Gysi auf dem Holzweg – Wagenknecht mit linkem Navi

Seit Thomas-Imanuel Steinberg im Portal “steinbergRecherche” das Gespräch zwischen Gysi und dem US-Botschafter in Berlin veröffentlicht hatte, in dem Gysi diesem Vertreter für Kriegsverbrechen erklärte, dass das mit der Forderung der LINKEn nach Auflösung der Nato nicht so schlimm sei, weil nämlich  die Auflösung erst stattfinden könne, wenn die Mehrheit der NATO-Mitgliedstaaten das so beschließe …,  Thomas hat seine Veröffentlichung damals mit “Schweinchen Schlau” treffend überschrieben. Seit dieser Zeit habe ich so meine Schwierigkeiten mit Gregor Gysi.  Er mit mir wohl auch: auf meinen entsprechenden Artikel folgte zwar noch ein Dementi aus dem Büro Gysi, aber dann war Funkstille. Die Forderung der LINKEn war dann auf Druck Gysis auch noch Jahrelang “Auflösung der NATO” anstatt “Austritt aus der NATO!” Ein Schelm, der Schlechtes dabei denkt. Dass Gysi sich treu geblieben ist, zeigt der folgende Artikel aus Uli Gellermanns RATIONALGARERIE::

Gysi auf dem Holzweg

Wagenknecht mit linkem Navi

Autor: U. Gellermann
Datum: 24. August 2015

Gelassen hat Sahra Wagenknecht jüngst in der WELT eine schlichte Wahrheit ausgesprochen: „Es zeigt sich einfach, dass der Euro nicht funktioniert, sondern immer größere wirtschaftliche Ungleichgewichte erzeugt, und am dramatischsten zeigt sich das eben in Griechenland.“ Dass Regierungslautsprecher wie der DEUTSCHLANDFUNK sie daraufhin in die Nähe der AfD rücken: Versteht sich. Dass die üblich-üble deutsche Medienfront ihre Dummheit über sie ausgießt: Langweilig. Aber dass ein scheinbar intelligenter Mensch wir Gregor Gysi folgende Antwort auf Wagenknecht findet: „Ein Zurück zu den alten Nationalstaaten in Europa, auch zum alten deutschen Nationalstaat, darf es mit der Linken nicht geben“, das ist peinlich.

Nun ist Gysi bisher noch nie durch besonderen ökonomischen Sachverstand aufgefallen. Sondern leider häufiger durch bewusstes Missverstehen seiner klügeren Parteifreunde. Denn an keiner Stelle ihres Interviews hat Frau Wagenknecht gesagt, sie wolle zum „alten Nationalstaat“ zurück. Auch ist ihr Text nirgendwo so zu interpretieren. Dass die abgefeimten Berufs-Lügner auf den Regierungs-Redaktions-Sesseln sich solch mieser Deutung bedienen: Geschenkt. Dass aber ein linker Frontmann aus purem Neid und der tiefen Lust an einer Regierungs-Beteiligung eine linke Frontfrau derartig dumm diffamiert, das ist ärmlich und für die Linkspartei sogar ziemlich schädlich.

Denn bisher war die LINKE mit ihrem klaren NEIN zum Schröder´schen Agenda-Sozial-Fallbeil eher vordenkend. Ausgerechnet jetzt, wo dieses Fallbeil von Frau Merkel als Exportschlager in der EU angewandt wird und die ersten griechischen Rümpfe ohne Kopf bereits auf dem Boden liegen, will Gysi seiner Partei offenkundig den Rückschritt verordnen. Dass der Euro die soziale Ungleichheit unter den Ländern in diesem Währungsraum betoniert, ist eine Binsenweisheit. Dass die Armut überall im Euro-Raum wächst während die Zahl der Milliardäre munter steigt, ist sattsam bekannt. Und dass mit der festgeschriebenen Währung jede Alternative zum neoliberalen Mainstream blockiert wird, könnten sogar diplomierte Milchmädchen wissen.

Nun hat Simone Peter, GRÜNE Bundesvorsitzende, ein Diplom in Mikro-Biologie und nicht in Makro-Ökonomie, aber tapfer bläst sie in das selbe Horn wie der gelernte Rinderzüchter Gysi: „Für mich bewegt sich die Linkspartei weiter weg von einer europäischen Partei“ fällt ihr als Reaktion auf Sahra Wagenknecht ein. „Sie begibt sich damit auf die Ebene der Nein-Sager in der Union, die ja auch den Grexit befürworten und damit die Einheit Europas in Gefahr bringen“. Frau Peter muss sich in der selben Kneipe wie Gysi dumm und dusselig gesoffen haben. Welche Einheit meint sie? Die der EU-Mächtigen gegen die Ohnmächtigen? Die der Bankenretter gegen die kleinen Sparer? Oder die wunderbare Einheit der europäischen Rüstungsindustrie gegen den Frieden?

Der reale Holzweg, jener Weg, der nur durch den Wald zum Abholzplatz führt und nirgendwohin sonst, hat dem geflügelten Begriff seinen Namen gegeben. Mit dieser geringen Verkehrsfähigkeit kommt man leider nicht durch den Dschungel des Kapitalismus. Man wird ganz sicher andere Wege gehen müssen, wenn man an einer Euro-Dominanz vorbei navigieren will, die auf ihrem Weg nach Kiew geradewegs in den Krieg geführt hat. Und während Gregor Gysi noch ziemlich blind rumholzt, hat Sahra Wagenknecht offenkundig ein Navi, das linke Wege aus der EU-Krise ansagt: „Zu ihrem Ziel sollten Sie konsequent links abbiegen. Links hab ich gesagt, Gregor, links!“

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

2 Gedanken zu „Gysi auf dem Holzweg – Wagenknecht mit linkem Navi“

  1. Links abbiegen ist zu pauschal formuliert. Was heißt links? Wer ist links? Wie kann links ohne Gewalt abgebogen, erst recht realisiert werden? Jeder Mensch ist etwas links, etwas rechts, etwas mitte, etwas radikal, etwas liberal. Die Abbiegespur sollte schon recht konkret formuliert werden, ansonsten rufen alle, sollte nach links erfolgreich abgebogen werden, „ich bin links“, sind aber tatsächlich „rechts“.

  2. Die Linke hat den westeuropäischen Einigungsprozess stets begrüßt. Sie allerdings immer darauf hingewiesen, dass er ohne eine einheitliche Arbeitsmarkt-und Sozialpolitik nicht gelingen wird. Das jetzige Ergebnis war vorauszusehen. Deutschland und Frankreich produzieren und die EU-Randstaaten kaufen. Da unsere Staaten ja allenthalben christdemokratisch gelenkt und geleitet werden, sollten sie ihren guten Draht zum lieben Gott ausnutzen. Beim Sterntalermädchen hat das doch schon einmal prima geklappt. Der Himmel ließ goldene Taler regnen und das Mädchen konnte sich wieder bekleiden. Dies frohe Ereignis in unseren heutigen Tagen: Wir können fleißig produzieren und die armen EU-Randstaatenschucker können fleißig kaufen – allen ist geholfen und ich werde auch noch ein Christ.
    Lothar Ratai, 17258 Feldberger Seenlandschaft

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