Abgerissen wie das Frankfurter Rundschauhaus: das der evangelischen Waisenhaus-Stiftung durch die Faschisten enteignete („zum Schutz vor dem NS-Zugriff“ von einem NSDAP-Mitglied in der Geschäftsführung übernommen) und nach dem Krieg nicht wieder zurückgegebene Druck- und Verlagshaus des Hanauer Anzeigers, der NOCH als selbständige älteste deutsche Tageszeitung mit stark reduzierter Redaktion existiert. Das Druckhaus gibt es nicht mehr. Das Bild entstand bei einer May-Day-Parade am 30. April 2007, ich HaBE als Kaput-Baal-Priester gegen den Raubtierkapitalismus und die US-Heuschrecken und das raffende Kapital und für den Pfötchen- und Mindestlohn-gebenden Haustier- und schaffenden -Kapitalismus anständiger deutscher /Hamburger/Hanauer Kaufleute (wie Senator Jürgen Heraeus mit seinen mildtätigen Stiftungen usw.) geworben. Manche PassantINNen haben die Satire und mich als „Pfarrer“ ernst genommen und mir die verdienten Leviten übers Mikro gelesen.
Zu erwarten wäre gewesen, das die neue Leih-Pascha ***der verFAZten Redaktion der Frankfurter Rundschau zum 70. Geburtstag nicht deren Post45er Geburtslügen präsentiert, sondern den Frankfurter National-Dichter & Dialektiker FRiedrich Stolze als beinahe Mitherausgeber prostituliert: (***Pascha ist feminin, masculin heißt das Pascho)
„Es will mer net in de Kopp enoi, wie koann Froankfort nor ohne Rundschau soi?“
Wäre das gerecht ? Nun, es würde diesem Blatte nicht gerecht und der Würde des Dichters auch nicht. Abber es brächt ewenduell mit Liesl Qausts un Lia Quers Volkstheater-FRkaufsförder-FRanstaltungen und Herl-ichen Dialekt-Quetschekuche-stückscher mit digger Stahlburg-Äbbelwoi-Seelischkeids-Soahne obbe druff die Abbo-Zahle aus em Äbbelwoi-Keller: Herr Kellner noch e Geribbdes, odder noch en Bembel, der muss aach nedd vunn Dribbdebach soi. Un do druff kimmt die Oandword: “ En Schobbe muss vun Dribbdebach soi, sunscht will er nedd in de Kopp enoi !“ Das ist die EX-FFV-und aktuell RMV-übliche Hochdeutsch-Dialektmischung zwische Meenz un Aschebersch, Vuchelsbersch un Dammstadt bis enunner korz hinner Deppenheim, das sich jetzt ja stolz Veddelheim nennt und isch als nedd waas, werum mer sich noch em Butzlumbe nenne will. So viel Dialektik muss in der Rhein-Main-FRAPORT-HAHN-OPEL-EZBankfurt-Last-Exit-Eschborn-City-Region mit der Prolvermeidungs-Haupt-Vorstadt Miesbaden schon sein. Mit der Krönung obendrüber: Kronberg im Taunus, wo die DeMark und die deutscheTeilung unter Hermann-Josef-ABSoluter Geheimhaltung mit den Trizonen Militärregierungen vorbereitet und die ExportOffensive mit entwerteter Reichsmark in die SBZ beschlossen wurde, anstatt die Münzen einzuschmelzen und die Reichsmarkscheine zu verbrennen. Feuer ? Rauch ? es geht auch ohne, besser große Inflation und Aufstand in der Soffchett-Zone. Damals hat die FR wenigstens ein kleinwenig darüber geschrieben, dass meiste ist geheim und dann ist es im FRArchiv liegen geblieben.
Heute verteilt die FR eher Persilscheine an Sommerlad, wenns einer hat oder an Fürstenhäuser und andere WK-I und WK-II-Treiber und -Gewinnler und Steigbügelhalter der Hitlers-Röhms-Göebbels-Görings-Hess-Ludendorfs-Hindenburgs & Co.
„Was ist gerecht ?“ Mit dieser Fangfrage und links-liberalem Promi-Fishing versucht die geschundene, beinahe verschwundene beinahe Hauptstadts-Rundschau ihren verloren gegangenen Marktanteil zurückzuholen.
Dass sie ihr Stammabo-Klientel durch die Dumontage der originären FRundschauStuktur, mit ihrer Verankerung in der gesamten Rhein-Main-Groß-Region, mit dem kurzfristig renditesenkungsbremsenden Personalabbau, der Schließung der Lokalredaktionen, der Reduzierung auf Schützengraben-kombattibles Kleinformat bei Form und Inhalt, trotz (bzw. mit) frühem Aufbau der FR-online-Version u.v.a.m. schon seit Langem verloren hat, für diese Erkenntnis hätte es der Beratung durch den schweineteuren Herrn Berger nicht bedurft. SDa hätten die FRkäufer nur in der Belegschaft anfragen müssen. Aber auch in diesem ehemals vorzeigemitbestimmtemn Laden haben die MehrwertschafferINNen nix zu sagen. Wie hatte doch der Grandsenieur des bürgerlichen Qualitätsjournalismus, Paul Sethe gesagt: „Die Pressefreiheit ist die Freiheit der Groß-Aktionäre, das zu veröffentlichen und das zu tun, was ihnen passt und ihren Reichtum mehrt“ Zumindest so ähnlich hat er es gesagt.
Sethe war neben Hans Baumgarten, Erich Dombrowski, Karl Korn und Erich Welter einer der fünf Gründungsherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zwischen 1949 und 1955. Er erklärte seinen Rücktritt, da seine Mitherausgeber seine Opposition gegen die Außenpolitik Konrad Adenauers nicht teilten. Von 1955 bis 1960 und von 1962 bis 1965 war er als Leitartikler und politischer Ressortchef bei der Zeitung Die Welt, später schrieb er für Die Zeit und den Stern. Er galt als konservativ und schrieb vorrangig über deutsche Politik und deutsche Geschichte. Er war Kritiker der Außenpolitik Konrad Adenauers und befürwortete eine Annäherung an den Osten. Sethe gehörte zu den führenden Journalisten der Nachkriegsära. Seinen Berufsstand betrachtete er als das „Gewissen der Nation“.
Sein wohl berühmtester Ausspruch stammt aus einem Leserbrief im Spiegel vom 5. Mai 1965: „Pressefreiheit ist die Freiheit von zweihundert reichen Leuten, ihre Meinung zu verbreiten.“ Dort hieß es auch: „Da die Herstellung von Zeitungen und Zeitschriften immer größeres Kapital erfordert, wird der Kreis der Personen, die Presseorgane herausgeben, immer kleiner. Damit wird unsere Abhängigkeit immer größer und immer gefährlicher.“ Er wisse, dass es im deutschen Pressewesen Oasen gebe, „in denen noch die Luft der Freiheit weht, […] aber wie viele von meinen Kollegen können das von sich sagen?“[3] Des Weiteren stellt Sethe fest, dass „[f]rei ist, wer reich ist. Das ist nicht von Karl Marx, sondern von Paul Sethe.“[4] Da Journalisten nicht reich seien, seien sie auch nicht frei.
Neben seiner journalistischen Tätigkeit schrieb Sethe eine Reihe von Büchern und historischen Studien. Bereits 1952 erschien das Buch Schicksalsstunden der Weltgeschichte, in dem er in einer Art Zeitrafferstil über die Außenpolitik der Großmächte berichtet. Im Frühjahr 1957 appellierte Sethe in einem Artikel an die Sowjetunion, den westdeutschen Standpunkt in der Wiedervereinigungsfrage zu verstehen. Der Artikel wurde in der halbamtlichen Moskauer Zeitung Meschdunarodnaja Schisn abgedruckt.
Und zur Mitbestimmung hat Sethe sich so geäußert: „Mitbestimmung bedeutet, dass die Belegschaften, für das, was die Einentümer tun, auch mit stimmen dürfen!“ Hat er nicht so gesagt, aber hätte er so sagen können.
Nicht berücksichtigt bei diesem Mit-Stimmen der FR-Belegschaft ist die Verwandlung der SPD-eigenen jahrelangen FR-Mehrheitsaktioärin DDVG zur Rationalisierungs-, Pressefreiheits-Regulierungs, Outsourcings, Lohnsenkungs-, Werkvertrags- und Leiharbeitseinführungs- sowie Immobilien-Verwertungs-Gesellschaft, der u.a. auch der Abriss des Rundschauhauses zu verdanken ist.
Mit der genialen KundenFang-Frage:
„was ist sozial?“,
die gleich nach der Inthronisierung der TAZ-Leih-Pascha konzeptionell gestellt wurde, ging dann ja die FRATZ mit ausgewähltem FRontpersonal richtog los: mit dem Dieterich zur Ersch(l)ießung Afrikas (Muttis Chef-sache promotend, immer am Puls der CIA-finanzierten und geführten Reporter ohne Grenzen), mit den Männer fürs Grobe wie Brummarius, oder die für Heimat-&KulturFRont: Arno Widmann und Stoffel-Herl, der NeuStolze vom Stahlburg-Theater. Man weiß ja: in Stahlgewittern wird man Jünger! Auch wenn man rein biologisch auch etwas ältert. Auch verjüngte Blätter muss ma/frau falten, auch wenn das jetzt schon die Blattausspuck-Roboter rund um die Uhr machen, ohne Manpower :
Druckmaschine druck!
6 Stunden wärn genug .
4 Drucker stelln die Arbeit ein,
und am End druckst Du allein,
es darf auch gern in Tschechien sein
den Mindestlohn behälst Du ein
und Ausschalter, da brachst Du kein,
auch der fliegt raus ruck-Zuck
Druckmaschine druck!
Beiß Bagger, beiß
trotz Blut und Schweiß und Fleiß
das ich mir hier den Arsch aufreiß
und trotzdem flieg, was soll der Scheiß
Auch die Deutsche Bank baut ab
jetzt werden Bankentürme knapp
(wenn man was zu sanieren hat
bestellt man sich ein Attentat)
Ich zog sie hoch tief fiel mein Preis
bis auf den HARTZvierer-Steiß
jetzt hock ich auf dem Abstellgleis
Abbruchbagger beiß
Bascha Mika, unter deren Führung die TAZ sich NATO-Oliv-GRÜN glänzend zum EU-Kampfblatt entwickelt hatte , ging es mit
„was ist sozial?“
zumindest nicht so steil weiter abwärts bei den Abo-Zahlen. Auch „Was ist Liebe?“ sellte nicht schlecht. Was also ist gerecht. Die FAZ hat sich FRkleidet mit anderer Gesichtsmaske: „Dahinter steckt ein Kluger Kopf“ … nun ja, der letzte leidlich klügere ist bereits ins Grab gerollt und der etwas weniger kluge trollt börsenbärbeissig brummelnd von Talkshow zu Talkshow, wie der Tanzbär vom alten Hagenbeck oder dem Zirkus Krone. Jetzt ist die FAZ halt eher ein Leid-Medium, denn ein Leit-Zins-Medium. Das war auf diesem FAZ-Platz dann doch mehr die leider eingestellte Financial Times, auf deren Analysen sich denn auch zum Schluss die Mehrzahl der EZBankfurter Broker stützten statt auf das nominelle Frankfurter Börsen-Hausblatt, das sich nach dem Wechsel der Börse ins Ausland ja schlecht in Eschborner Allgemeine Zeitung EAZ oder Vorder-Taunus Allgemeine Zeitung, in VorTAZ umtaufen lassen konnte. Ersteres klingt wie ein regionaler EnergieVersorger und das Letzte mehr wie die Zeitung von Gestern.
Aber lassen wir das.
Zurück zu Stolze.
Die FRAZ hat sich an Stolze gerächt und der kann nix dagegen unternehmen, außer sich im Grabe zu drehen. Höchsten die Nachbargräbergrufties.
„Es will mer net in de Kopp enoi, wie koann en Mensch net aus Froankford soi!“, hatte der Frankfurter Lokal-Dialektiker geschrieben und das heißt – für alle Ausländer übersetzt:
„Es will mir nicht in den Kopf hinein, wie kann ein Mensch nicht aus Frankfurt sein!“ Das war Stolzes bittere Ironie gegen die frankozentrischen kaiserstädter Aufsteiger, die meinten, sie seinen der Mittelpunkt des Universums. Wobei das schon mit der Konzentration von Kapital in der Möchtegern-Kapitale mit der Krönungs-Kathedrale, dem nie fertiggebauten Frankfurter Dom zu tun hat. Die immer beinahe Reichshauptstadt aht sich ja bekanntlich erst unter der Pickelhaube der Preußen, nach deren Niederschlagung der 1848er demokratischen Revolution und ihrer republikanischen Paulskirchen-Verfassung so richtig geldsackmäßig rausgeputzt … 1871 gings erst richtig los, als die Frankfurter Bankhäuser begannen in französischen Reparationszahlungen zu baden, die ihnen ihre französischen Filialen und Bruder-Schwester-Unternehmen bereitwillig überwiesen… die ganz fetten Jahre für die Bankfurt Superreichen in neuen deutschen Groß-Reich begannen dann so um 1880…
FR+FAZ+TAZ = FRATZ: ein medialer Frankenstein wird angeblich 70, hatte ich gestern geschrieben,
es gibt einen noch älteren medialen FRankenstein,
über den ich schon vor 24 Jahren geschrieben hatte: der Artikel über das “journal frankfurt”- den späteren TerminKalender der FR. Nein, eigentlich über das Verbleichen des “PFLASTERSTRAND” und seines Verschmelzens mit dem “AUFTRITT”, was aber eher zu einem Abtritt wurde, ein Artikel, der es dann bis in die “EDITIION ID-Archiv” des renomierten Amsterdamer Internationalen Instituts für Sozialgeschichte geschafft hat:
Nachruf auf den “PflasterStrand” oder “Von der unerträglichen Dreistigkeit des Schweins!”
Vor 24 Jahren entstand unter der Patenschaft des “EUROFIGHTERS” Daniel Cohn-Bendit (eine durchaus treffende Bezeichnung der GRÜNEN für ihren führenden Eurozentriker und Bellizisten in ihrem “WUMS”-EURO-Wahlkampf ((auch dieser Ausdruck passt zum Nato-Oliv-GRÜNEN Kriegskurs. der neben dem Sudan auch den Iran auf der Agenda haben dürfte)) der mediale Frankenstein “journal frankfurt” aus “PflasterStrand” und “Auftritt”.
Hier folgt der Originaltext aus einer 2009er Veröffentlichung:
Dass das journal frankfurt mittlerweile unter der Fuchtel des bewährten Widerstandskämpfers und Bewahrer jüdischen Eigentums, Alfred Neven DuMont den outgesourcten FR-Veranstaltungskalender machen darf, das passt gut zum Schützengrabenkombatiblen-Format der Heimat-FRontschau. Das “Internationale Institut für Sozialgeschichte” in Amsterdam veröffentlichte den folgenden Artikel in der “Edition ID-Archiv” und schreibt im Vorwort:
“C’est la vie oder: Was sind wir doch für Schweine geworden” von Carl Ha Now beschäftigt sich mit dem Werdegang einer ehemals linksradikalen Zeitschrift namens PflasterStrand. Nach der erstveröffentlichung in der neuen Hanauer zeitung kam es zu einigen verstimmungen seitens der schreiber- und Politikzunft im metropolitanen Frankfurt, denn immerhin war der Autor 20jähriger Wegbegleiter des Ex Pflasterstrand-Herausgebers Cohn-Bendit. Dass getroffene Hunde bellen interessiert uns jedoch hier weniger, zur beschäftigung mit linker mediengeschichte finden wir den beitrag allerdings empfehlenswert.”
Dieser Empfehlung kann ich als Carl HaNow ebenso wenig hinzufügen wie als HaBE: nur Eines noch: leider haben die Amsterdamer das Eingangszitat von Ernest Jouhy (Jablonsky) vergessen mitabzudrucken: Hier steht es jetzt am Anfang, wo es hingehört: “Die Frage der Macht aber wurde und wird nicht im Augenblick des sichtbaren Kampfes entschieden, nicht auf der Straáe, sondern im Auf und Ab der Erwartungen, Zielvorstellungen, der Erfolge und Mißerfolge, die sie (die Massen) effektiv haben und die sie voraussehen lassen. Die revolutionäre Bewegung hängt an der Vorstellung von der Aneignung der Welt weit mehr als an ihrer effektiven Veränderung. Die sachlich-rationale Lösung der anstehenden oder berf?lligen Probleme ist fr die Bewegung verhältnismäßig unerheblich und kann von den revolutionären Minderheiten meist nicht besser gelöst werden als von den etablierten Machtgruppen….” (Ernest Jouhy in seinem ‘Offenen Brief an Daniel Cohn-Bendit’ 1983, der Psychoanalytiker und -therapeut, Historiker, Pädagoge und Soziologe, Resistance-Kämpfer gegen Barbie, KPD- & KPF-Mitglied Ernest Jouhy war sechs Jahre lang Odenwaldschul-Lehrer und Erzieher von Daniel Cohn-Bendit (und später an der Uni auch meiner), zitiert nach ‘Ernest Jouhy, Klärungsprozesse, Gesammelte Schriften, Hrsg. Robert Jungk, Athenäum, 1988)
“C’est la vie” oder Was sind wir doch für Schweine geworden
Nachruf auf den ‘Pflasterstrand’,
der im Oktober ’90 mit dem ‘Auftritt’
zum ‘Journal Frankfurt’ fusioniert wurde
Daniel Cohn-Bendit, Frankfurts Multi-Kulti-Dezernent und spiritus rector des von der ‘Zeitung der Linksradikalen’ über das ‘Metropolen Magazin’zum ‘Journal Frankfurt’ mutierten ‘Pflasterstrand’, wird es -zumindest heute zu recht- von sich weisen, Teil einer “revolutionären Bewegung” zu sein.
Für ihn , wie für die meisten Macher/innen westdeutscher Stadtillustrierten von der Münchner Stattzeitung bis zur Branchenführerin, der Berliner ‘Zitty’, stellte sich in den letzten Jahren die Frage nach der Bewegung ganz anders: nämlich, ob die Eigen- oder Fremdkapital-Bewegung auch dazu ausreicht, repräsentative Chefredaktionsräume mit postmodernem Funktional-Komfort im veredelten Frankfurter Rest-Westend oder unter anderen westdeutschen Nobeladressen einzurichten. Schließlich hat man’s ja vor 15 Jahren mit Militanz und revolutionärem Impetus eigenhändig vor der Spitzhacke gerettet und instandbesetzt. Für den “Zeit”-geist-reichen alten PS- und jetzigen ‘Journal Frankfurt’-Chef, Matthias Horx, wäre die großbürgerliche Jahrhundertwende-Villa das passende Ambiente. Wie schrieb er doch im Editorial des letzten “guten, alten” Pflasterstrands(PS) vom November ’89: “Der neue Pflasterstrand wird sich.. in ein modernes Dienstleistungsunternehmen verwandeln. Das zeigt sich schon in unseren von der Architektin wunderschön gestalteten Redaktionsräumen, die auch für Besucher und Gäste ein Genu sein dürften.”
Der “Zeit”-Geist schlägt zu
Der monatlich einige Tausender teure Verwandlungsknstler und Genießer Horx, Frühzeit-PSler und mit “Tempo” zum “Zeit”-Aufsteiger avanciert, wurde für’s Große und Grobe von Hamburg nach Frankfurt zurückgekauft. Er weiß den rechten Weg aus dem Dilemma: Raus aus dem linken Ghetto, ran ans Kapital. Obendrauf ein Trost-Pflaster: “Die ‘Quote’ haben wir übererfüllt – mehr als die Hälfte der Redaktion ist weiblich.” Doch dieses und andere Trostpflästerchen können die PS-Strömung nicht aufhalten: nicht mal ein Jahr später verschweigt Horx, die Stimme seines Herrn Dr. Kierzek, die erneute und noch drastischere Übererfüllung der ‘Quote’ bei der Fusion mit dem ‘Auftritt’ – diesmal sind es 75% Frauen – die kalt geschaßt, rausgeekelt, nicht übernommen, zum ‘freiwilligen’ Gehen gezwungen werden. Auf zu neuen Ufern, vom Pflaster- zum Manchester-Strand.
Soviel vorerst als Intro, die Details folgen weiter unten. Die neuen Wege der PS-Herren sind durchaus nicht unergründlich. Sie stehen exemplarisch für die ganze Zunft. Wes Brot ich eß’, des Lied ich sing? Dieses Erklärungsmuster trifft so nicht zu. Der PS wurde nicht erst im letzten Jahr anders, als der Klein-Springer Kierzek von der Fuldaer Verlagsanstalt den PS mit Millionen aufblies. Der PS und vergleichbare Medien hatten sich schon vorher mit erstaunlicher Wendigkeit zu Profitträchtigkeit suggerierenden käuflichen Objekten gemausert. Aber wo eine Konzern-Mutter kleine Frösche küßt, muß nicht immer ein “Prinz” bei rausspringen. Kierzek mußte nach seinem Millionen-PS-Kuß eine dicke Verlust-Kröte schlucken.
Vom “Revolutionären Kampf”
in den reaktionären Sumpf
Verständlich ist die Wende einiger ehemals mehr oder weniger “revolutionär” bewegter Stadtillustrierten, ihrer Macher/ und Schreiber/innen schon. Dem Frust, in jahrzehntelanger Beteiligung an direkten politischen Aktionen nicht viel ausgerichtet zu haben, folgt die Lust, sich ein wenig einzurichten. Der Pflasterstrand war wesentlich an der Creation des ‘urban-kritisch-gourmierenden Citoyen 2000? beteiligt. Und Dany Cohn-Bendits ökologischer Umbau der Industriegesellschaft mittels “Suche nach dem liberalen Kapital” steht programmatisch für die Bewegungsrichtung -“Come together” (wie der Peter Styvesant-Slogan hieß!). Und entsprechend sieht die “Vorstellung von der Aneignung der Welt” mittlerweile durchgängig aus, die Bewegung der Herren und Damen Citoyen/ne 2000 findet zwischen Klaus Trebes’ Schlemmer-Restaurant “Gargantua” und Jonny Klinkes “Tigerpalast” statt: multikulturelle Angelegenheiten a la carte, Internationalismus auf der Cabaret-Bühne. “Die sachlich-rationale Lösung der anstehenden und überfälligen Probleme…” wird da im small talk, ganz abgeklärt mit aufgeklärten Bankern und Buissinesmen bei Hummer und Schampus angebahnt. (Trebes und Klinke, einstmals begeisterte ‘Lotta continua’-Nacheiferer und Häuserkämpfer, befreiten sich ,wie etliche andere von der Last des ‘Revolutionären Kampfes’ und entschädigen sich jetzt nach erlittener Schichtarbeit -damals mit Joschka Fischer mitten im Proletariat- am Band beim Opel für entgangenen Gaumen- und Ohrenschmauß.)
Das neue Leitmotiv:
“Come together!”
“Man kann aufeinander zugehen und..gemeinsame Sache machen. Auch, wenn es zunächst wehtut.”, schrieb Horx unter “Allerlei Vereinigungen” im Editorial des letzten PS. “Come together!”, posaunt Peter Stuyvesandt von der Lithfaßsäule. Nachdem “Let’s go West” und “Test the West” die ost-kontinentalen Probleme löst, hat jetzt der nach dem PS-Cohn-Kurs bewegte ‘Citoyen 2000? einen neuen Wegweiser. Man ist sich näher gekommen und im Grunde einig: was anliegt, “…kann von den revolutionären Minderheiten meist nicht besser gelöst werden als von den etablierten Machtgruppen.” Für die verbliebene und sich verschiebende Pflasterstrand-Gemeinde steht ein Problem an: sie ist zwar nicht (mehr?) revolutionär, aber immer noch Minderheit (und irgendwie riecht sie immernoch nach Shit, Petroleum und Rotwein, obwohl sich die Underdocks der sogenannten Frankfurter Rotwein-Fraktion aus öko- und linken Buchläden und -Kneipen schon vor Jahresfrist lauthals mit einer Verkaufsboykott- und Abo-Kündigungs-Aktion verabschiedet haben). Die PS-Gemeinde ist zwar mittlerweile etabliert, aber noch lange keine Machtgruppe. Die sachlich-rationale Lösung des anstehenden Problems, mit dem alten Pflasterstrand den inner circle angemessen zu ernähren, lag auf dem Hintergrund zerbröselnder “Alternativ-Strukturen” und damit sinkender Verkaufszahlen beim vermeintlichen Einkauf in eine Machtgruppe. Die Gleichzeitigkeit von Dany Cohn-Bendits strategischen Weisungen für die Politik der GRÜNEN (“Wir müssen Teile des liberalen Kapitals auf unsere Seite ziehen.”) mit dem Beginn der Verhandlungen zwischen PS und der Fuldaer Verlagsanstalt des “liberalen” Dr. Matthias Kierzek markiert einen besonderen Punkt in der Wende der PS-Macher vom “Revolutionären Kampf” zum reaktionären Sumpf in postmodernem Outfit. Besonders deshalb, weil hier der Protagonist und Oberguru beim Spagat zwischen öko-reformistischer Phrase und ökonomischer Notwendigkeit in zwei Seelen ach in seiner Brust zu zerreißen droht und darob in heftige Larmoyance verfällt. Wer mit den großen Hunden pissen will muß eben fest auf einer Seite stehen, damit er das richtige Bein hochkriegt. Beim Versuch, auf allen Seiten zu stehen und sich fürs Pinkeln ein fünftes zu kaufen, endet die PS-Crew mit einigen ihrer Häupter als fünftes Rad am Wagen. Zugleich Mittäter und Opfer der “modernen, urbanen Philosophie” des Ex-PS-Chef-Redaktuers Matthias Horx. Ich kenne noch elegantere Umschreibungen für betriebswirtschaftliche Maxime.
Ist das Schiff im rechten Hafen,
geht der Lotse von Bord
Die Cohn-Bendit’sche Larmoyance ist nicht weinerlich. Eine anfallartige Mischung aus Altersweis- und Narrenfreiheit, mit der er im letzten Pflasterstrand ein erstes Opfer der PS-Wende in seine Kolumnenspalten aufnimmt, mutig, weltmännisch: Elisabeth Kiderlens Artikel über das Schicksal(!) der Sinti und Roma in Frankfurt paßte nicht mehr in das Kierzek-Horx’sche Journal. Nun geht ein Gerücht um in Frankfurt: Dany will für’s Journal nix mehr schreiben und droht bei fortgesetzter politischer Kastration des Blattes mit einem neuen Pflasterstrand. Mag dran glauben wer will. Kann ja sein, daß Früh-Rentiers an vorgezogenem Artersstarrsinn leiden, zumal, wenn sie als PR-trächtige Gallionsfiguren ausgedient haben und vom aufgezehrten Mythos nur noch der Mief bleibt. Ein von Dany hochgeschätzter Rentiers-Kollege, der Spätaussteiger Freiherr von Bethmann (Autor des im Societätsverlag erschienen Buches “Bankiers sind auch Menschen”) soll ihm neulich erklärt haben, woher das Wort ‘Alternativ’ stammt. Das junggebliebene Bethmännchen klopft dem im Kampf ergrauten Dany auf die Schulter: Hey, Alter! Na, tief gesunken? Was?
Mit Euphorie an den Hals von Monsieur le Capital
Vor einem Jahr schrieb das wiebliche PS-Starduo, Elisabeth Kiderlen und Edith Kohn eine Laudatio auf den neuen Pflasterstrand: “..Sagen wir es einmal so: die Wünsche waren längst über die Möglichkeiten des alten Pflasterstrands hinausgegangen, adäqates Einkommen, vernünftige Arbeitsteilung…, Zeit für Recherchen… Der Intellekt hing auch nicht mehr so sehr an dem alten Projekt, denn die Zeit war reif für Veränderungen: Unser Herausgeber ist im Magistrat, und die Ideen, die wir als Oppositionsblatt propagiert hatten, sind jetzt z.T. regierungsamtlich. Damit verändert sich…auch die politische Rolle, in der sich die PS-Redaktion befand..”
Wie sagte einst Tucholsky Über die Sozialdemokraten: “Sie dachten, sie seien an der Macht, dabei waren sie nur an der Regierung.”
Ironie der PS-Geschichte, wenn Kiderlen und Kohn den Neon-Schein der Metropole als zumindest Fast-Wirklichkeit propagieren: “Denn wenn das, was einst(!) als Utopie gedacht wurde, z.B. die Anpassung der Arbeitswelt an die Erfordernisse von Menschen mit Kindern, überraschenderweise verwirklichbar erscheint im Hier und Jetzt, hat man es mit Realia und nicht mit Phantasia zu tun. Radikalität bestünde dann nicht darin, die Schraube der Forderungen weiter ins Utopische zu drehen, sondern in der pragmatischen Durchsetzung dessen, was einstmals(!) bloße Utopie war(!). Verrat oder nicht – peu importe!”
Daß die Arbeitswelt der PS-Frauen und -Männer mit und ohne Kinder an die Erfordernisse des mittleren Presse-Imperiums eines Herrn Dr. Mattias Kierzek angepaßt wurde, kam für die fortschrittsgläubige PS-Gemeinde offenbar völlig überraschend. Sie waren noch zu besoffen von den Inthronisationsfeierlichkeiten ihres neuen Chefredakteurs, für den sie tagelang geputzt und renoviert hatten: Matthias Horx, vom PS über ‘Tempo’ zur ‘Zeit’ gewechselt und dann von Kierzek und Cohn-Bendit als Knecht Rupprecht nach Frankfurt geholt, droht schon Dezember 89: “Der neue Pflasterstrand wird sich …in ein modernes Dienstleistungsunternehmen verwandeln. Das zeigt sich schon in unseren von der Architektin wunderschön gestalteten Redaktionsräumen, die auch für Besucher und Gäste ein Genuß sein dürften.” Und vom Herrscher über die zukünftigen PS-Auflagenstärken schreibt er auch, wie der Knecht vom Herrn: “Das Geld? Dank des Engagements unseres Verlegers Herrn Kierzek, wird es uns so schnell nicht ausgehen.” Das Stadtjournal für die 90er Jahre “..müßte brauchbar sein auch für jene Stadtbewohner,..die nicht unbedingt in ihrer Jugend Steine gegen die Banken geworfen haben.”, “Es erscheint in einer Startauflage von 35.000 Exemplaren..und ist..durchgängig vierfarbig. Und es heißt Pflasterstrand. Garantiert.” Die devote Haltung des Herrn Redakteurs vorm großen Geld hat allein nichts genützt:
Die PS-Cohn-Kurs-Verwaltung
endet im Fiasko
Jede neue Hochglanz-Vierfarb-PS-Ausgabe kostete 320.000 DM, brachte aber nur 180.000 DM ein, also weit über 100.000 DM Verluste pro Monat. Nach neuesten Informationen soll sich der Verlust innerhalb eines Jahres auf 3,4 Millionen aufsummiert haben.
Die Auflage sank weit unter die angepeilte 30.000er Höhe auf zwischen 12- und 18.000 verkaufte Exemplare. Der Expansionsversuch nach Kassel und Fulda war gescheitert, der Anzeigenmarkt damit nicht zu erweitern.
Auch der Anfang 89 offen propagierte Abschied von der Streitkultur (“Das ewige Quer- und Dagegendenken (ist) gescheitert.” Horx & Cohn-Bendit im PS 1/90) hat auch nicht mehr Leser gebracht.
Alles drängt auf eine “sachlich-rationale Lösung der anstehenden..Probleme..” Im ersten Halbjahr 90 kommt das Gerücht vom Verkauf des PS an einen großen Verlag auf, inklusive einer Neuauflage der Expansionspläne mit selbständigen Redaktionen in mehreren Großstädten. Tatsächlich findet sich aber kein Verlag, der die monatlichen Verluste mitkaufen will.
Im Sommer kursieren Gerüchte, der PS fusioniere mit einem Frankfurter Magazin, weil er alleine nicht mehr kann. Horx, Cohn-Bendit und Kierzek dementieren.
Schließlich erfährt die PS-Redaktion aus der ‘Frankfurter Allgemeinen’ die vollendete Tatsache, daß hinter ihrem Rücken zusammengeschmissen wurde, “was sich in den letzten Monaten sehr nahe gekommen war.” : das Flach-Druck-Kult-Produkt ‘Auftritt’ und der unter Horx’scher Regie komplett eingeebnete Pflasterstrand.
Die Präsentation dieses medialen Frankenstein mit dem wohlklingenden Namen ‘Journal Frankfurt’ in der letzten Pflasterstrand-Ausgabe liest sich wie Realsatire aus den guten alten Fronttheater-Zeiten: “Aus 2 wird 1. Gerüchte über Gerüchte. Hier die volle Wahrheit über das, was passiert ist..Die beiden Marktführer haben fusioniert, weil man gemeinsam zur Vollendung bringen kann, was bisher dem einzelnen noch nicht perfekt gelungen ist.”
Unter dem Pflaster
tiefstes Manchester
Zur vollen Wahrheit über das, was da zur perfekten Vollendung gebracht wird, fehlen dann leider die köstlichsten Realzynismen, über die der urban-philosophierende Citoyen 2000 vom Lachen ins Johlen gerät. Wir bringen sie, jeweils eingeleitet mit einem Cohn-Bendit-Horx’schen Schwur zur Entwicklung des PflasterStrand vom Januar dieses Jahres:
“Was aber wird bleiben vom Geist des PflasterStrand? Nicht nur das Gros der Mitarbeiter und Autoren.. sondern auch .. die radikaldemokratische Haltung…”
Außer dem Dreigestirn Horx (Cefredakteur), Möhrle (Leitender Redaktuer) und Meyer (ExKBW & Chefin vom Dienst) wird aus dem Redaktionsbereich niemand übernommen. In “radikaldemokratischer Haltung” bietet die Chef-Etage statt Betriebsversammlung den MitarbeiterInnen Einzelgespräche an, die, total überrumpelt, zu keiner organisierten Gegenwehr fähig sind und so die Einzelgespräche hinnehmen.
“Wir wollen nicht verschweigen, daß die Ablösung vom Kollektiv -wie alle Abschiede- nicht ohne Schmerzen verläuft, nicht ohne Brüche in Köpfen und Seelen, ohne Verletzungen und Zweifel. Doch Abschied vom Kollektiv -das heißt eben nicht, daß ein alter Despotismus wieder Einzug hielte.”
In den Einzelgesprächen werden den MitarbeiterInnen Arbeitsverträge mit dreimonatiger Probezeit angeboten, obwohl sie schon seit Jahren den Pflasterstrand gemacht haben, mit der Option , sie dann unauffällig feuern zu können.
“Abgeschafft ist die Selbstausbeutung, die Hunger-Einheitslöhne gehören der Vergangenheit an.”
Matthias Horx erhält von Dr. Kierzek monatlich 10.000,-DM (genauer gesagt, von Kierzeks Consulting-Firma ‘Art-Concept’ über die er Eierköpfe wie Horx an Medien verleiht), Möhrle und Meyer dürften nicht weit darunter liegen. Dem Rest werden Arbeitsverträge präsentiert, die außer mehr Arbeit auch noch weniger Geld bieten.
“Beide Teams müssen jetzt mit alten Gewohnheiten brechen, jeder gibt auch etwas auf. Was er aber gewinnt, dürfte größer sein..” (Horx im Editorial des letzten PS 10/90)
War es eine alte Gewohnheit oder altes Recht, bei Krankheit seinen Hausarzt, einen Arzt seines Vertrauens aufzusuchen, so sollen die MitarbeiterInnen des ‘Journal Frankfurt’ ein altes Recht aufgeben: der Arbeitsvertrag sieht vor, daß bei Krankheit ein Vertrauensarzt des Arbeitgebers aufgesucht wird. (Es soll ja Ärzte geben, die schon mal krankschreiben, bevor man den Kopf unterm Arm trägt.)
Es geht “darum, das gute, intellektuelle Erbe der Stadtzeitungen vor dem endgültigen Zugriff der Zeitgeisterei zu bewahren.”
Elisabeth Kiderlen und Edith Kohn sind angesichts solcher “Anpassung der Arbeitswelt an die Bedürfnisse der Menschen”, wie sie sie noch im Pflasterstrand 10/89 ganz anders verausgesagt haben, nach Hamburg geflohen. Die Tochter einer freien Mitarbeiterin wurde rausgeekelt, die Mutter, die sich bei der TAZ für 1.500 Mark krumm schufftet, kann die Ausbildung ihrer Tochter damit nicht finanzieren. “Freiwillig” geht die bisherige PS-Vertriebschefin, ebenso die Sachgebietsleiterin ‘Kleinanzeigen’ …
Ein erster Ansatz von Gegenwehr wird zur Zeit von allen taz-MitarbeiterInnen unternommen, die bisher als ‘Freie’ für den PS geschrieben haben: in einer öffentlichen Stellungnahme wollen sie begründen, warum sie im ‘Journal Frankfurt’ nicht schreiben werden, warum sie sich von diesem Blatt distanzieren. Wie lange das manche/r bei 1.500 Mark taz-Gehalt bzw. 55 Pfennig Zeilenhonorar durchhalten kann, ist absehbar. Schon jetzt gibt es die Kompromißformel: schreiben ja, aber nicht im Impressum genannt werden, denn das schadet dem journalistischen Renomee.
Daß beim Ex-Auftritt ebenfalls kräftig gefeuert wird, ist klar: Chefredakteur Zumach blieb außenvor, zwei weitere Redakteure gingen “freiwillig”. Im technischen Bereich steht weiterer Kahlschlag bevor, mindestens im Maßstab ‘Aus 2 wird 1?.
Der Auftritt der Zensoren
oder
Vorwärts im Kampf der Weißwein-
gegen die Rotweinfraktion
Einen besonderen Appetit-Happen aus dem Verlegerisch-redaktionellen Konzept des Verleger-Duos Jan-Peter Eichhorn und Gerhard Krauß, die fürderhin das ‘Journal Frankfurt’ beherrschen, bietet -nach Informationen aus der Ex-Belegschaft die Aufritt-Abtritt-Nummer vom Oktober ’90, die im folgenden sinngemäß und zusammenfassend zitiert werden: nachdem die Ausgabe komplett montiert war, erscheinen kurz vor Drucklegung Eichhorn und Krauß und entfernen eigenhändig zunächst einen Leserbrief, der sich im ‘Titanic’-Stil mit der PS-Auftritt-Fusion, der ‘Weißweinfraktion’ (Frankfurter Alternativ-Nomenklatura und urbonanierender Geltungsadel) auseinandersetzt. Auf der ‘Leserforum’-Seite 164 prangt jetzt ein teurer weißer Fleck (für den offenbar auf die Schnelle keine entsprechend formatierte Anzeige zu beschaffen war) unter der Überschrift: “Hier kommen Leserinnen und Leser unabhängig von der Meinung der Redaktion zu Wort. Kritik und Anregungen sind immer erwünscht.” Das nächste Zensur-Opfer ist ein Artikel über Zürich und seine immer noch rebellisch-aktive Alternativszene, in dem die nach oben-weg-subventionierte und aufstiegskampferprobte Frankfurter Alternativ-Schickeria nicht sonderlich anzeigen-markt-füllend behandelt wird. Eichhorn und Krauß zensieren die schärfste Passage mit der Schere, ohne daß die Redaktion noch eingreifen könnte (siehe Kasten). Der Autor fordert 1.000,-DM Schmerzensgeld. Die Verleger haben bisher nicht reagiert.
Als Begründung für ihre Leserbriefzensur geben die sauberen Herren an, Ex-Chefredakteur Zumach hätte ihn unter falschem Namen selbst geschrieben.
Soweit die Infos aus der Ex-Belegschaft. Die Angst der Weißweintrinker vor vermeintlichen und tatsächlichen Mitgliedern der Frankfurter Rotwein-Fraktion trägt mittlerweile paranoide Züge.
Vom PflasterStrand
zum ZasterLand
oder
die unerträgliche Dreistigkeit des Schweins
Während sich im Großraum Frankfurt die schreibende Zunft bei Stammtischrunden an Horx & Co schadlos hält und das Wolfsgesetz des Medienmarktes unzuläßig überpersonalisiert, sei hier statt Horx einmal Marx zitiert. Das Kapital-Gesetz vollzieht sich hinter dem Rücken seiner Protagonisten, auch hinter dem seiner Propagandisten und Second-Hand-Profiteure, ob sie nun nach außen Hui oder nach innen Hau, Horx oder Murks, Danny oder Dandy heißen. Wenn allerdings beim langen Marsch in und durch die Kloake immer noch die Bauchläden alternativer politischer Moral vor sich hergetragen und dabei Abhängige aktiv mitbeschissen werden, dann handelt es sich in jedem Fall -literarisch gesprochen- um eine unerträgliche Dreistigkeit des Schweins.
Schon während man sich sehr nahe kam, schrieb Horx im PS 11/12/89 über den Auftritt, ohne ihn zu nennen: “Da sind auf der anderen Seite die Hochglanzblätter der 80er Jahre. Deren Initiatoren waren nicht selten pfiffige Jungverleger, die sich von überforderten und mies bezahlten Redaktionsmannschaften ihren Porsche finanzieren ließen. Die redaktionellen Konzeptionen blieben dementsprechend dünn und unambitioniert. Man spürte nur allzu deutlich, daß es sich nicht um journalistische Ideen, sondern in erster Linie um Werbeträger handelte.” Daß er dabei über sich und seine alten und neuen Herren schrieb, spürt man nur allzu deutlich.
Auf den Trümmern
ein Kampf der Giganten?
Mit dem Pflasterstrand verschwindet ein Symbol. Nicht die Eilbeerdigung der zeitgeisthohlen Hülle stimmt traurig, sondern die Entwicklung, die sie ins Bewußtsein rückt. Die privatisierung der Krebsmühle, des größten und erfreulichsten Alternativprojektes in Hessen trifft tiefer. Der Pflasterstrand war geschwätziger Überbau, die Krebsmühle war ein Teil Fundament.
Die Tendenz zum ZasterLand ist aber kein Automatismus. Zeitungen wie die Kasseler Stattzeitung, die der aggressiven Expansionspolitik der Pflasterstrand-Imperialismus getrotzt haben (in Frankfurt produzierte PS-Ableger sollten die angrenzenden Ballungsräume abgrasen) sind nachwievor gegen den Zugriff der Kommerzmedien gefeit. Andere, wie der Fuldaer Stattanzeiger, die sich in den PS-Strudel begaben und in die ‘Sachzwänge’ des Vierfarb-Hochdrucks gerieten- zwecks überregionaler Zigarettenwerbung, wurden fallen- und allein eingehen lassen.
Seit der “scene-program-press”(spp)-Verein vom ursprünglich linken politischen Projekt (Produktion überregionaler Beilagen für alle alternativen Stadt-Magazine, Artikelaustausch..) zum reinen Beschaffungsorgan für überregionale Werbung verkam, galt auch hier, daß etablierte Machtgruppen Probleme genauso gut lösen können. Der ‘Jahreszeiten-Verlag’ (Merian, Für Sie, Tempo ..) konnte bei Auflösung der spp die Restbestände aufkaufen und seinen “Prinz” in mehreren Großstädten starten. Bei einigen aufgekauften Stadtzeitungen flog, wie bei der “Münchner Stattzeitung”, die gesamte Alt-Redaktion. Daß hinter der PS-Auftritt-Fusion mehr Geld steckt als es die Frankfurter Eichhorn-Krauß’sche Presse Verlagsgesellschaft hat, dafür gibt es etliche Indizien. Das komptette überregionale Anzeigengesch?ft des “Journal Frankfurt” wird, wie vordem schon beim “Auftritt”, von Gruner & Jahr(Bertelmann) abgewickelt. Die “az”, die den PS-Auftritt-Vereinigungsrummel für eine möglichst unauffällige Preiserhöhung nutzte, witzelte in Anspielung auf das voraussichtlich sieben Mark teure, 14-tägig erscheinende Journal: warum 2 mal 7 Mark bezahlen, wenn man die az einmal monatlich für 3,90 DM bekommt. Daß das Journal jetzt 2 Mark 50 kostet, überraschte selbst die Insider. Das Wett-Fieber steigt: ‘keine sechs Monate für dieses Journal’ gegen ‘die packen’s mit Gruner & Jahr im Rücken’. Das Gerücht, das ‘Journal’ sei ein getarntes G&J-Pilotprojekt für den späten Einstieg des Hambuger Medienriesen unterm Bertelmantel in den Stadtzeitungsmarkt, erhält Nahrung. Damit drohte eine Medien-Schlacht um Frankfurt, die den Kleinkrieg im Rhein-Main-Magazin-Millieu verblassen läßt.
Kleinkrieg
im Magazin-Millieu
Zu welch schmuddeligen Spielchen die “andere(n) Zeitung(en)” mittlerweile im Kampf um den enger werdenden Anzeigenmarkt fähig sind, deckte vor Jahresfrist der Närnberger “Plärrer” auf. Der beschuldigte die Frankfurter “az”, den Nürnberger Drucker Willmy quasi zu erpressen, die az-Auflagenzahlen hochzuschaukeln. “Auftritt” und “Prinz” schaukelten mit. Willi Hau, Chef der “az”, drohte zunächst dem Plärrer mit dem Anwalt. Es blieb jedoch bei der Drohung. Anschließend schickten sich Frankfurter Magazine gegenseitig Privatdedektive auf den Hals, um die tatsächlichen Auflagenhöhen zu erkunden. Wer wen beim IVW, dem Auflagen-Kontrollinstrument der werbenden Wirtschaft, denunziert hat, ist nicht zu erfahren. Nach Aufforderung durch den IVW mußten jedoch “az”, “Auftritt” und “Prinz” ihre angegebene Auflagenhöhe um 30% senken. Auf solchem Hintergrund ist es leicht zu verstehen, warum in diesen Blättern bisher kein Wort über die Vorgänge beim Pflasterstrand geschrieben wurde: der in dieser Beziehung noch relativ saubere PS hätte mit einer schmerzhaften Enthüllungs-Story zurückschlagen können.
Die Family, die Inzucht,
die Verdrängung und
das Schweigen
Daß von der “taz” über die “Frankfurter Rundschau” bis zum Hessischen Rundfunk kaum bis nichts zum DesasterStrand berichtet wurde muß andere Gründe haben. Hätte der PS nicht Gelegenheit für einige risikoarme Profilierungsartikel geboten? Vielleicht passen Berichte über ausuferndes Neo-Manchestertum nicht so recht in wendige Karrierepläne? Schlechte Referenz für die nächste Bewerbung? Vielleicht, denn die Konkurrenz auf dem Medien-Arbeitsmarkt ist hart. Wer die Wende beim PS öffentlich kritisiert, steht im Verdacht der Unzuverläßigkeit. Aber das allein kann es noch nicht gewesen sein, zumal nicht bei der Frankfurter taz-Redaktion. Sonst immer ‘Biß Morgen’ hat sie bis heute zum PS so gut wie nichts geschrieben. Inzucht? Abhängigkeit der’freien’ Mitarbeiter? Viele tauchten im PS-Impressum als Autoren auf (Warum sie gegen ihren erklärten Willen jetzt auch im Journal-Impressum aufgeführt sind, ist noch unklar, wird aber ein Nachspiel haben). Viele Ex-PSler waren auch Gelegenheitsarbeiter beim HR. Weißwein-freundschaftliche Bande bestanden zwischen PS- und FR-Redaktion. Der ganze Laden eine Family, mit ähnlicher politisch-kultureller Sozialisation. Man/Frau kannte sich, hat den PS-Cohn-Kurs mitgetragen, mitbestimmt und mitbegossen, “als wär’s ein Stück von mir.” Und jetzt sowas. Hinter dem Pflasterstrand-Abtritt kommt die ganze Kloake zum Vorschein. Und da hilft nur noch Verdrängen, weil’s nach dem eigenen Faulschlamm riecht, und offizielles Verschweigen, weil’s der rot-grünen Reputation schadet. Es schmerzt, wenn man sich eingestehen muß, wo man zum Teil gelandet ist. “Was sind wir doch für Schweine geworden”, signalisiert der morgendlich verkaterte Spiegelblick. Der Metropolen-Alltag verdrängt ihn mit geschwätzigem Schweigen: “Dont worry, be happy!”
Wie hieß noch Daniel Cohn-Bendits beziehungsreicher PS-Kolummnen-Titel?
“C’est la vie!”
Carl Hanau