Von Irina Wolkowa, Moskau
Der Bericht der Chemiewaffenexperten, die zu der Giftgas-Attacke am 21. August bei Damaskus ermittelten und der von UN-Generalsekretär Ban Ki Moon am Montag im Weltsicherheitsrat vorgestellt wurde, enthält lediglich Fakten, keine Wertungen und Schuldzuweisungen. Dennoch sind sich Russland und die USA darüber einig, dass der Report sehr wohl indirekte Hinweise auf die Schuldigen liefert. Beide interpretieren diese jedoch als Bestätigung ihrer jeweiligen eigenen Version: Washington macht das Assad-Regime für das Verbrechen verantwortlich, Moskau die Rebellen.
Das, so Außenminister Sergej Lawrow in einem Exklusiv-Interview für den Sender Rossija, würden auch Aussagen unabhängiger Beobachter bestätigen. Diese kamen dort am Sonntag in einer Reportage aus dem Krisengebiet ausführlich zu Wort. Darunter Mutter Pelageja, Äbtissin eines in der Nähe gelegenen Griechisch-Orthodoxen Klosters, und westliche Kriegsberichterstatter.
Ihre Vorwürfe sind nachgerade ungeheuerlich. Demzufolge stammen die vielen toten Kinder nicht aus dem Ort östlich von Damaskus, sondern aus anderen, von der Opposition kontrollierten Landesteilen. Einwohner bestätigten dies vor laufender Kamera. Das, so der Reporter, würde auch erklären, warum bei dem Anschlag so viele Kinder, aber kaum Frauen umkamen. Russische Chemiewaffenexperten gaben zudem zu bedenken, dass die Opfer keinen gelben Schaum vor dem Mund hatten – typisch für den Einsatz des Nervengases Sarin – sondern weißen Schaum, was auf ein selbstgemischtes Gift hindeute.
Das gleiche Gift hatten russische Experten bereits im März nach den Anschlägen bei Aleppo diagnostiziert.Zum Zünden der Giftgeschosse wurde zudem Hexogen verwendet, ein hochbrisanter Sprengstoff, den die Regierungstruppen nicht einsetzen. Wie Außenamtschef Lawrow dem russischen Fernsehen jetzt sagte, sollten bereits im März UN-Inspektoren in Syrien ermitteln, diese hätten für ihre Mission jedoch »unerfüllbare Bedingungen« gestellt.
Russland schickte daher ein eigenes Team los, das die von ihm gezogenen Proben in einem von der UNO zertifizierten Labor untersuchen ließ und auf dem Weg dorthin nicht aus der Hand gab. Ihren Bericht hatte Moskau dem UN-Sicherheitsrat im Sommer übergeben. Dazu Fotos, auf denen sogar die geografische Breite und Länge bei der Probenentnahme fixiert wurde Die Tatorte wurden zur Tatzeit von den Rebellen kontrolliert
Der Bericht stammt aus dem Neuen Deutschland, einer linkssozialdemokratischen Tageszeitung