Ist das tapfere Schneiderlein am Ende?
( Das ist eine der sattesten Rezensionen, die ich bisher geschrieben HaBE, übertrifft sogar die zu Götz Alys, Gerd Koenens 68er-Schmähschriften, die hier im HaBE-Archiv zu finden, aber auch -man staune- teileweise noch wie diese hier bei indymedia noch nicht verschwunden sind ((jetzt aber fix den Inquisitionstintenkiller anmischen!!!)). Geschrieben vor anderthalb Jahren ist dieser Text angesichts des Aufmarsches am persischen Golf brennend aktuell. Aus den vermeintlichen Streetfightern von damals sind EUROfighter und Kreuzritter geworden. Peter Schneider war es bereits in Punkto „Afrika als Chefsache!“ lange vor dem 40jährigen Jubiläum des legendenumwobenen Mai ’68 ….
Ist das tapfere Schneiderlein am Ende? (geschrieben im Juli 2008)
Ist der Kampf des tapferen Schneiderleins gegen den bösen Riesen eventuell nur der Versuch gewesen, ihn soweit zu zähmen, dass man auf diesem Moloch noch mitreiten kann? Wie Negt, Fichter, Koenen, Broder, Fischer, Schmierer, Hager, Füchs, Königs, Kraushaar, Cohn-Bendit, Brumlik, Kurz(ein Spätgewendeter), Miersch, Cora Stefan, ….. Peter Schneiders neues Buch „Rebellion und Wahn – mein 68“ wirft Fragen auf. Näht er dem Riesen dafür neue Klamotten ? Und sind des Schneiders neue Kleider vielleicht gar nicht so neu ? Die Schnittmuster ähneln zumindest denen aus dem Masken- und Kostum-Fundus des Schneider-bestückten SPD-Wahlkontors von 1964/65/66 mit FrontStadt-Willy, Notstands-Wehner und Sturmflutschnauze. Hat der Schneider den Riesen aufs Kreuz gelegt ? Wedelt der Schwanz mit dem Hund? Ists ein Kotau für einen festen Schneidersitz im Wallhalla-Überbau des SPD -Wahlkontors ? Bange Fragen.
“AUS DEM SCHNEIDER!” ist wohl das sicherste Ergebnis des PeterSchneidersSkatBuches “Rebellion und Wahn – mein 68?, das gut promotet, die Jubiläums-Werke von Kraushaar, Götz Aly, Gerd Koenen im Kampf um die BestenListenPlätze um Längen schlagen könnte. P.S. gilt als Inbegriff von Integrität und Spurtreue. und als am wenigsten NUR politisch:
Mal spielen die Leiden des jungen Schneider auf oder unter der geliebten L. die erste Geige, dann wieder die RRRRebellion zwischen FrontStadt-Willys SPD-Wahlkontor, Skatrunden mit Grass und ein bisschen Lotta Continua mit Ausflügen zur WeißweinSPDontifraktion in der Toscana. (Und Peters L. hieß sicher nicht Lotta, Götz Aly hätte das SchneiderBuch “Mein Kampf mit Lotta” getitelt und als Kinderbuch wäre es dann auch als SchneiderBuch erschienen mit dem Untertitel: Wie Pipi Langstrumpf nach Bologna kam, aber nu isses Mal doch ein ernsthaftes Buch für Erwachsene und andere frühpensionierte Alt68er, die damals gerade leider terminlich verhindert waren aber posthum so gerne mittenmang dabei gewesen wären. Schneider war, wie er im Wahn“ schreibt in der regel ein Auftragsschneider, man konnte ihn mieten für Schillersprüche und Anti-Springer-Reden, auch als GesamtPaket- als Campaigner: dere SDS hat ihn beauftrag, die „Enteignet-Sprimger-Kampagne“ zu organisieren – schreibt er in seinem „Wahn“. (Meines Wissens hat das von Schneider und habermas gleich hoch geschätzte staatliche Gewaltmonopol Günter Amendt für diese Kampagne als Haupträdelsführer zu einigen Hunderttausend DM Gelsstrafe verurtelit. Ob PS dem Güter aus seinen Gagen ein paar Mark überwiesen hat ? Wenn ja, soll er sich hier im Kommentar Mal mailden!)Voll der “Wahn” – eine Lebensbeichte mit der Würzmischung aus nouvelle cusine und der Italienisch-leichten. Sowas bringt den Peter eventuell aus dem Schneider, um es für seine grasse Skatrunde verständlich auszudrücken.. Es hat wohl gehakt beim Umsatz auf dem Buchmarkt ? Ist das Klintel weggebrochen ? Ist das Marktsegment zu klein geworden für Aufschwünge zur SPIEGEL-Bestenliste ? Habe ich beim frühen Schneider den schwarzen Peter etwa überlesen ? Oder geradeaus und undogmatisch-autonom gefragt:
Kommt die Wende am Ende wegen der Andienung ? Andienung klingt toll ! Für die gab es in den Fußgängerzonen vormittags Ausnahmegenehmigung. An vielen Orten hieß dieser Ausnahmeverkehr “Anlieferung” – aber Andienung klingt einfach an -, zu- und be-ständischer, höflicher … obwohl … die Hof-Diener durften bleiben – nachmitags wie abends – in der Regel auch des Nachts mussten die Herrschaften bedient werden. Die Hof-Lieferanten mussten am Hofe abliefern und gehen. Nun haben wir ja seit langem nur noch museal funktionierende Fürstenhöfe. Die realen mussten dem Markt weichen wie auch die meisten Bauernhöfe und wenn von Bauernmarkt gesprochen wird, dann ist meist kein florierend-funktionierender sondern ein folklorierender gemeint mit Öko hinter EichenImmitatbalken, Jodelbalkonen von OBI am Verkaufswagen mit KunstKornblumen umrangten PlastikStörchen und einer Tombola mit einer Wochenkarte fürs Museumsdorf, wo alles abgeliefert werden kann, was dem Markt im Weg steht. Entsorgung als Denkmalschutz. Verdrängung als Vergangenheitsbewältigung. Vergangenheitsvergewaltigung. Man kann Menschen umbringen, man kann sie aber auch umschreiben.
Hat das was mit Peter Schneider zu tun ? Ja, wenn man so fragt, zumindest indirekt: wenn Peter Schneider in Fortsetzung seiner berüchtigten Skatrunden mit Günter Grass und Walter Höllerer in seinem “Rebellion und Wahn”-sinns 68er Buch Hendryk M. Broder als Genossen aufnimmt und den Widerstand gegen die zionistische Besatzung und die schleichende wie offene ethnische Säuberung Palästinas als “linken Antisemitismus” denunziert, dann ist das in der gegenwärtigen Lage ganz besonders als ein Akt der Andienung an den Moloch zu bewerten. Ich weiß, die Marktgesetze sind unbarmherzig, und gerade im Überbaumarktbereich werden sie noch bewusst verschärft, durch Manipulation gelenkt und deshalb um so verletzender. Aber das muss ich dem wackeren Anti-Springer-Schreiber nicht länger erklären. Das kennt er aus dem FF. Das angebliche Wechselspiel von Angebot und Nachfrage, dieses angeblich eiserne Marktgesetz mag in Teilen für Treib- und Schmierstoffe, Seife und Pkws usw. gelten. Aber auch hier gehört dieses Gesetz in der Regel in den Bereich der staatstragend Grimm-umfrisierten Volksmärchen, die die aufsteigenden Schlot- und Stahlbarone zur Festigung der “deutschen Tugenden” schon lange vor den FußballWeltmeisterschaften für ihre Kriege nach Innen und nach außen brauchten.
Die Produktion für den Überbaumarkt unterliegt am allerwenigsten den Marktgesetzen. Hier werden dem Kapitalinteresse dienliche Meinungen gemacht, Stimmungenn produziert und Bedürfnisse gelenkt. Zur Zeit würde ein wie seiner Zeit in Griechenland das Eleni-Buch – geschickt plazierter “autobiographischer Roman” über eine junge Frau in Darfur ausreichen, um den Einsatz der Bundeswehr im Sudan absolut mehrheitsfähig zu machen. . Nicht, dass jemand glaubt, ich glaubte, Peter Schneider würde ihn für den SPD-Außenminister Steinmeier schreiben. Nö, das machen schon andere. Joscha Schmierer könnte sich doch auch mal prosaisch betätigen, statt nur immer das Völkerrecht angriffskriegskombattibel umzuschreiben.Zurück zu Schneiders “Wahn”, wie ich fürderhin seinen Buchtitel passend abkürzen werde.
Und bei allen Schneider.Fans, die ich aus der nächsten und eiteren Umgebung so kenne, hätte ich doch ein wenig substantiell Anderes erwartet – als bei Götz Aly und Gerd Koenen, Kraushaar und anderen 68er-Nostalgie-Markt-Beschickern
Wenn Peter Schneider jetzt im “Wahn” pars per toto (auch ich habe das Latinum!) der damaligen Linken Antisemitismus andichtet, war er vor 40 Jahren weder bei Rabehl noch bei Mahler zu finden und/oder Schneider heute nicht fündig, zumindest liefert Peter Schneider keine Belege – und jetzt werden beide benutzt, um ihr aktuelles Erscheinungsbild, ihre aktuellen Positionen den 68ern überzustülpen.
Mit ihrer heutigen NaziGülle und Patriotisnus/NationalismusSoße malt Peter Schneider posthum ein mainstreamgefälliges 68er Bild. Und unter der Antisemitismuskeule ducken sich auch noch die standhafteren Linken bis heute.
Klar wussten wir vom Verbleib vieler Nazis, wir haben uns dafür schon als Schüler interessiert, weil ja nicht alle Altnazis an den Schulen unterkommen konnten, in Verwaltungen, Gerichten, Ministerien und bei der Polizei und in der Bundeswehr, in den psychiatrischen Landeskrankenhäusern, bei den Krankenversicherungen, den Landwirtschafts- und Industrie- und Handels- und Handwerkskammern. Es gab nicht nur die Rattenlinie über kroatische FranziskanerKlöster. Viele waren nicht nach Argentinien und Chile, Venzuela und Brasilien ausgewandert. Viele saßen noch für die metallgesellschaft in Almeria unter Franco gut beschützt. Und fast genauso viele saßen aus vielen Gründen in den arabischen Staaten, die sich gerade von ihren Westalliierten-Besatzern unabhängig gemacht hatten oder erst dabei waren es zu tun. . Doch die meisten der dort ausharrenden Altnazis und hochrangigen Nazi-Profiteure waren nicht hauptsächlich als Antisemiten unterwegs, sondern als Agenten “deutschen” Kapitals, das im Nahen Osten die Stellung und die Zugriffoptionen auf Ölquellen gegen die britische, französische, zunehmend auch gegen die US-amerikanische Konkurrenz halten sollten. Ich bin mir sicher, dass es neben Peter Schneider auch noch eine Reihe von französischen “Linken” gibt, die den Beweis antreten möchten, dass die FLN- von Nazis unterwandert war, sie deshalb für die Palästinenser Partei ergriff. Ich bin gespannt, wann die ersten solcher Vertreter der “Linken” (Kouchner wäre vielleicht dazu geeignet) Franz Fanon zum Antisemiten und das AlgerierinnenAbschlachten des Generals Massue zum antifaschistischen Kampf erklären.
Bereits 1964 , als Peter Schneider noch für den späteren Modell-Deutschland-Chef und U-Boot-Plaupausen-Exporteur nach Bothas Appartheit-Süd-Afrika Reklame-Sprüche schmiedete, musste ich einen Jungen aus Israel vor wild gewordenen JungNazis in einem christlichen Internats-Gymnasium schützen. Seine Eltern kamen aus Lodz, beide überlebten Theresienstadt und Auschwitz und wanderten wegen des in der VR-Polen grassierenden Antisemitismus zunächst nach Israelö aus. Wegen des dort herrschenden Rassismus kamen sie mit ihrem in Israel geborenen Sohn 1963/64 nach Deutschland. Joseph lernte mit mir Deutsch und wurde von der christlich-faschistischen Elite als “Latten-Jupp” verspottet und mit kollektiv-Prügel bedroht.: mit dabei und führend waren spätere Formel 1 -Rennfahrer, Landesminister usw… aus bestem Hause. Und während dieser Nachhilfe für einen jüdischen Jungen und dem sich gegen die Jungnazis in den Weg stellen fand ich heraus, dass der Leiter des Internates bis 1958 Predigtverbot hatte, weil er als Waffen-SS-Mitglied von der Spruchkammer dazu verurteilt worden war. Die badische Landeskirche hatte ein Erbarmen mit diesem Entnazifizierungs”opfer” und stellte ihn als Internatsleiter ein. Er sollte in ihrem Auftrag eine christliche Elite erziehen. Weitere Recherchen brachten seine hohe Hausnummer bei den “Deutschen Christen” zum Vorschein und auf dem Dachboden fanden wir 1965 ein Exemplar seiner Dissertation zum Thema “Jesus Christus – ein Arier”. Dass die Jungnazis mit zumindest stillschweigender Duldung des Internatsleiters auch noch Bettnässer folterten, sei nur nebenbei angefügt. Für Joseph wäre die Kombination von Bettnässer und Jude mit Sicherheit tötlich gewesen.. Gottseidank nässte er nicht. Dass er sich dann aber nicht an den Unterstützungsaktionen für den Metallerstreik und auch nicht an den Aktionen gegen die “Deutsche Ost-Afrika-Mission” und ihre kolonialistische Funktion bedteiligte, hat mich zwar etwas enttäuscht, aber ich konnte es verstehen. Joseph wollte endlich irgendwo im Mittelfeld unbehelligt und “ganz normal” leben.
Zurück zum “Wahn”
Es war zumindest in der Frankfurter vor-, hoch- oder nach-68er Linken durchaus üblich, dass sich in Personalunion oder/und in den Wohngemeinschaften, mindestens aber in den vielen linken Gruppierungen der Kampf gegen den Antisemitismus, der Kampf gegen jeglichen Rassismus und der Kampf gegen den Kolonialismus und Neokolonialismus auch und phasenweise besonders gegen den zionistisch geprägten trafen.
James, der Sohn einer Tel Aviver/Amsterdamer Pelzhändlerin, die den Holocaust überlebt hatte, war auf der Flucht vor dem israelischen Geheimdienst – Shinbeth und/oder Mossad – und wurde von uns in der AUSS-BuVo- und der daraus folgenden WG im Frankfurter Bäckerweg aufgenommen und unregelmäßig zwischen verschiedenen WGs im Ballungsgebiet verschoben, um den Zugriff zu verhindern. Eine Taktik, die wir 1968 schon einmal bei Daniel-Cohn-Bendit angewendet hatten, als er von der Sureté in Frankfurt gesucht wurde. Der Zugriff auf Cohn-Bendit in der Fichardstraße ging ins Leere: die französischen Schlapphüte erwischten mich, André W. und den kleinen rotblonden Richard R. der seit Saarbrücken-Forbach , wo wir Cohn-Bendit über die Grenze nach Paris begleiten wollten und von der paramilitätischen CRS daran mit Maschinengewehren “im Anschlag” gehindert wurden, – als Double im Fonds des SDS-Merzedes saß, während DCB bereits im Morris-Mini einer miniberockten BBC-Reporterin in Richtung Calais das Weite gesucht und wahrscheinlich neben der Meerenge und dem Kanal auch in der Enge des Minis noch vor der TowerBridge zum Ziel kam. Es sei und es war ihm gegönnt. Bei James lag die Sache etwas anders, Er war schon hochgradig traumatisiert und die Mama schrieb uns, er müsse wegen seiner Wahnvorstellungen in psychiatrische Behandlung. Tatsächlich war er auf der Flucht vor diesen Diensten, aber auch vor seiner Mutter, die den Jungen in die israelische Armee bringen wollte. James vertrat Positionen des linken Flügels von Matzpen. Und er verurteilte der “6-Tage-Blitzkrieg” , wie er ihn nannte, wie wir ihn nannten. Und bei der Lektüre des besorgten Mutterbriefes, der mit der Drohung mit dem Staatsanwalt endete: “Sollte sich mein Sohn nicht innerhalb einer Woche bei mir im Hotel Würzburger Hof am Hauptbahnhof melden, erstatte ich Anzeioge gegen Sie wegen Kindesentführung” schrillten bei uns die Alarmglocken: Orwell lässt grüßen – die psychiatrische Behandlung politisch Abtrünniger, Gehirnwäsche …. Trotz alledem organisierten wir die “Rückgabe” ders “Entführten”.
Mit in der WG wohnte liiert mit einem Befreiten aus der Staffelberg-Kampagne Liesel N. aus einer teilweise überlebenden Wiener jüdischen Familie, Aktivistin der österreichischen FLN “Föderation Neue Linke”- einer Gruppierung des SÖS. Liesels Schwester, ein “Führungskader” des SÖS und der FNL, sah aus wie Amngela Davis, war aber wesentlich hübscher – also mir gefiel sie einfach besser. Ihr Afro-Look war voll Natur uhnd kein Brennscherenergebnis oder Chemieprodukt. Und seit dem zogs mich hin nach Wien. Ihr Gastspiel im SDS-Büro und in unserer WG war leider nur sehr kurz. Für Liesel war James ein verwöhntes Muttersöhnchen, ein Warmduscher, der noch für seinen Mundgeruch den israelischen Geheimdienst verantwortlich machte, weil er sich angeblich aus Angst vor vergifteter Zahnpasta die Zähne nicht putzte. Zu Frauen hielt James immer großen Abstand, reagierte auf weibliche Kritik fast hysterisch, egal worum es sich handelte. Wir ertrugen den Mundgeruch zur Stärkung der israelischen Linken und mussten James ja auch nicht küssen. Der einzige der dafür in Frage kam, der aus Kronberg entflohene schwule Sohn des Sonnenhof-Hoteliers (wo Shah Resa Palewi zusammen mit Farah Diba gastierte) – ein ausgezeichneter Koch, der den Speisezettel der WG regelmäßig mit den feudalsten 5 Gänge-Menues revolutionierte – der mochte den James partout nicht: “Also, nicht dass hier irgendjemand meint, ich wäre nicht nur schwul sondern auch noch antisemitisch ! Ich kann deinen Mundgeruch nicht ab. Eigentlich schade, weil beschnittene Schwänze mag ich am liebsten” damit war des Thema erledigt.
Peter Schneider meint, die 68er hätten sich nicht mit der Judenverfolgung, zu wenig mit dem Faschismus beschäftigt und zitiert zum Beleg auch noch den von ihm zu seinem besten Freund erklärten Rudi Dutschke, der sinngemäß gesagt haben soll: “Wenn wir uns jetzt mit der Judenverfolgung und deren Aufarbeitung schwerpunktmäßig beschäftigen, schwächt das die Bewegung gegen den Vietnam-Krieg…” Peter Schneider stellt diese Position als den Wesenskern der 68er hin. Zumindest als einen wesentlichen Teil des Kerns. Wozu sonst bräuchte man ein solches Zitat des deutschen Ché. (Mal abgesehen davon, dass er sich auch nicht mehr dagegen wehren kann … und Peter Schneider ist für diese Zitat auch noch der Kronzeuge: “Rudi hat mir auf meinen Vorschlag geantwortet: Wenn wir uns jetzt …). Was Peter Schneider nicht in den Sinn kommt in seinem “Wahn” ist die Überlegung, die bei Rudi Pate gestanden haben könnte: die Verlagerung des Arbeitsschwerpunkts des SDS weg von der Anti-Shah-Kampagne und den Aktivitäten gegen den Vietnam-Krieg hätte keines der Holocaust-Opfer wieder lebendig gemacht aber aktuell verhindert, dass durch wachsenden politischen Druck der Kieg in Vietnam beendet und damit Zigtausende von Menschenleben gerettet werden konnten. Ähnliches galt für den Iran. Mag sein, dass es für einige im SDS zur Zeit des “6-Tage-Krieges” und der massenhaften Vertreibung der Palästinenser voirdringlicher war gegen dieses Unrecht zu informieren und zu mobilisieren. Aber das gescheh immer parallel zur Auseinandersetzung mit den Naziverbrechen.
Dass Peter Schneider mit viel Prominenz jeglicher Provinienz zusammengekommen ist, läßt er uns fast auf jeder Seite des Wahns spüren. Dass er auch für sie geschrieben hat, versteht sich von selbst. Wie er zum Schreiben für die SPD kam ? man wurde auf ihn aufmerksam und da waren schon welche dabei, volle kanne aus der Gruppe 47, Grass auf jeden falll, ob Höllerer auch für die SPD getingelt hat. Schneider schrieb ab 1964 für die SPD, da war er schon so um die 25 und mindestens 8 Jahre älter als ich. Das macht einen riesigen Unterschied. Und nicht nur an Jahren: Peter Schneider war defacto asoziiertes Mitglied des SPD-Wahlkampfstabes, in dem einer meiner engsten Verwandten saß. Helmut Schmidt bekam ihn aus der obersten Daimler-Benz-Etage ausgeliehen. Für mich, der ich erste politische Gedichte und Lieder schrieb, sie als Flugblätter verteilte und Streiks unterstützte, war diese Partei ab 1964 spätestens zur Hälfte ein Teil des Problems, das zu bekämpfen war: Der mit Stern ausgezeichnete Wahlkämpfer für FrontStadt-Willy und Schmidt-Notstands-Schnauze organisierte nicht nur Wahlkampf sondern auch die Flächenaussperrung gegen die IG-Metaller bei ihrem Streik für die “Lohnfortzahlung im Krankheitsfalle”, er setzte in der für mich immer noch mit Hoffnung besetzten alten Arbeiterpartei das “Sie” als Anrede gegen das “Du” und den “Herrn” gegen den “Genossen” durch. Einen der damals noch üblichen und für alle (Verbots-)Fälle als “Nachrichtendienst” unabdingbaren Handkassierer schiss er im Hausflur zusammen, als der ihn in Mannheimer Platt begrüßte: “Isch kumm jetzat oa mol im Monat un kassier die Beiträsch. Doiner fer Auguschd is noch fällisch!”
“Was bilden Sie sich eigentlich ein? Sind wir etwa schon einmal gemeinsam die Treppe heruntergefallen? Für Sie bin ich immer noch “Sie” und “Herr Doktor!”. Der Kassierer war fertig. In der Mannheimer SPD hatte das “Sie” seinen Siefgeszug angetreten und der Bankeinzug für den Beitrag ebenfalls. Diese Modernisierung war längst überfällig.
Für eine solche Partei wolle ich – auch gegen Geld- nicht schreiben. Peter Schneider hat es getan. Da isser ehrlich. Nur bedauert er verschnmitzt, dass seine reden und Slogans nicht sonderlich häufig gebraucht wurden. Man sollte im Zweifel für der Angeklagten annehmen, dass seine Texte der SPD zu links, zu rebellisch, zu revolutionär waren.. Die, die Schneider in seinem Wahn noch zitieren kann dürften es aber nicht gewesen sein. Mit denen würde heute eine CSU-Landrätin durchfallen, weil sie nicht peppig genung wären. Huber würde sie nehmen, vielleicht auch Kurt Beck.
Beck to the roots
“Aus dem Schneider” ist ein alter guter Skatbegriff. Peter Schneider sollte sene alte Skat-Runde erneuern. Der Günter wäre sicher wieder mit dabei. Und Schneiders “Genosse Broder” könnte hinzukommen. Miersch ? Maxeiner ? Dr. Cora Stefan – die “rote Cora” im AUSS der Endsechziger und anfangs70er ? Die ganze “Achse des Guten” ? Ob Peter Schneider das Genosse vor Broder eigentlich in Anführungszeichen setzen wollte, war nicht zu erschließen. Günter Wallraf käme auch. Den sollte man nicht mit Günter Grass verwechseln, weil der ja nicht gleich wie Grass die 2. Befreiungsbombung Jugoslawiens begrüßt hat oder wenigstens die Verurteilung Milosevics ? Nö, hat er nich der Günter WallGrass. Aber die Verleihung des Heine-Preises an einen der die 2. Freibombung Jugoslawiens öffentlich angegriffen hat, die fand er falsch. Die administrative Aberkennung des bereits an Peter Handke vergebenen Heine-Preises fand Grass aus künstlerischer Sicht falsch, aber aus politischer richtig. Also Wallraf sollte unbedingt dabei sein, nachdem er mainstreammediasupported endlich aber leider wie ein toter Fisch in der Strömung die “Satanischen Verse” in einer Kölner Moschee lesen wollte, aber bisher nicht auf meinen Vorschlag eingegangen ist, mit Deschners Texten dem Kardinal Meissner im Dom zu Kölle die Leviten zu lesen.
Götz Aly und Gerd Koenen hat der Peter in seinem “Wahn” schon eingeladen. Zumindest erscheinen sie als Optionen. Bernd Rabehl ohne Fehl und Tadel, alter 68er Adel, der fehlt noch ? So weit geht er, der Peter, nun doch nicht. Rabehl soll schon Mal der JungNazi-Postille “junge Freiheit” ein interview gegeben haben.
Und die Allzweck-Dienstwaffe Horst Mahle? Hier wäre es doch sehr spannend gewesen, ein paar Antisimitismen in den mahlerschen Texten von 1968/69/70/71 zu finden. Macht der Peter aber nicht. Denn wenn man Mahler als schon frühen Antisemiten vorzeigen könnte, könnte das bei seiner steilen DienstKarriere ein schlechtes Licht aus die “entscheidende Errungenschaft der Moderne” werfen: das von Habermaß und von Schneider (eventuell reumütig im Nachhinein) gelobte “staatliche Gewaltmonopol” hätte hier neben der ballistischen Ausstattung der RAFin bisher unvermuteter Tradition den einizigen staatlich geförderten “Antirassismus” konterkarriert.
Peter Schneider distanziert sich von der Gewalt der 68er, hat Verständnis dafür, nennt Gründe und focussiert den Blick seiner in der Regel jüngeren Fan-Gemeinde vornehmlich aus dem diffusen Bereich der “Autonomen” ausgerechnet auf diese von den Mainstreammedien, von den staatlichen Organen immer in den Vordergrund geschobenen und von seinen V-Leuten immer wieder angeheizte mörderische und selbstmörderische Seite. Wobei das “Selbstmörderisch” nicht die Lügengeschichten der angeblichen Selbstmorde von Stammheim stüzen soll, sondern darauf hinweisen, dass der “bewaffnete Kampf” der RAF all das zumindest schwer beschädigt hat was die “68er” und die Gruppierung um Ulrike Meinhof und Andreas Baader an Positivem bewirkt und in Bewegung gesetzt haben.
Peter Schneider hat seinen “Wahn” nicht umsonst mit einer großen Denunziation der 68er begonnen. er beginnt das Buch mit den wörtlichen Zitaten aus den Frühstücksgesprächen einiger zentraler Wohngemeinschaften in WestBerlin, bei denen so nebenbei Mal die Ministerien für eine in den nächsten Tagen zu gründende Räte-Republik WestBerlin verteilt wurden. Dass es sich hierbei nicht um eine Republik akademischer Räte handeln sollte, war wohl klar, Nur woher sollten denn sonst die Räte kommen. Mit dieser Anfangspassage verschweigt, verwischt und verschreibt er den Blick auf die damals existierenden Anfänge einer Rätebewegung, die nicht die Zusammenfassung korrumpierter sozialdemokratischer Konzernbetriebsräte war, sondern sich an der (gewerkschaftlichen und noch nicht gewerkschaftlichen) Basis entwickelten: besetzte Lehrwerkstätten, steigender Einfluss der Vertrauensleutekörper, wieder steigende Kampfbereitschaft der Belegschaften – z.B. im Kautschukstreik 1967, Tendenzen hin zu wilden Streiks gegen die Ausbremsung durch die SPD-Gewerkschaftsspitzen, verstärkte Debatten in den Gewerkschaften und Belegschaften über die Notwendigkeit politischer Streiks gegen die NS-Gesetze hauptsächlich angetrieben durch die Anti-Notstands-Kampagne der IG-Metall und hier die Verbindung dieser Debatten und Aktionen in Betrieben und Universitäten durch die Studenten der “Akademie der Arbeit”) .
Indem Peter Schneider diese Verbindung aus seinem autobiografischen Buch ausblendet – sie -da kann man ihm doch nichts vorwerfen- en passant streifend auch benennt, beiläufig garnierend erwähnt, weil sonst das 68er Ambiente nicht ganz stimmig wäre, um sie un- oder absichtlich um so besser zu verschweigen – leistet er in einer Lage, wo die studentischen Initiativen, die Antikriegsbewegung, die gewerkschaftlichen Kämpfe dringend ihre gegenseitige Isolation überwinden müssen, den Herrschenden einen unbezahlbaren Dienst. Er der hochgeschätzte OberGuru, der nicht parteigebundene, der Querkopf und immer Wider-den-Stachel-Löcker…
schwört insgeheim ab, man merkt es kaum, so geht einem sein Erzählen über sein Scheitern mit und ohne L. unter die Haut .
Und zum Abschluss: apropos Bewegung 2. Juni, bei der auch L.gelandet ist: Thomas Weißbecker hat mit mir zusammen und vielen Ex-Staffelbergern und Leuten aus der ArbeiterSelbstHilfe 1971 in Wiesbaden ein Wohltätigkeits-”für die Hungernden in der Welt”-fressen der Haute-Volée im Speckgürtel um Bankfurt im Wiesbadener Kurhaus gesprengt und den Security-Greifern entgegen gebrüllt: “Wir werden euch nicht noch einmal den Juden machen!” . Thomas Weißbeckers Mutter ist die einzige Überlebende einer jüdischen Familie. Ihre gesamte engere Verwandtschaft haben die Nazis in Auschwirtz vergast. Die Vorbereitungen für die geplanten Sprengstoffanschläge gegen die Börsen in Frankfurt, London, Paris, Mailand (von weiteren war keine Rede) hat er mit meinem VW-Käfer besorgt. Und er hat diese Anschlagsplanungen mir gegenüber immer ausführlöich begründet: ” Die töten mit einem einzigen Federstrich an der Börse tagtäglich Zigtausende von Menschen. Hier verrecken sie in der Akkordhetze und woanders am Hunger, an Epidemien und in den Kriegen, die geführt werden, um die Aktienkurse nach oben zu treiben – durch Waffenverkäufe, Eroberung von Rohstoffbasen und Billiglohn-InvestitionsParadiesen … ” Thomas musste mir das nicht erzählen. Ich wusste es bereits und habe andere Konsequenzen gezogen.
Thomas wurde – soweit ich mich erinnern kann – 1972 in Augsburg auf der Flucht von Hinten erschossen. Offizielle Darstellung war : der Polizei-Schütze handelte in Notwehr. Warum Thomas’ Pistole unter seinem Hemd im Gürtel steckte, als man ihn vom Bauch auf den Rücken drehte erklärte die Polizei mit seinem noch im Todeskampf unbrechbaren Willen, die Polizei als Mörder hinzustellen: er habe -bereits durch den Schuss tötlich verletzt- seine Pistole noch unter den Gürtel gesteckt und sich auf den Bauch fallen lassen.
(Übrigens wird bei wikipedia mit keiner Silbe erwähnt, dass Thomas Weißbeckers Großeltern mütterlicherseits und eine ganze reihe von Onkeln und Tanten in Auschwitz von den Nazis ermordet wurden. Das hätte auch böse Schlagzeilen gegeben und gäbe es heute noch, wenn bekannt wird, dass die Polizei in Augsburg einen „Halbjuden“ auf der Flucht erschossen hat.)
Ich möchte mich bei Peter Schneider für dieses Erinnerungsbuch bedanken. Es hat auch viele schöne Seiten. Es kam gut kalkuliert auf den Jubiläumsmarkt und verkauft sich sicherlich nicht schlecht.
Bei indymedia bedanke ich mich für die prompte veröffentlichung dieses ersten teils meiner Rezension.
Der volle Text der Polemik gegen den Schneider-Wahn ist hier zu lesen: www.barth-engelbart.de.vu
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Etwa doch etwas antisemitisch
Hartmut Barth-Engelbart 30.07.2008 – 09:13
PS! Da war noch was: John Rubinow, der Sohn des Frankfurter US-Generalkonsuls (so um die 1968) war Mitglied im AUSS, regelmäßiger Gast in unserer Schmuddel-Kommune (das war sein Kick!) und fuhr den den ihm genehmen Teil des AUSS-Vorstands mit dem Chevi seines Papas zu den BundesSchülerINNEN-Kongressen: mit Stereo-TV-Bar-Klima-Trennscheibe-Panzerglas: kurz vor Bamberg ,wo der Kongress tanztee, Tanke für den Spritsäufer: Internationale über Stereo Agitation der belegschaft, die das Füllen nicht schnell genug schaffte: John schiss sie unter den Klängen von Ernst-Busch-Liedern zusammen. Ja, die Rubinows sind eine jüdische amerikanische Familie. Und die mit uns agierenden französischen anarchistischen Schüler wussten bei der Sprengung des Wohltätigkeitsfressens im Wiesbadener Kurhaus rein garnichts davon, wer dieser frackbegkleidete Jungbonze war dem sie die unechte Fliege vom hals zogen und am Gummizug immer wieder an seinen Hals knallen ließen, bis sich Thomas Weißbecker einmischte: lasst ihn mal los, das ist ein sozialistischer Schülerfuktionär, der soll uns jetzt undercover helfen das Kurhaus zu sprengen. John Rubinow musste dann verdattert, dass man ihn so erwischte- auf der Höhe der Wiesbadener Kurhaus-Oper (es gab gerade die zauberflöte mit Demo-Unterbrechungen) sdchören, dass er das Mikro im Festsaal für uns „erobert“ und eine Erklärung verliest. Die französischen Anarchisten bekräftigten Johns Schwur mit der Androhung von Prügel: wenn das kein Antisemitismus war, was dann ?
Schweirig wird die lage dadurch, dass ein teil der französischen Anarchos aus jüdischen Familien kam, dass auch Liesel N. aus Wien John Rubinow Prügel androhte, daß Thomas Weißbecker eine jüdische Mutter hatte und bei der Sprengung unter seinem Karlsruher StraßenbahnerMantel ein Palästinensertuch trug. Ich empfehle dringend einen außerparlamentarischen Untersuchungsausschuss, der mit Peter Schneider, Hendryk M. Broder, Dr. Cora Stefan, Horst Mahler, Miersch & Maxeiner bestzt den 68er Antisemitismus finden soll. Wer bessere Vorschläge hat soll sich bei EGAL-Wem mailden.
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Auch aus dem Schneider: Hans-Christoph Buch
Hartmut Barth-Engelbart 04.08.2008 – 07:56
Unschätzbare Dienste bei der Ersch(l)iessung Afrikas hat sich der in Schneiders „Wahn“ so positive vorgestellte Hans Christoph Buch erworben. Er hat in einem seiner jüngsten offenen Briefe an den Bundespräsidenten und ex IWF-Chef Horst Köhler mit der Aufforderung sich in Zimbabwe und Sudan robustmandatet einzumischen – natürlich für die ölgesalbt-tantal-platinierten Menschenrechte unter Hinweis auf die gemeinsame Afrika-Tour zu Beginn dieses Milleniums besonders hervorgetan (meine Antwort auf seinen Brief gibt’s bei indymedia zu lesen ((oder gab’s)). Solche 68er kommen bei Schneider gut weg. Dass er Enzensbergers Hitlerverniedlichung (Saddam = Hitler) und damit dessen intellektuelle Weihe für eine deutsche Beteiligung an der Vernichtung des Irak überhaupt nicht erwähnt, war schon eine Glanzleistung. ((Dass Richard von Weizäcker Saddam die Waffen zur Kurdenvernichtung geliefert hat, ist noch ein anderes Kapitel). Das Verschweigen der Buch’schen Neokolonial-Reiseabenteuer im Troß des Ex Währungs-Fonds-Chefs gehört schon in den Bereich PräzisionsVerschleierung.
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