul Malek am Kunduz River erschossen wurde und dem laut Berliner Morgenpost schon am 03. September die Kehle durchgeschnitten wurde, verbrannt? Es macht keinen Sinn, dem Fahrer die Kehle durchzuschneiden und ihn dann kilometerweit mitzunehmen. Es macht auch wenig Sinn, ihn zu erschießen und ihn dann im Truck oder ganz in der Nähe liegenzulassen. Das sähe sicher sehr unappetitlich aus. Wer jemanden ermorden will, der geht doch sonst eigentlich üblicherweise eher mal ein paar Meter abseits, um die Ecke. ((das heißt ja auch nicht umsonst: „um die Ecke bringen!“ HaBE))

Eine andere Erklärung macht viel mehr Sinn: nämlich die, dass der Fahrer lebendig in seinem Führerhaus gesessen und als derjenige, der sich mit dem Fahrzeug auskennt, den Anweisungen der Aufständischen gehorcht hat, bis die NATO-Bomben ihn gegrillt haben. Es macht auch Sinn, dass es der Bundeswehr ganz klar war, dass sie die Fahrer der Lastwagen bei der Bombardierung vermutlich ermorden würde. Sollte das so gewesen sein, dann hat die Frage, wer den Tanklastwagenfahrer von Kundus ermordete, eine klare Antwort, und die lautete nicht Taliban, sondern Oberst Georg Klein.

Dass sich deutsche Qualitätsmedien mit solchen Nebensächlichkeiten wie der Frage, wer wen ermordet hat, beschäftigen, darf man natürlich nicht erwarten. Insbesondere dann nicht, wenn da am Ende möglicherweise nicht “die Taliban” die Täter sind, sondern “die Bundeswehr”.

http://www.mein-parteibuch.com/blog/2009/12/17/wer-ermordete-den-tanklastwagenfahrer-von-kunduz/

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

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