Was haben die NAZIS mit den Eltern der Mittel-Gründauer SKG gemacht ? Das Gleiche wie in Dörnigheim ? In Düdelsheim?

dieses Bild entstand 1938 im KZ „Börgermoor“ . Es zeigt den Gleisbauarbeiter, Gewerkschafter, den Vorsitzenden des Radsportvereins SOLIDARITÄT, den Kommunisten und antifaschistischen Widerstandsorganisator, den späteren zweiten Nachkriegs-Bürgermeister des oberhessischen Dorfes Mittel-Gründau, Wilhelm Pfannmüller. Ich habe das Bild vom niedersächsischen Staatsarchiv Hannover zusammen mit den KZ-Akten erhalten für die Arbeit des Historisch-Demokratischen Vereins Mittel-Gründau von 1848 .. zur Aufarbeitung der Dorfgeschichte und der Geschichte der Demokratie in Hessen

 

Die Eltern der SKG ? Hat ein Sportverein Eltern ? Nicht jeder, aber der schon.  Die Eltern lebten bis 1933 unter den Namen „Blau-Weiß Mittel-Gründau“ und „Radsportverein SOLIDARITÄT“ Mittel-Gründau.

 

Der erste war ein sozialdemokratischer Sportverein – mit Schwerpunkt Turnen und Fussball, der zweite ein sozialistisch-kommunistischer Sportverein mit den Schwerpunkten Radsport, Turnen und ab 1929 auch Fussball. Beide Vereine wurden 1933 von den NAZIs verboten, zeitgleich mit den beiden Arbeiterparteien und noch vor den Gewerkschaften, die sich noch zum 1. Mai 1933 – so wie von der Spitze des ADGB empfohlen- in die braunen Reihen stellten und einen Tag später trotzdem verboten wurden, die Volks- und Gewerkschaftshäuser wurden von den Faschisten besetzt und beschlagnahmt. Die Büchereien verwüstet, vernichtet….

 

Das Eigentum der Gewerkschaften und der beiden Parteien eigneten sich die NSdAP und der faschistsiche Staat an, das der Arbeitersport- und Kulturvereine ebenfalls. Als eine der ersten Organisationen wurde der Deutsche Freidenker Verband verboten. Die Freireligiösen Gemeinden versuchten sich auch so anzupassen wie der ADGB-Vorstand, aber auch ihnen nützte es nichts, auch sie wurden verboten und das Eigentum konfisziert, die Veranstaltungsräume besetzt, vernichtet…

 

Einer der ersten  Widerständler gegen die Terrorherrschaft der Faschisten und ihrer Geld-Adeligen Finanziers, den die Nazis ins KZ verschleppten war der  Vorsitzende des Radsportvereins SOLIDARITÄT Mittel-Gründau, der Bau-& Bahnarbeiter und Gewerkschafter, der Kommunist Wilhelm Pfannmüller. Das auch aus gutem Grund: Wilhelm Pfannmüller hat zusamen mit seinen Genossen aus der KPD und auch vielen Sozialdemokraten im Dorf Widerstand gegen die faschistische Diktatur organisiert.

 

Aber nicht erst nach der Machtübergabe 1933 an Hitler sondern schon im Vorfeld, als die braunen Banden das Ronneburger Hügelland mit ihrem Terror über zogen. Sie hatten dafür hochherrschaftliche Aufträge: z. B. Zerschlagung von Streiks der SteingutformerINNEN in Wächtersbach, Schlierbach, die Streikaktionen der Bayern- und Fulda-Mädels auf den fürstlichen Gutshöfen und Domänen.

Hier entstanden auch die Widerstandslieder der frühen Zwangsarbeiterinnen aus der verarmten hessichen und bayrischen Röhn, die vom Staat gegen Hungerlohn den Großgrundbesitzern zugewiesen wurden: „Rullmann gib uns die Papiere, Rullmann gib uns unser Geld, schöne junge Burschen sind uns lieber, als die Fron auf Rullmanns Feld..“ Das war das Streiklied der Landarbeiterinnen gegen den blutsaugenden Pächter der Isenburg-Büdingenschen Domäne in Mittel-Gründau – so um 1925/26 oder noch später….

 

Weiter hatten die faschistischen Schlägerbanden den Auftrag, die Wahllokale „reichsweit“ also auch im Kreis Büdingen und im Kreis Gelnhausen zu überwachen und alle zu notieren, die sich an der Volksabstimmung über die „entschädigungslose Enteignung des Hoch-Adels“ beteiligten, Die KPD und die SPD hatten diese Forderung erhoben gegen alle adeligen Kriegstreiber und Kriegsgewinnler des ersten Weltkrieges. Eine Aufgabe, die die österreichischen Sozialdemokraten und Kommunisten schon gleich nach Kriegsende durchführten und dadurch viel Platz und Geld für den sozialen Wohnungsbau, für Schulen, Kindergärten , Schwimmbäder und Sportplätze hatten…

 

Alle, die die NSdAP-Schläger der SA oder der SS aufgeschrieben hatten, sollten dafür nach der Volksabstimmung entlassen oder erst gar nicht eingestellt werden.  Und sie sollten in Listen erfasst werden, um sie gleich nach der „Machtübernahme“ abholen zu können, um sie zu erschießen, in die KZs und die Zuchthäuser zu verschleppen. Die Mehrheit, weit über 59 % der Wähler stimmten für die Enteignung, aber das in der (sozialdemokratisch bestimmten) Weimarer Verfassung hoch gelegte Quorum wurde nicht erreicht. Damit war die Volksabstimmung gescheitert.

 

Unter Wilhelm Pfannmüllers Anleitung konnten die braunen Banden in Mittel-Gründau vor 1933 keinen Millimeter Land gewinnen. Selbst die örtlichen NAZIS – allesamt dem Strasser-Röhm-Flügel angehörend – bis auf den aus Beriln eingesetzten fürstlichen Pächter und seinem Sohn, der den HJ-Chef machte – ließen sich zunächst nicht gegen ihre Nachbarn und ArbeitskollegINNen einsetzen. Selbst der örtliche NSDAP-Anführer Jean Kuhl, der Wirt und Metzger zum Beispiel verhinderte noch bis Ende 1936 jede Pogrom-Aktion gegen jüdische Familien und ihr Eigentum in Mittel-Gründau, ermöglichte es dem örtlichen Arzt (seinem Schwiegersohn), die schwer krebskranke Frau des Land-und Viehhändlers Hecht zu behandeln. Gegen den Willen der Parteileitung in Büdingen und die von Büdingen und Gelnhausen aus agierenden SA-Einheiten.

 

Aber die Zerschlagung der kommunistischen und sozialdemokratischen Organisationen ging auch in Mittel-Gründau sehr schnell über die Bühne. Der Gesangsverein Eintracht, der Fussball-Sportverein Blau-Weiß, der Radsportverein SOLIDARITÄT wurden verboten und ihr Eigentum beschlagnahmt. Denn die NAZIS wußten genau, von wem hier gegen ihre Terrorherrschaft Wderstand zu erwarten war.

 

Doch zurück zur Mittel-Gründauer SKG

 

Nach der Kapitulation kam Wilhelm Pfannmüller wieder nach Mittel-Gründau  – nach einer fast endlosen Irrfahrt durch das KZ-Osthofen, das Zuchthaus Marienschloss, das KZ Börgermoor (wo das Lied der „Moorsoldaten“ entstanden ist) über das Straf-Bataillon 999 und seine Rettung vor der Erschießung durch die SS , indem er desertierte und sich der Partisanen-Armee Titos anschloss .

 

Sein erster Schritt war der Versuch, die beiden einst verfeindeten Sportvereine zu vereinen.

 

Diesem Versuch stand die US-Militärrregierung im Wege, die alle Sportvereine zunächst verboten (eigenartiger Weise, den von Niedergründau nicht, der auch bei den NAZIS nicht verboten wurde). Vereine wurden nur zugelassen, wenn es Kulturvereine waren: Gesangsvereine, Geschichtsvereine, Volkstanzvereine, Karnevalsvereine usw..

 

Wilhelm Pfannmüller griff zu einer List und gewann die übrig gebliebenen  oder schon aus Kriegsgefangenschaft zurückgekehrten oder desertierten Sänger der EINTRACHT für seinen Plan: es sollte ein Kultur-und Sportverein entstehen, den die US-Militärregierung dann auch genehmigen würde.

So konnte er drei Fliegen mit einer Klappe erwischen:

die Vereinigung der ArbeiterSportvereine,

der WiederZusammenschluss mit den schon seit Urzeiten traditionell linksorientierten EINTRACHT-Sängern (sie gingen wie die Turner und andere Abteilungen der Feuerwehr aus den 1848 demokratischen Bewegungen hervor, die um 1860 wieder dringend gebraucht wurden, um die Menschen vor dem preussischen Terror zu schützen. ((an die Feuerwehr trauten sich auch die Preussen nicht, sie konnten sie erst 1911 mit neuerem Material und schicken (fast militärisch-zackigen) Uniformen zum Teil zu sich rüberziehen. Damals galt eben auch schon: ohne Uniform ist der Mann kein (Feuerwehr-)Mann!!

die Zulassung des dann Sport- und Kultur-Gemeinschaft (SKG) getauften Vereins in Mittel-Gründau durch die US-Militärregierung

 

Beide Sportvereine waren bereits (vor) 1920 entstanden und können somit zusammen mit Mittel-Gründaus 800. Dorf-Geburtstag ihren 100. begehen.

 

Und so muss es in Mittel-Gründau bei der „Machtübergabe“ an die NAZIS auch passiert sein, so, wie es die Maintaler WAM im folgenden Artikel beschreibt:

Sogar den Nikolausbart nahmen die Nazis mit

Vor 80 Jahren: Beschlagnahme bei den Freien Turnern

 

Kaum ein Vierteljahr nach der Machtübertragung an die Nazis unter Hitler, nach der Verfolgung von vielen Mitgliedern der Arbeiterparteien SPD und KPD gingen die Faschisten überall in Deutschland auch gegen die Arbeitervereine vor, denen sie „marxistisches Gedankengut“ und „subversive Betätigung“ vorwarfen. Diese Entwicklung machte auch vor der Gemeinde Dörnigheim, die damals weniger als 3.000 Einwohner hatte, nicht halt. Hier betraf es den Arbeitergesangsverein Frohsinn, den Arbeiter Rad- und Fahrverein Solidarität und die Freien Turner (FTD), die sich schon im Juli 1925 zum „Sportkartell der freien Arbeitersportvereine“ zusammentaten.

 

Den braunen Machthabern waren besonders die Aktiven des Turnvereins ein Dorn im Auge, da in den Augen der Nazis angeblich der „überwiegende Teil der Freien Turner Mitglieder der Kommunistischen Partei Deutschlands waren“. Die FTD hatte sich bis 1933 zu einer den Ort prägenden Sport- und Kulturorganisation entwickelt. Man muss daran erinnern, um zu verstehen, wie hart der Verein, und nicht nur er, von der braunen Gewaltherrschaft getroffen wurde,

 

Viele Dokumente aus jener Zeit – jahrelang nach dem Krieg nicht auffindbar, aber heute zugänglich – zeugen von den Schikanen und den persönlichen Erlebnissen, die viele Mitglieder der Freien Turner erdulden und ertragen mussten. Vor genau 80 Jahren, am 5. Mai 1933 war ein unrühmlicher Höhepunkt. Die Freien Turner wurden verboten. Das gesamte Vereinsvermögen, die Turngeräte und sogar Pinsel und Schrauben wurden beschlagnahmt. Die Vereinspapiere und -dokumente wurden verbrannt. Die von den Nazis eingesetzten Statthalter Bürgermeister und Landrat schacherten um das Vermögen des Vereins. Mitglieder und Funktionäre der Freien Turner wurden schikaniert. Selbst die privaten Fahrräder wurden ihnenweggenommen. Sie könnten ja „für illegale Kurierdienste eingesetzt werden“, so die Begründung der Obrigkeit. Grundlage der Aktion der Nazis war die nur einem Tag nach dem Reichstagsbrand am 28. Februar 1933 erlassene Reichtagsbrandverordnung, die es erlaubte, politische und andere Gegner der Nazis willkürlich zu schikanieren und zu drangsalieren.

 

Die Freien Turner, 1906 gegründet, waren der erste Arbeiterverein, bei dem die Nazis in Dörnigheim zuschlugen. Dem Vorstand wurde untersagt, „vorerst“ zu Übungsstunden und Versammlungen einzuladen. Ortslandjäger Seng tauchte am 5. Mai 1933 überraschend beim Vereinsvorsitzenden Friedrich Roth, bei Peter Stier und Jakob Roth auf. Alles, was nicht niet- und nagelfest war, wurde beschlagnahmt. Das Vereinsheim, erst 1927 eingeweiht, Turngeräte, Musikinstrumente, Briefbögen und Protokollbücher wurden genauso konfisziert wie die Vereinsfahne, drei Scheinwerfer und eine „Closettanlage“. Selbst ein Nikolausbart für die Weihnachtsfeier der Kinder war vor den braunen Häschern nicht sicher. Insgesamt weisen die Listen der beschlagnahmten Gegenstände über 60 Positionen aus. Davon wurden 42 im Vereinsheim und der Rest bei den Mitgliedern, die von den Nazis zuhause aufgesucht wurden, entwendet. Die Begründungen waren haarsträubend. Noten- und Lehrbücher könnten zur „Schulung der Kommunistischen Partei dienen“. Schränke mussten mitgenommen werden, „weil sie zur Aufbewahrung von Geräten dienten, die im staatsfeindlichen Sinne Verwendung finden könnten“. Ein Tisch sei bei Vereinsveranstaltungen benutzt worden, „welche staatsfeindlichen Charakter hatten“.

 

NS-Bürgermeister Jakob Dammköhler, der zugleich die Aufgaben der Ortspolizei innehatte, übernahm über die geraubten Geräte „vorerst die Pflegschaft“. Später verscherbelte er Schränke, Musikinstrumente und anderes an die Feuerwehr und an Naziorganisationen, sogar Verbandszeug wechselte so den Besitzer. Doch damit waren die Faschisten noch immer nicht zufrieden. Mitte September 1933 meldete sich die Hanauer Hitlerjugend mit einem Brief an den Nazi-Landrat Löser in Dörnigheim und erhob Anspruch an den Pfeifen und Trommeln „aus dem dort sichergestellten Vermögensbeständen der früheren ,Freien Turner‘.“ Dem wurde auch sattgegeben. Nach nicht einmal drei Monaten wollte Dammköhler die Geräte zurück. Denn von den 40 Dörnigheimern Spielleuten der Turn- und Sportgemeinde besäßen nur 22 Instrumente. Um dem Nachdruck zu verleihen, hatten sich die Musiker „sofort verpflichtet“ sich der „hiesigen Ortsgruppe (der NSDAP, K.S.) bezw. der SA jederzeit zur Verfügung zu stehen“. Das restliche Vermögen der FTD ging 1934 bei der proklamierten „endgültigen Liquidierung des Arbeitersports“ in den Besitz des Landes Preußen über.

 

Am 28. Januar 1934 verloren die Freien Turner ihr Grundstück am Main per Enteignungsbeschluss. Weitere Schikanen und Drangsalierungen gegen Mitglieder der FTD folgten. Manche wurden im politischen Widerstand aktiv und einige wurden deshalb vor die Gerichte gezerrt. Im großen 88er-Prozess 1935 wurden auch Mitglieder der Freien Turner abgeurteilt und mussten danach Gefängnis- oder gar KZ-Haft erdulden. Wie andere Dörnigheimer pressten die Nazis auch Mitglieder der Freien Turner in ihren verbrecherischen Krieg. Viel kamen dabei ums Leben, so auch der vor der Nazi-Zeit letzte Vorsitzende der FTD Friedrich Roth.

 

Über diesen Teil unserer jüngsten Geschichte erfährt man so gut wie nichts. Weder in den Schulen gibt es im Unterricht darüber etwas zu erfahren, und keine Gedenktafel erinnert an die Vorkommnisse. Auch die Maintaler Vereine tun sich mit ihrer eigenen Geschichte sichtlich schwer. Vielleicht bildet dieser 80. Jahrestag einen Anlass, neu darüber nachzudenken. Es wäre eigentlich längst an der Zeit.

 

Quellen:

               Aussagen von Zeitzeugen

            Beschlagnahmeprotokolle vom 5.5. und 8.5.1933

            Rede von Harry Winter zu 75 Jahre Freie Turner Dörnigheim

            Bild- und Textband Bernd Salzmann, Wilfried Voigt: „Keiner will es gewesen sein – Dörnigheim im Nationalsozialismus“

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Herzlichen Dank für die Spenden
wodurch Mark&Pein doch leider noch nicht enden
ihr dürft deshalb ruhig weiter etwas senden
neuester Stand sind 435 € von zu erwartenden 5000,-€ Kosten für die nächste Berliner Landgerichts-Runde, um die von MS geforderte Geld- oder Haftstafe von bis zu 250.000€ oder 6 Monaten Haft abzuwenden… Wenn ich das packe , kriegt ihr euer Geld zurück!
Konto Nr. 1140086 VR-Bank Main-Kinzig-Büdingen BLZ 506 616 39 unter dem Stichwort “MARK&PEIN”, um dieses Projekt weiterführen zu können. (Nur an die GenossINNen in Springe:hat ver.di das ExIGMedien-Bildungszentrum geschlossen oder verkauft wie der DGB in den Ostkolonien viele (Volks-)Gewerkschaftshäuser ? Oder steht es noch?)Die Juristen am BerlinerLandgericht scheinen meine Seiten zu lesen. Sie bemessen das am 8.Mai (den Tag ber Befreiung) zugestellte Urteil über Ordnungsgeld  rund 100 € höher als die bisher eingegangenen Spenden. dazu kommen noch die Verfahrens und Anwaltskosten…..  und die nächste Prozessstufe….Der Seibertsche Anwalt nimmt auch in einem Schreiben auf die gegen MARK&PEIN-Spendenaktion Bezug und hofft wohl, sich jetzt indirekt auch mit den Spenden alimentieren lassen zu können.  Ich gebe nicht auf und gehe in die Revision !!! Die Zerstörung der Linken sollte auch nicht via bürgerlichem Recht  Erfolge erzielen…. Vielleicht ist es doch besser, den aktuellen Spendenstand hier nicht reinzuschreiben :-))))

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

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