(gleich vorweg: die iranischen „Grünen“ keine iranische Öko-Partei!! Ich teile nicht alle Positionen von Sasan Fayazmenesh, habe aber trotzdem seinen Artikel übersetzt und empfehle ihn vielen meiner Freunde der iranischen Opposition zur Lektüre, ((HaBE)) ihn aus dem besten amerikanischen politischen Newsletter aus COUNTERPUNCH übersetzt:)
Die iranischen „Grünen“ und der Westen – Eine gefährliche Liaison
von Sasan Fayazmanesh
In der iranischen Revolution von 1979 machten die liberalen Kräfte einen fatalen Fehler: sie übernahmnen die alte Regel: „Der Feind meines Feindes ist mein Freund“ und verbündeten sich dementsprechend mit nahezu allen Kräften die in Opposition zum tyrannischen Regime des Shah Rheza Pahlewi standen. Das Ergebnis war , dass sie dabei halfen, die eine Form des Despotismus gegen eine andere auszutauschen: Monarchie gegen Theokratie. Ein ähnlich fataler Fehler wird heute gemacht. Viele liberale Elemente verbünden sich wieder mit jedem, der gegen das derzeitige Regime im Iran steht, einschließlich der selben „westlichen“ Staaten, die an vorderster Stelle die despotische Herrschaft des Shah großgefüttert haben.
Jahrzehntelang haben diese Staaten, besonders die USA und Israel, den Shah dabei unterstützt, dem iranischen Volk die grundlegendsten Rechte und Freiheiten zu rauben. Mit Hilfe dieser Staaten brachte dieser wahnsinnige Despot jede Oppostion gegen seine Herrschaft zum Schweigen, mit ihrer Hilfe baute er seine berüchtigte Geheimpolizei SAVAK auf und weiter aus, ließ seine Gegner spurlos verschwinden und füllte die iranischen Kerker mit politischen Gefangenen – besonders das verhasste Evin-Gefängnis, das heute noch existiert. Er ließ sie foltern, verstümmeln und hinrichten. Die USA, Israel und alle ihre Verbündeten hatten keinerlei Probleme mit diesen Verstößen gegen die grundlegendsten Menschenrechte im Iran so lange dieser „Hurensohn“ „ihr Hurensohn“ war und sie zu Partnern beim Plündern der Reichtümer des Landes machte.
Danach halfen die selben Staaten mit ihrer zweigleisigen Politik Saddam Hussein den längsten Krieg des 20. Jahrhunderts zu beginnen, den iranisch-irakischen Krieg. Sie drückten bei Saddam Husseins Verbrechen nicht etwa nur ein sondern beide Augen zu, sie halfen ihm sogar bei diesen Verbrechen. Mit ihrer Unterstützung mordete, verstümmelte der Metzger von Bagdad Hunderttausende von Menschen durch den Einsatz von Giftgas, Bombardierung der Zivilbevölkerung und die Verwüstung von Städten und Dörfern. Der Westen hatte kein Problem mit Saddam Hussein, so lange er ihr „Hurensohn“ war. Aber als der irakisch-iranische Krieg zuende war und Saddam versuchte sich selbständig zu machen, da marschierten die USA, Israel und allen ihre Verbündeten im Irak zum ersten Mal ein und verhängten dann ihre unmenschlichen Sanktionen gegen das Land, die Hunderttausenden im Irak den Tod brachten. Danach marschierten sie zum zweiten Mal ein , das Unternehmen „Angst und Schrecken“-„shock and awe“ mit willkürlicher Bombardierung der Zivilbevölkerung, mit der sadistischen und Horrorfilme übertreffenden Behandlung von Gefangenen in Abu Graib, dem Massaker in Fallujah, mit noch mehr Toten, noch mehr Verkrüppelten und noch mehr Städten in Schutt und Asche. Und dann startete Israel, diese „einzige Demokratie im Mittleren Osten“ zusammen mit seinen westlichen Allierten den brutalen Krieg gegen die hilflosen Libanesen und das Massaker in Gaza.
Ist das alles schon vergessen? Haben die liberalen iranischen Kräfte ihr Gedächtnis verloren ? Leiden sie unter historischer Amnesie ? In der Tat läßt das Verhalten einiger Unterstützer der iranischen „Greens“ keinen anderen Schluss zu, dass sie entweder gerade einen Gedächtnisverlust durchmachen oder aber sie sind außerordentlich ignorant. Zum Beispiel sprach – nach einer Meldung der „Washington Post“ vom 2. November 2009, „Atoallah Mohajerani, der für Europa zuständige Sprecher des dissidenten Präsidentschaftskandidaten Mehdi Karroubi vor der Jahrestagung des Washingtoner Institutes für Nah-Ost-Politik (WINEP). Ehrlich gesagt, diese Rede des Herrn Mohajerani behagte dem Auduiitorium nicht sonderlich, denn sie enthielt solche Bemerkungen wie „eine Wiederaufbereitung der US-Beteiligung am Putsch in Teheran von 1953“
ZWISCHENBEMERKUNG ((HaBE)):
((„Operation Ajax (auch TPAJAX) bezeichnet eine historische und in ihrer Art für weitere Aktionen beispielgebende CIA/MI6-Operation im Jahr 1953, bei der im Iran der populäre Premierminister Mohammad Mossadegh gestürzt und eine vom Schah Mohammad Reza Pahlavi favorisierte Regierung installiert wurde.Geleitet wurde die Aktion von Kermit Roosevelt jr., unterstützt durch Donald Wilbur, einen weiteren Agenten der Operation Ajax. Zusammen mit Loy Henderson,[1] dem US-Botschafter im Iran, überredeten sie den Schah zum Sturz Mossadeghs. Vorher sah der Schah sich jedoch veranlasst, den Iran zu verlassen. Er floh vorübergehend über Bagdad nach Italien, kehrte jedoch am 22. August 1953 triumphal zurück – nach dem Sturz Mossadeghs durch General Fazlollah Zahedi.“ soweit ein Zitat dazu aus wikipedia. Bevor von interessierter Seite jetzt der aktuelle wikipedia-Eintrag gelöscht oder „korrigiert“ wird, sollte man sie schnell noch lesen und kopieren: http://de.wikipedia.org/wiki/Operation_Ajax Ans Ende dieses Artikel habe ich sicherheitshalber den wikipedia-Eintrag als Fußnote vollständig angehängt, es lohnt sich ihn sorgfältig zu studieren. Ein wesentlicher Grund für die Ermordung Mossadegs war die Verstaatlichung der Ölquellen die sich bis dahin in den Händen von Exxon und BP befanden, das hat auch beim Irak eine wesentliche Rolle gespielt. ((HaBE))
Aber warum sollte ein Förderer der iranischen „Grünen“ vor dem WINEP-Haufen denn sonst in der ersten Reihe sitzen und sprechen ? Wieß er nicht wofür WINEP steht ? Hat er keine Ahnung davon, dass dieses „Washington Institute for Near East Policy“ ein dem „American Israel Public Affairs Committee“ (AIPAC) engverbundener „Think-Tank“ ist ? Hat er nicht bemerkt, dass dieses AIPAC die fünfte Kolonne Israels in den USA ist, die -obwohl sie die US-Außenpolitik im Mittleren Osten bestimmt, alle paar jahre wegen Spionageakten (gegen die USA! HaBE) hochgenommen wird.. Ignoriert er die tasache, dass dieser AIPAC-WINEP-Zwilling seit den frhen 90ern alle Sanktions-Aktionen gegen den Iran mit-unterzeichnet hat ? Ist ihm nicht bewußt dass aus diesem AIPAC-WINEP-Haufen Leute wie Paul Wolfowitz, Richard Perle & Cie hervorgegangen sind, die Bush-Ära-Architekten des Völkermordkrieges im Irak Weiß er nicht, dass AIPAC-WINEP uns Dennis Ross und Co gebracht hat, die Architekten der „Diplomatie der harten Hand“ der Obama-Ära, eine Politik die darauf abzielte nichts als weitere Sanktionen gegen den Iran zu ergreifen, möglicherweise bis hin zum Krieg?
Ist ihm nicht aufgefallen, dass die AIPAC-WINEP’schen Iran-Interessen bei „Eretz Israel auf der Fußmatte stehen und nichts mit Demoktratie und Menschenrechten im Iran zu tun haben ?
Wie vergesslich oder ignorant kann ein Unterstützer des Klerikers Karroubis sein ?
Viele der Helfer des Mir Hussein Mossawi haben ebenfalls Erinnerungslücken oder komplette Ignoranz gezeigt. Unter ihnen der im Exil lebende Filmregisseur Mohsen Makhmalbaf. Am 20. November 2009 berichtet das „Wallstreet Journal“, dass „Herr Makhmalbaf, der Sprecher der Wahlkampfkampagne des iranischen Präsidentschftskandidaten Mir Hossein Mussawi“ während seines besuches in Washington Präsident Barak Obama aufforderte „seine öffentlioche Unterstützumng für iranische Demokraten zu verstärken und den finanziellen Druck auf die militärische Elite-Einheit Teherans,, die Iranischen Revolutionsgarden, spürbar zu erhöhen.“ Laut Bericht „sagte Makhmalbaf, die iranische Oppositionsbewegung unterstütze die angesterbten wirtschaftlichen Sanktionen.“ Das WSJ zitiert Makhmalbaf: „Wir brauchen bestimmte Sanktionen, die Druck auf die Regierung aber nicht auf das Volk ausüben …. Aber sie müssen jetzt schnell verhängt werden oder sie zeigen keine Wirkung.“ Und weiter: „“Wir fordern Obama ausdrücklich dazu auf, zu sagen, dass er die Demokratie unterstützt … Wenn er das nicht sagt, wird er seine Unterstützung im Iran verlieren.“ Drer gleiche Bericht- sogar noch besser ausgearbeitet, erschien am 23. november in „Time.com“ unter dem Titel „Irans Grüne Bewegung erreicht die USA“
Hat Herr Makhmalbaf jemals die Auszüge des Schuldenkontos der Geschichte der US-Außenpolitik gelesen?, Weiß er wie in den USA Außenpolitik gemacht wird ? Denkt er etwa, dass diese Politik zur Zeit gerade vom US-Präsidenten gemacht wird? Glaubt er , weil die Hautfarbe von Präsident Obama dunkel und sein IQ, im Vergleich zu dem seines Vorgängers höher ist als die Zimmertemperatur, galubt er, dass sich an der Politik gegenüber dem Iran irgend etwas geändert hätte ? Hat er je,mals die Organisationen und Lobbies untersucht, die die US-Außenpolitik bestimmen ?. Weiß er, wer die Freunde der USA im Mittleren Osten sind ? Kann er darunter einen einzigen „Demokraten“ benennen? Warum meint er, dass die USA mit ihrer sehr finsteren geschichte im Mittleren Osten, besonders im Iran, Demokratie nach Iran exportieren oder auch nur dort unterstützen könnten ?
Makhmalbaf’s Wissen über die US-Außenpolitik beschränkt sich darauf, dass er weiß, was unitaterale und multiklaterale Saktionen gegen den Iran sind.
Aber mit Sicherheit hat es die 30-jährige Geschichte der US-Saktionspolitik gegen den Iran nicht untersucht. Er scheint nicht zu wissen, dass die zahlreichen gegen den Iran verhängten wirtschftlichen Sanktionen immer sehr präzise „zielgerichtet“ waren. Sie waren zum Beispiel gegen einen möglichen Sieg Irans im irakisch-iranischen Krieg gerichtet.. Oder gegen Iranische Hilfe für Palästina. Sie waren sogar in vielen Fällen zielgenau ausgerichtet auf die iranischen Revolutionsgarden (IRGC) in Kombination von unilateralen (US-) und multilateralen Sanktionen.
Makhmalbaf scheint auch keine dergegen den Iran beschlossenen SanktionsGesetzestexte und Resolutionen gelesen zu haben, wie zum Beispiel die UN-Sicherheitsrats-Resolutionen 1737, 1747 und 1803, wo er die mit sanktionen belegten Personen und Firmen hätte nachlesen können. Er scheint nicht zu wissen, wie diese Sanktionen funktionieren
und wie sie – trotz ihrer angeblichen „zielgenauigkeit“ zu schweren wirtschftlichen belastunge für die kleinen Leute im Iran führen und menschen im Iran töten und verletzen, weil -nur zum Bespiel- wegen der Unmöglichkeit der Erstazteilbeschaffung die schrottreifen Passagierflugzeuge der Iran-Air permanent abzustürzen drohen.
Herrn Makhmalbaf könnte man natürlich sein kuzes gedächtnis und seine Wissenlücken verzeihen. Klar, er ist Filmregisseur und kein Politikwissenschaftler. Allerdings gibt es für die liberalen iranischen Professoren im Exil keine Entschuldigung,die bviel mehr Ignoranz an den Tag legen als die nicht-akademischen Unterstützer der „Greens“.
Viole von diese Akademikern appelliern an Obama, die demokratie in den Iran zu bringen und die „Greens“ zu unterstützen. oder US-Sanktionen auf „präzis_zielgerichtete“ gegen die IRGC zu begrenzen.
Diese selben Professoren, die einst gegen das tyrannische Regime des Shah standen, unterschreiben jetzt unterschiedslos jede hirnverbrannte Petition, die im Namen der Unterstützung der Demokratie im Iran fabriziert wird.
Ihre namen stehen dann direkt neben denen der neokonservativen Monarchisten solcher „Think-Tanks“-Joints wie dem Hoover Institut. Sie schreiben die Vorworte für soche Auslassungen wie die der Judith Miller und des David Gordon, diesen berühmt-berüchtigten „Journalisten“, die den Völkermords-Krieg im Irak angeschoben haben.
Sie kommen angekrochen, um für einen Augenblick von Ruhm und Ehre oder zum Haussiern für ihre billigen, nichtsagenden Bücher in TV-Shows zu erscheinen, oder um einen weiteren Sitz da und dort oder einen Lehrstuhl für die und das zu ergattern. Sie sind – mit anderen Worten die iranische version des irakischen Professors Kanan Makiya, der seine seele für Ruhm verkauft hat und dann in der Schande zu enden, als ihn seine US-Israelischen Freunde nicht mehr gebrauchen konnten.
Das Gleiche gilt für viele liberale iranische Geschäftemacher und Lobbyisten, die seinerzeit die Bush-Administration und die NeoKons wegen ihrer kriegerischen und geföährlichen Politik gegen den Iran kritisierten. Heute knicken sie ein und versichern, dass sie loyale Amerikaner und keine Agenten der iranischen regierung sind, dass sie die „Greens“ unterstützen, Demokratie im Iran und gezielte sanktionen. Sie gehen sogar so weit, dass sie der US-Refgierung Ratschläge erteuílen und Vorschlage für effektivere Sanktionen unterbreiten. Sie schlagen Verbesserungen bei bereits beschlossenen Saktionsgesetzen vor.
Mit anderen Worten: ähnlich wie der berühmt-berüchtigte Irakischen national Congress , fangen sie an sich wie eingeborene Spitzel/Kollaborateure zu verhalten, die den Weg ebnen für mehr Sanktionen und mögliche Militärschläge gegen den Iran.
Die exil-iranischen Unterstützer der „Greens“ sollen in Frieden ruhen.
Der AIPAC-WIEP-Mob und seine Vertreter in der US-Regierung brauchen keien Ratschläge für Sanktionen gegen den Iarn, weder für „zelgenaue“ noch für andere.
Man nehme zum Beispiel Mr. Stuart Levey, den den Unterstaatssekretär füür „Terrorism and Financial Intelligence“ im Wirtschftsministerium: er hat unter der Obama-Administration zielgerichtete Sanktionen gegen den Iran auf den Weg gebracht wie er es schon unter der Bush-Administration getan hatte. In einer Pressemitteilung des Wirtschaftsministeriums vom 10. Februar 2010 mit dem Titel: „Wirtschftsministerium zielt auf Irans Islamische Revolutionsgarden“ gibt Mr Levey seine jüngsten Anstrengungen gegen die „IRGC und seine gefährlichen Aktivitäten“ bekannt. Die „gefährlichen Aktivitäten“ seien „Weiterverbreitung von Massenvernichtungswaffen und Unterstützung des Terrorismus“.
Das sind die selben Anklagen die das WINEP-AIPAC-Pack schon seit der frühen 90ern grundsätzlich gegen den Iran erhebt. Aber jetzt wurde „Iran“ durch die „Revolitionsgarden (IRGC)“ ersetzt. Herrn Leweys Presseerklärung besagt ausdrüchlich, dass US-Sanktionen gegen die IRGC nichts Neues seien: “ Die USA haben schon früher Aktionen gegen die IRGC und die IRGC-Quds-Brigaden durchgeführt wegen ihrer Beteiligung an der verbbreitung von Massenvernichtungswaffen und wegen ihrer Terrorismusuntertützung. Tatsächlich wurden neue sanktionen gegen die Tochterunternehmen einer früher bereits bestraften Baufirma in die Wege geleitet. Diese „gefährliche“ Firma war – so die Pressemitteilung- „beteiligt am Bau von Sraßen, Autobahnen, Tunnels, Bewässerungsanlagen, an landwirtschaftlicher Rekultivierung und Wiederaufforstung und beim Bau von Pipelines. “
Braucht also AIPAC-WINEP irgendwelche Hilfe von Exil-Iraner
n, um Saktinen zu planen ? Ist es nicht ein unvergleichlich gut gelungener Plan, wie man eine „gefährliche“ Firma trifft und nicht die einfachen Leute im Iran ? Wenn es das nicht ist, dann sollte man die kommende 4. Sanktions-Resolution des UN-Sicherheitsrates gegen den Iran abwarten.
Die historische Amnesie oder die Ignoranz einiger Unterstptzer der Iranischen „Grünen“, schffen eine gefährliche Liaison. Wir haben solchen Verbündungen in der vergangenheit beobachten können, besonders die Beziehungen zwoisxhen den Exil-Irakern, der US-Regierung und der AIPAC-WINEP-Bande. Wir konnten auch die Ergebnisse dieser Beziehung erleben.
Wir sollten uns nicht wieder in eine solch tödliche sackgasse begeben.
Wenn es darum geht, den Despotismus im Iran zu beenden, dann nuss er von iranischen Volk selbst beendet werden, ohne jegliche Einmischung, ohne jegliche Aufforderung dazu anjene Länder, die am Iran nur insoweit interessiert sind, wie es zu kolonialen Zielen passt.
Sasan Fayazmanesh ist Professor für Ökonomie an der California State University in Fresno Er schreibt -wie diesen Artikel auch u.a. für „COUNTERPUNCH“. Er ist Autor (u.A.) des Buches The United States and Iran: Sanctions, Wars and the Policy of Dual Containment (Routledge, 2008). Erreichen kann man ihn per e-mail: sasan.fayazmanesh@gmail.com.
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Operation Ajax (auch TPAJAX) bezeichnet eine historische und in ihrer Art für weitere Aktionen beispielgebende CIA/MI6-Operation im Jahr 1953, bei der im Iran der populäre Premierminister Mohammad Mossadegh gestürzt und eine vom Schah Mohammad Reza Pahlavi favorisierte Regierung installiert wurde.
Geleitet wurde die Aktion von Kermit Roosevelt jr., unterstützt durch Donald Wilbur, einen weiteren Agenten der Operation Ajax. Zusammen mit Loy Henderson,[1] dem US-Botschafter im Iran, überredeten sie den Schah zum Sturz Mossadeghs. Vorher sah der Schah sich jedoch veranlasst, den Iran zu verlassen. Er floh vorübergehend über Bagdad nach Italien, kehrte jedoch am 22. August 1953 triumphal zurück – nach dem Sturz Mossadeghs durch General Fazlollah Zahedi.
Inhaltsverzeichnis |
Geschichte [Bearbeiten]
Vorgeschichte [Bearbeiten]
Am 29. April 1951 ernannte der Schah Mossadegh zum Premierminister, nachdem am 7. März 1951 ein tödliches Attentat auf Premierminister Haj Ali Razmara begangen worden war. Dessen Nachfolger Hossein Ala’ war nach wenigen Tagen wegen des politischen Drucks der Anhänger Mossadeghs zurückgetreten. Neun Tage später wurde Mossadegh vom Parlament mit 99 zu 3 Stimmen im Amt bestätigt.[2] Bereits am 15. März 1951, eine Woche nach der Ermordung Premierminister Razmaras durch Khalil Tahmassebi, ein Mitglied der Fedajin-e Islam, hatte des Parlament das Gesetz zur Verstaatlichung der Ölförder- und Raffinerieanlagen verabschiedet. Auslöser war der von Großbritannien geführte internationale Ölkonzern Anglo-Iranian Oil Company (AIOC, später umbenannt in BP), der das Ölgeschäft des Landes beherrschte und sich weigerte, die Gewinne aus dem Ölgeschäft in von iranischer Seite neu gefordertem Umfang zu teilen. Nach dem Abkommen vom 29. April 1933, das eine Laufzeit von 60 Jahren hatte, belief sich der persische Anteil am Gewinn auf 20 %, während der Staatsanteil in den umliegenden Ölförderländern in neueren Verträgen mit amerikanischen Mineralölkonzernen mit bis zu 50% in der Regel deutlich höher lag. In den folgenden zwei Jahren der Amtszeit Mossadeghs tobte ein erbitterter diplomatischer Kampf zwischen den Briten, die die Verstaatlichung rückgängig machen wollten, und den iranischen Nationalisten [3], der sich zu einer internationalen Krise, der Abadan-Krise, ausweitete. Unter Dwight D. Eisenhower, schwenkte 1953 die USA auf die britische Linie ein, weil es Churchill gelungen war, ihn davon zu überzeugen, dass Mossadegh letztlich dem Kommunismus in Iran Tür und Tor öffnen würde, [3] ein Bündnis Mossadeghs mit der kommunistischen Tudeh Partei und damit eine Annäherung des Iran an die Sowjetunion bevorstehen könnte. Am 20. Juli 1953 schrieb die Führung der Tudeh-Partei einen offenen Brief an Mossadegh, in dem sie die Kündigung aller Abkommen zur militärischen und technischen Hilfe durch die USA und den Abbruch der diplomatischen Beziehungen mit den USA forderte. Am folgenden Tag kam es zu einer von der Tudeh-Partei organisierten Massendemonstration mit geschätzten 40.000 Teilnehmern, um den Forderungen nach Abbruch der Beziehungen zu den USA Nachdruck zu verleihen. Die Sowjetunion fragte am 9. August 1953 an, ob ein Verhandlungsteam in den Iran kommen könne, um Mossadegh Wirtschaftshilfe und die Rückgabe von elf Tonnen Gold, die die Sowjetunion nach dem Abzug ihrer Truppen nach Ende des Zweiten Weltkriegs aus Iran mitgenommen hatte, anzubieten.[4] Nachdem am 2. August 1953 Mossadegh die Kontrolle über die königlichen Paläste übernommen hatte, wurde dem Schah nicht mehr gestattet, ohne vorherige Erlaubnis des Ministerpräsidenten Besucher zu empfangen.[5] Die Abgeordneten des iranischen Parlaments hatten sich inzwischen mehrheitlich gegen Mossadegh gestellt. Da entschied sich Mossadegh, das Parlament über ein Referendum aufzulösen. Ein am 3. August 1953 abgehaltenes Referendum zur Auflösung des Parlaments und zur Bestätigung weitreichender Befugnisse des Ministerpräsidenten brachte Mossadegh eine überwältigende Mehrheit. Damit schien der Schah die Kontrolle über den Iran zu verlieren.Vorbereitung [Bearbeiten]
Am 6. Juli 1953[6] oder 19. Juli 1953[7] reiste Kermit Roosevelt jr. in den Iran, um sich mit General Fazlollah Zahedi zu treffen. Der Plan zum Putsch gegen Mossadegh, von US-Präsident Eisenhower abgesegnet, beinhaltete die Bildung einer Widerstandsbewegung (Komitee der 46) unter iranischen Offizieren und Zivilisten (u.a. Hasan Arfa), deren Leitung Zahedi übernehmen sollte. Ein weiterer US-Militär, Oberst Schwarzkopf, reiste am 1. August 1953 nach Teheran, soll jedoch Tage später das Land wieder verlassen haben. „Es war keinesfalls die Absicht der CIA“, wie der französische Journalist Gérard de Villiers schreibt, „einen militärischen Konflikt auszulösen“, was mit den 900 Mann der amerikanischen Militärmission auch nicht möglich gewesen wäre, sondern „den Widerstand gegen Mossadegh zu organisieren und zu koordinieren“.[8] Dazu stellte CIA-Chef Allen Welsh Dulles eine Million US-Dollar zur Verfügung für „jedwede Maßnahme“, die geeignet war, „zum Sturz Mossadeghs zu führen“. Sein Bruder, der US-Außenminister John Foster Dulles, ordnete den US-Botschafter in Teheran an, putschwillige Iraner als Helfer zu rekrutieren.[9]Ausführung [Bearbeiten]
Am 15. August 1953 schien Mossadegh von einem geplanten Putschversuch unterrichtet worden zu sein. Eine Belagerung seines Wohnsitzes durch Truppen des Oberst Nematollah Nassiri, dem Leiter der kaiserlichen Palastwache und späteren SAVAK-Direktor, wurde von Mossadegh-treuen Truppen an diesem Tag verhindert. Nassiri wurde verhaftet und der Putsch faktisch niedergeschlagen. Mossadegh sagte am nächsten Morgen in einer Rundfunkansprache:Als der Schah erfuhr, dass die Verhaftung Mossadeghs misslungen war, flog er am 16. August 1953 von seiner Residenz in Ramsar mit seiner Privatmaschine in Richtung Bagdad. Begleitet wurde er von seiner Frau Soraya, seinem Adjutanten Major Atabai, Oberleutnant Khatami und einem Piloten.[11] Der Weiterflug am 18. August 1953 in Richtung Rom erfolgte mit einer gecharterten englischen Privatmaschine. Am 16. August 1953 gab es drei Ereignisse zu Ungunsten Mossadeghs. Die Tudeh-Partei und ihr nahe stehende Zeitschriften brachten erstens in Titelzeilen die Schlagzeilen: „Die Macht gehört uns“ sowie „Wir fordern die Ausrufung der Republik und die Eröffnung eines Prozesses gegen den Schah“[12]. Am gleichen Tag wurde von militanten Mitgliedern der Tudeh-Partei das Grabmal Reza Schah Pahlavis in Ray entweiht. Zweitens wendete sich Parlamentspräsident Ayatollah Kashani und sein Stellvertreter Ayatollah Behbahani gegen Mossadegh. Behbahani warnte in öffentlichen Aufrufen vor der „Roten Gefahr“, die durch Mossadegh zum Niedergang des Islam führen würde. Drittens war General Teymur Bachtiar, der Oberbefehlshaber der Streitkräfte in Kermanshah zu Oberst Nassiri übergelaufen und beabsichtigte mit seinen Truppen in Teheran einzumarschieren. Bachtiar wurde später erster Direktor des SAVAK. Für den 17. August 1953 organisierte Kermit Roosevelt jr. eine Pro-Schah-Demonstration. Zu diesem Zweck wurde von Roosevelt ein bekannter Kraftsportler der Zurkhaneh mit dem Namen Schabân Jafari (von seinen politischen Gegner Schaban der Hirnlose genannt) beauftragt, mit 300 bis 400 Rowdies auf Anweisung Unruhe zu stiften – er sollte Pro-Schah-Parolen skandieren. [13] US-Botschafter Loy Henderson wechselte am 18. August 1953 in Teheran ca. 400.000 US-Dollar bei der persischen Staatsbank Melli in Rial und Toman. Die Banknoten wurden danach vom Mann ohne Gehirn unter Passanten verteilt. Diejenigen, die „Hoch lebe der Schah“ schrien, bekamen eine 10-Rial-Banknote.[14] Am Abend des 18. August 1953 kamen die britische und die amerikanische Regierung zu dem Schluss, dass der Versuch, Mossadegh abzusetzen gescheitert wäre. Die CIA-Agenten wurden angewiesen, den Iran zu verlassen. In einem für den US-Präsidenten verfassten Memorandum wurde empfohlen, Mossadegh zu unterstützen. US-Botschafter Loy Henderson begab sich in den Amtssitz des Premierministers und wurde von Mossadegh empfangen. Henderson fragte Mossadegh, ob er ihm denn erklären könne, was denn in den letzten Tagen genau passiert sei, damit er seine Regierung informieren könne. Er selbst habe sich im Urlaub befunden und sei erst heute zurückgekehrt. Mossadegh sagte, er habe das Parlament aufgelöst, “da es sich als dem iranischen Volk nicht würdig erwiesen habe”. Der Schah sei von den Briten aufgefordert worden, ihn verhaften zu lassen. Als Nassiri dann kam, um ihn zu verhaften, wurde er selbst verhaftet. Im übrigen, erklärte Mossadegh, dass er von einem Dekret des Schahs, nach dem er als Premierminister abgesetzt sei, nichts wisse. Und selbst wenn es dieses Dekret gegeben hätte, hätte er es nicht anerkannt, da der Schah nach seiner Auffassung eine rein zeremonielle Funktion habe. Henderson war nun klar, dass Mossadegh mit der Verhaftung Nassiris entgegen der iranischen Verfassung gehandelt hatte. Nach der Verfassung war der Schah berechtigt, den Premierminister nach der Auflösung des Parlaments, das den Premierminister gewählt hatte, abzusetzen und durch einen Interimspremierminister bis zur Neuwahl des Parlaments zu ersetzen. Henderson verabschiedete sich nach diesem ausführlichen Gespräch, und Mossadegh war der Überzeugung, dass die USA nun auf seiner Seite stünden.[15] Am 19. August 1953 (28. Mordad 1332) entwickelte sich der Tag aber völlig anders, als Henderson erwartet und Mossadegh gehofft hatte. Zunächst schlossen sich Polizei- und Militäreinheiten, deren Anführer aus dem „Komitee der 46“ sich der Schah zuvor versichert hatte, den Mossadeghgegnern an und stürmten Außenministerium, Polizeizentrale und Hauptquartier des Armee-Generalstabs.[9] Mossadegh wurde verhaftet und General Fazlollah Zahedi übernahm die Funktion des Premierministers, nachdem der Schah auf Drängen der CIA bereits am 13. August 1953[7] ein Dekret zur Absetzung Mossadeghs und zur Einsetzung Zahedis unterzeichnet hatte. Um der Bevölkerung den Erlass bekannt zu machen, ließ der Sohn von General Zahedi, Ardeshir Zahedi, 10.000 Exemplare in einer Druckerei herstellen und unter der Bevölkerung verteilen. Die Pro-Mossadegh-Truppen, die zwar alarmiert waren und wichtige Positionen in Teheran besetzt hatten, verhielten sich neutral bzw. waren nach einer Rede General Zahedis auf dem Parlamentsplatz Baharestan auf dessen Seite. „Im Grunde hat die Armee die entscheidende Wende gebracht“, so de Villiers, „die Masse der Demonstranten ist nur für einige besondere Aufgaben eingesetzt worden […] insbesondere aber, um der Intervention der Militärs einen spontan-populistischen Charakter zu verleihen.“[16] Die bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Mossadegh-Anhängern und General Zahedi ergebenen Truppen fanden überwiegend vor dem Haus Mossadeghs statt und forderten über 200 Tote und 300 Verwundete.[17] Nach de Villiers hat die Operation Wiedereinsetzung des Schah die CIA genau 32,643 Millionen Rial gekostet, was zu jener Zeit einer Summe von 390.000 US-Dollar entsprach.[18]„In der vergangenen Nacht wurde ein Staatsstreich gegen die Regierung versucht. Die meisten Verräter sind hinter Gittern. Nur Zahedi und einem kleinen Kern konnte die Flucht gelingen. Ich setze eine Belohnung von 500.000 Rial für die Ergreifung Zahedis aus. Tod allen Verrätern![10]“