Viel zu spät dem Willy Schmidt nachgerufen (mit 92 am 21.9. 2003 viel zu früh gestorben – nachdem ich wegen eines Unfalls 2001 schon den Tod Emil Carlebachs nicht wahrgenommen hatte, habe ich den Tod Willy Schmidts noch während der Rekonstruktion meines dreiviertelstaatlich kopfzerbrochenen Gedächtnises einfach vergessen. Der Gewerkschafter & Buchenwald-Häftling hat wie Emil die KZ-Selbstbefreiung mitorganisiert, war VVN-, KPD- und dann SPD-Mitglied)

Viel zu spät dem Willy nachgerufen

ich habe mir nie
die Zeit genommen,
Dich nach Emils Tod
in Frankfurt wenigstens
noch ein Mal
zu besuchen.

Sie hatten mir
mein Gedächtnis genommen
Die Schläger verfluchen?
was nützt es

Er hatte mir
von Dir
so viel erzählt.
Und ich war felsenfest
davon überzeugt,
dass Kommunisten
eigentlich nicht sterben,
wenn sie
nicht ermordet werden.

Erst er zu früh
und dann Du noch
gegangen.

Was hinterlasst ihr
euren Erben?

Sein Rundschauhaus
ham sie schon abgerissen,
wie vorher schon
das Runde Blatt,
das sie zur Schundschau machten

mit der runden Ecke starb

am Eschersheimer Tor
das Frühchen Demokratie

Es bleibt nicht viel mehr als Scherben

vielleicht wars nur ein Gerücht.
jetzt kann man
getrost schon
drauf warten,
dass sie auch Dir
das Haus abreissen
oder es den ImmobilienHaien
zum Fraß vorschmeissen,
wie demnächst auch das
bei uns in Hanau.
Wer schützt es?

Dann schicken sie die
Jugend heim !

Wir werden uns
ein neues bauen,
darauf kannst Du
ruhig vertrauen.

Eure beiden Urnen
legen wir
ins Fundament
das wird solide.

Die Sommerpause ist schon fast zu Ende
auf jeden Herbst folgt meist der Winter
& wir werden dann beim Frühlinks-
erwachen als Erste lachen
& als Letztes geben wir
dem GschaftlHuber
so viel Zunder,
dass bei ihm
der Sessel
brennt.

Willy,
gib uns noch ein wenig Zeit.
dann ist’s so weit.

wenn wir uns
in ein paar Jahren
treffen mit den letzten Haaren
dann haben wir es sicher geschafft.

und sind wir tot
dann machen es die Kinder
so oder so, unsere Welt wird rot
& im Zweifelsfall schaffens die Enkel zur Not
zwei sind immer dabei und helfen mit
Emil Carlebach und Willy Schmidt

HaBE 2010 (sieben Jahre zu spät geschrieben)

Widerstandskämpfer und ehemaliger Häftling des KZ Buchenwald

Willy Schmidt, geboren am 26. Juli 1911 in Duisburg, gelernter Setzer und Drucker, Gewerkschaftsmitglied seit 1925.

Jugendleiter der Buchdruckergewerkschaft in Duisburg, Delegierter des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB). Mitglied der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ), der Jugendorganisation der SPD, der Jungsozialisten und der SPD.

Die Zustimmung der SPD-Führung zur Aufrüstung – der Panzerkreuzerbau -, die Tolerierung der Notverordnungsdiktatur Brünings, die Einengung des Selbstbestimmungsrechts der SAJ und der Jungsozialisten, die Proklamation des Reichstagsabgeordneten und Wirtschaftsideologen Tarnow auf dem Leipziger Parteitag 1931, „Arzt am Krankenbett des Kapitalismus“ zu sein, veranlassten ihn, in den Kommunistischen Jugendverband Deutschlands (KJVD) und die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) einzutreten. Er war nun aktiv für den KJVD und die KPD tätig

Nach dem faktischen Verbot der KPD arbeitete er illegal weiter, erst als Kurier und Quartiermacher der Bezirksleitung Ruhrgebiet, dann als Kassierer und Organisationsleiter; nach der Verhaftung des politischen Leiters, seines Freundes August Stötzel, als politischer Leiter bis zum Eintreffen des neuen politischen Leiters, Oswald Rentzsch.

Am 14. März 1934 wurde Willy Schmidt verhaftet und zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach seiner Haft im Zuchthaus kam er in das KZ Lichtenburg und schließlich in das neu errichtete KZ Buchenwald. In Buchenwald war er vom Aufbau des Lagers im Juli 1937 bis zu der Selbstbefreiung der Häftlinge am 11. April 1945. Er gehörte der politischen und militärischen Widerstandsorganisation im Lager an. Häftlingslagerfunktionen hatte er verschiedene. Die letzten zwei Jahre war er stellvertretender Häftlingslagerschutzkapo.

Nach der Selbstbefreiung ging er nach Duisburg zurück und baute dort die Gewerkschaft mit auf. Er war ein Jahr Parteisekretär der KPD und Mitglied des Entnazifizierungsausschusses in Duisburg. Ab 1. März 1946 war er Gewerkschaftssekretär der Industriegewerkschaft Metall (IGM), von 1954 bis Februar 1958 der Bezirksleitung Köln der IGM und von März 1958 bis 1977 Vorstandssekretär der IGM in Frankfurt. Seit 1952 ist er Mitglied der SPD.

Er war Vorsitzender des Seniorenausschusses des DGB Frankfurt sowie der IG Metall Frankfurt und dort aktiv in der Bildungsarbeit tätig. Darüber hinaus ist er Mitglied des Landesseniorenarbeitskreises des DGB-Landesbezirks Hessen, Delegierter der Vertreterversammlung der Verwaltungsstelle der IG Metall Frankfurt, Mitglied des DGB-Kreisvorstandes Frankfurt, Mitglied der Leitung der Lagergemeinschaft Buchenwald-Dora der BRD und Mitglied des Internationalen Lagerkomitees Buchenwald-Dora und Kommandos.

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

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