Wer Alfred Grosser nicht in der Paulskirche reden lassen will und Straßen nicht nach Wilhelm Pfannmüller benennen will, weil er kommunistischer Widerstandskämpfer war, sollte unbedingt Roland Kochs Rede anlässlich der Verleihung der Leuschner-Medaille im Jahre 2004 lesen

Ich möchte diesen Beitrag mit einem Zitat eines berühmten hessischen Nachkriegspolitikers beginnen:
„Ob es Sozialdemokraten, Kommunisten, Bürgerliche oder Konservative, Kirchenvertreter, Atheisten, Einzeltäter, Verschwörergruppen waren, durch diese Menschen gab es in Deutschland, trotz allen Leidens, ein Stück der Besinnung und der Courage, den die Nationalsozialisten nicht brechen konnten.“

aus der Laudatio des Hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch anlässlich der Verleihung der Wilhelm Leuschner-Medaille an die beiden Widerstandskämpfer Alfred Grosser und  den italienischen Politiker Dante Cruicchi 2004 im Schloss Biebrich.
http://www.faz.net/s/Rub8D05117E1AC946F5BB438374CCC294CC/Doc~EB8603EBC49784F4D9BE0FCD35CF1D3F5~ATpl~Ecommon~Scontent.html

Dass der Widerstandskämpfer und Vorkämpfer für Versöhnung zwischen Deutschen und Franzosen, Christen und Juden, zwischen Israelis und Palästinensern erst mit dem höchsten hessischen Orden geehrt und jetzt wegen seiner Kritik an Israels Besatzungspolitik als Redner in der Paulskirche zum Jahrestag der „Reichspogromnacht“ wieder ausgeladen werden soll, ist ein kaum überbietbarer Skandal. Man muss jetzt der einladenden Frankfurter Oberbürgermeisterin Petra Roth und Alfred Grosser den Rücken stärken. Gegen solche Kriegstreiber wie Micha Brumlik und die derzeitige ebenfalls kriegstreibende und prozionistische Mehrheit des Zentralrats der Juden in Deutschland um ihren Vorsitzenden Stefan Kramer, der wohl meint, sich als konvertierter Christ als besonders „jüdisch“ hervortun zu müssen.
Diese Vorgänge sind vielleicht in den Zentren wie Frankfurt die Ausnahme.  Das ist zu hoffen. Und die Offenen Unterstützungs-Briefe des ehemaligen Tagesschau-Redakteurs Volker Bräutigam, von Frau Hecht-Galinski und dem deutsch-brasilianischen Journalisten Wolf Gauer an Frau Dr. Roth nähren auch diese Hoffnung: (zur Lage in der Provinz komme ich weiter untenVon: Wolf Gauer
Gesendet: Montag, 1. November 2010 00:14
An: stadtverordnetenvorsteher@stadt-frankfurt.de
Cc: buero-oberbuergermeisterin@stadt-frankfurt.de
Betreff: Einladung von Prof. Alfred Grosser zum Vortrag in Der Paulskirche

Verehrte Frau Dr. Roth,

Als langjähriger Beobachter der schillernden Ereignisse in der Paulskirche bzw. der an diesem verpflichtenden Ort getätigten Prämierungen, beglückwünsche ich Sie zur Einladung eines so untadeligen wie kompetenten Mannes wie Alfred Grosser, wenn es um die Bewältigung unseres faschistischen Erbes und die Zukunft des deutsch-jüdischen Miteinander geht.
Ich mache die Worte von Frau Hecht-Galinski und meines Kollegen Volker Bräutigam (s.u.) zu den meinen und bitte Sie herzlichst, mögliche Störungen seitens mehr oder weniger legitimer Lobby zu ignorieren, insbsondere vonseiten des Zentralrats der Juden in Deutschland, dessen Interessen längst nicht mehr die hohe humanistische Tradition des deutschen Judentums vertreten.

Mit besten Wünschen

Wolf Gauer
Journalist
Brasilien

Evelyn Hecht-Galinski schrieb am 30.10.2010 11:47 Uhr

http://www.fnp.de/fnp/interaktiv/profil/rmn01.c.5462097.de.htm

ein großer humanist
ich danke der stadt frankfurt, dass sie diesen großen humanisten alfred
grosser als hauptredner für die gedenkfeier zum 9.november zur
reichsprogromnacht in der paulskirche eingeladen hat. Grosser ist einer der
wenigen „aufrechten“ die das heutige gedenken in einen richtigen kontext
setzen. man kann in der heutigen zeit, wo die israelischen
menschenrechtsverletzungen in der deutschen politik kaum zur kenntnis
genommen werden, im gegenteil noch philosemitisch beschönigt werden nicht
mehr unkritisch gedenken. gerade als jude und europäer hat man die
verpflichtung sich kritisch zu äußern. der zentralrat wäre gut beraten, sich
die rede grossers gut anzuhören und vielleicht das eine oder andere daraus
zu lernen. wann wird dieser zentralrat und israel endlich umdenken. das sage
ich als tochter eines ehemaligen holocaustüberlebenden und ehemaligen
zenralratsvorsitzenden. ich schäme mich für diese jüdische vertretung und
diesen jüdischen staat, der nicht in meinem namen spricht und handelt!.ich
bin aber sehr froh, dass es noch menschen und humanistische juden wie alfred
grosser gibt. endlich eine gute wahl für die paulskirche.

OFFENER BRIEF

An die
Oberbürgermeisterin der Stadt Frankfurt
Frau Dr. Petra Roth
per e-Post

Gedenken an die „Reichspogromnacht“ in der Frankfurter Paulskirche

Sehr verehrte Frau Oberbürgermeisterin Dr. Roth,
der vielfach ausgezeichnete Prof. Alfred Grosser wurde gebeten, bei der diesjährigen Gedenkveranstaltung an die „Reichspogromnacht“ in der Frankfurter Paulskirche zu sprechen. Die Wahl der Veranstalter fiel auf einen eindrucksvoll überzeugenden, unabhängigen und kritischen Mitmenschen, der sich seit langem für friedlichen Ausgleich einsetzt, unter anderem auch zwischen Juden und Moslems, Israelis und Palästinensern: auf Herrn Professor Alfred Grosser.
Einer inzwischen nicht mehr zu überblickenden Zahl von Meldungen in den Massenmedien zufolge haben die Paulskirchen-Veranstalter es offenbar versäumt, das mittlerweile unabdingbar scheinende Plazet des Zentralrats der Juden in Deutschland sowie dessen Generalsekretärs Stephan Kramer einzuholen, ehe Prof. Grosser eingeladen wurde. Das reicht dem Zentralrat offenkundig, das geplante Gedenken einem Eklat auszusetzen und für einen prozionistischen Showdown zu nutzen.
Kramers unsägliche Kritik an Grossers vermeintlich antijüdischen, tatsächlich jedoch nur Zionismus-kritischen Positionen reiht sich ein in die Kette der Ausfälle gegen Reuven Cabelman (Neturei Karta) und andere „Friedensjuden“, wie Evelyn Hecht-Galinski, Felicia Langer, Ilan Pappè, Norman Finkelstein, Hajo Meyer, Abi Melzer und viele mehr. Kramer macht neuerlich offenkundig, dass das konfessionelle Institut Zentralrat der Juden als Lenkungsorgan der Jüdischen Kultusgemeinde längst nicht mehr nur religiös-konfessionell und gemeindebezogen handelt, sondern politisch-bellizistisch agitiert.
Der Zentralrat gefährdet absichtsvoll die tragende Idee der Paulskirchen-Veranstaltung: Er verwirft den Versöhnungsgedanken, noch ehe der große jüdische Humanist Grosser sagen konnte, was sein Herz zu dieser Stunde bewegt.
Der Zentralrat bzw. dessen Generalsekretär versuchen, Grosser als Paulskirchen-Redner unmöglich zu machen und die Paulskirchen-Veranstalter, voran die Oberbürgermeisterin der Stadt Frankfurt, unter Druck zu setzen. Das sollte jeden Demokraten empören, jeden Menschen, der sich dem friedlichen Miteinander verpflichtet weiß. Prof. Grosser in die Paulskirche gebeten zu haben, zeichnet die Veranstalter aus, allen voran die oberste Repräsentantin Frankfurts: Frau Dr. Roth.
Ich wünsche Ihnen deshalb von Herzen die Kraft und Entschlossenheit, Kramers dreistes Ansinnen zurückzuweisen.

Mit freundlichen Grüßen
Volker Bräutigam  /  braeutigam-kung@gmx.de
Nachschrift: Des öffentlichen Interesses an dem Vorgang wegen und in der Absicht, weitere Unterstützung für Herrn Prof. Grosser und für Sie zu mobilisieren, gebe ich dieses Schreiben als Offenen Brief weiter – mit der Bitte um Verständnis

Wenn diese Vorgänge in Zentren wie Frankfurt noch die Ausnahme sein mögen, so sind sie in manchen Kleinstädten und Dörfern und besonders bei der Behandlung kommunistischer Widerstandskämpfer schon fast die Regel. Während Roland Koch in Biebrich auch kommunistische Widerstandskämpfer gegen die Nazis würdigt, werden in der Provinz und nicht nur da nicht nur keine Straßen nach ihnen benannt, ihre Verdienste um den Widerstand gegen die Nazi-Diktatur werden verleugnet, verschwiegen und ihre Kinder und Enkel werden nicht selten noch gemobbt, bei Stellenvergaben benachteiligt usw…

Aufzeigbar ist das am Beispiel zweier Widerstandskämpfer: dem 1977 gestorbenen Ex-Vorsitznden der KPD Max Reimann und dem Ex Rot-Sportler, KPD-Aktivisten und Deserteur und dann titoistischen Partisanen, dem späteren SPD-Bürgermeister des mittelhessischen (oberhessischen) Dorfes Mittel-Gründau – Wilhelm Pfannmüller .
„Wir unterschreiben nicht. Es wird jedoch der Tag kommen, da wir Kommunisten dieses Grundgesetz gegen die verteidigen werden, die es angenommen haben!“   Max Reimann, ex-KZ-Häftling, KPD, 1949, Westdeutschland, später Bundestagsabgeordneter.

Dieses Reimann-Zitat hatte angesichts der aktuellen Entwicklung prophetische Qualitäten.

Doch beginnen möchte ich den Bericht über die NachkriegsKommunistenJagd und die späte provinzielle Rache schwarzgebräunter Kommunalpolitiker auch mit einen Offenen Brief:

Offener Brief an die Fraktionen in der Gemeindevertretung Gründau

Dieser Brief geht an die Fraktionen in der Gemeindevertretung Gründau,
an den Bürgermeister der Gemeinde Gründau,
an die Parteivorstände
und an die Redaktionen (mit der Bitte um Veröffentlichung im vollen Wortlaut)

Mit welcher Begründung wurde es abgelehnt in Mittel-Gründau eine Straße nach dem AltBürgermeister und Widerstandskämpfer gegen die Nazis, Wilhelm Pfannmüller, zu benennen ?

Sehr geehrte Damen und Herren

mit Empörung habe ich zur Kenntnis nehmen müssen, dass in der Gemeindevertretung ein Antrag abgelehnt wurde, in Mittel-Gründau eine neue Straße nach unserem Altbürgermeister Wilhelm Pfannmüller zu benennen. Im Ort kursiert das erhärtete Gerücht, die CDU/FWG Mehrheit in der Gemeindevertretung habe die Benennung der Straße nach dem Widerstandskämpfer Wilhelm Pfannmüller deshalb abgelehnt, „weil der doch einer verbotenenen Partei , der KPD angehört“ habe. Da Wilhelm Pfannmüller schon lange vor dem erneuten KPD-Verbot von 1956 Mitglied der SPD geworden war, muss bei dieser „Begründung“ seine Mitgliedschaft in der KPD der Weimarer Republik und der illegalisierten KPD im „Dritten Reich“ gemeint gewesen sein.
Das habe – so das Gerücht im Gründauer Ortsteil – auch ein Mitglied der FWG-Fraktion im Gemeindeparlament auf die Nachfrage bestätigt, wer denn diese Partei verboten habe. Seine Antwort:“Die Nazis, natürlich!“

Das würde bedeuten, dass die CDU/FWG-Mehrheit deshalb die Staßenbenennung nach Wilhelm Pfannmüller ablehnt, weil er als Kommunist den Widerstand gegen die Nazi-Diktatur organisiert hat. Das wäre ein kaum überbietbarer Skandal.

Aber auch wenn dieses hartnäckige Gerücht nicht zutreffen sollte, ist die Ablehnung einer solchen Namensgebung allein schon Skandal genug.

Dazu fordere ich Sie auf, öffentlich Stellung zu nehmen.

Ihre Ablehnung ist kein harmloses übliches buissines as usual im parlamentarisch-politischen Alltag. Ich kann nur für Sie hoffen, das Sie nicht wußten, was sie damit ablehnen. Denn wenn Sie es wussten, dann war das ein bewusstes In-den-Dreck-Treten und Herumtrampeln auf dem Widerstand gegen die Nazi-Diktatur.

Wilhelm Pfannmüller hat seit den 20er Jahren als Gleisbauer, Kommunist und aktiver Bahn-Gewerkschafter für bessere Arbeitsbedingungen und  menschenwürdige Löhne gekämpft. Er hat in Mittel-Gründau den Fußballverein ROTSPORT mit aufgebaut. Er hat zusammen mit seinen KPD-OrtsgruppenMitgliedern und den örtlichen Sozialdemokraten  für die meist polnischen SaisonarbeiterINNEN im Hofgut höhere Löhne gefordert und dafür auch Aktionen durchgeführt. Aus gutem Grund: denn das Fürstenhaus bzw. die Domänen-Verwalter/Pächter haben die polnischen Tagelöhner immer als Lohndrücker gegen die Mittel-Gründauer LandarbeiterINNEN eingesetzt bis hin zum Einsatz von Hunderten von polnischen und russischen Zwangsarbeitern ab 1939/40, die überhaupt keinen Lohn erhielten. Schon vor 1933 war Wilhelm Pfannmüller mit seinen Genossen und Kollegen und deren Familien das Ziel des SA-Terrors. Aber der Widerstand in Mittel-Gründau gegen die Nazis war stark genug, um den Terror zunächst noch abzuwehren. Auch konnten KPDler und SPDler zusammen die jüdischen Familien des Dorfes vor den Nazi-Angriffen noch bis in die Mitte der 30er Jahre schützen, um ihnen dann bei der Flucht vor ihren Mördern zu helfen.
Dass Wilhelm Pfannnmüller den Widerstand im Dorf so gut organisiert hatte, war der Grund, warum die Nazis sofort nach der „Machtergreifung“ versuchten ihn zu verhaften.  Es gelang ihnen erst im zweiten oder dritten Anlauf:  Ende 1933 wurde er ins KZ Osthofen bei Worms und nach der Schließung dieses SA-KZs  ins Emsland-KZ „Börgermoor“ ins Moor verschleppt. Er war einer der legendären „Moorsoldaten“. Schliesslich wurde er in das Strafbattaillon 999 zwangsrekrutiert und für Brückenkopfaktionen im Raubkrieg gegen Jugoslawien eingesetzt, bei denen viele Kommunisten und Sozialdemokraten von hinten erschossen wurden. Bei einer solchen Brückenkopf-Aktion konnte Wilhelm Pfannmüller fliehen und sich der Partisanen-Armee Titos anschliessen. Nach der Befreiung Jugoslawiens und dem auch durch seinen Einsatz schneller kommenden Ende des Krieges kehrte Wilhelm Pfannmüller mit dem Fahrrad nach Mittel-Gründau zurück. Sofort nach seiner Rückkehr machte er sich an den Wiederaufbau des Sportvereins, sorgte dafür, dass der kommunistische ROTSPORT sich mit dem sozialdemokratischen Sportverein „Blau-Weiß“ zusammenschloss.  Beide um 1920 gegründete Arbeitersportvereine waren von den Nazis verboten worden. Jetzt war Pfannmüllers Devise: „Hätten wir uns zusammengeschlossen gegen Hitler, wir hätten die KZs und den Krieg verhindern können, wenn wir uns jetzt zusammenschliessen, können wir verhindern, dass so was wiederkommt !“ Er sorgte mit dafür, dass aus ROTSPORT und „Blau-Weiß“ die Sport und Kultur-Gemeinschaft wurde, die SKG Mittel-Gründau. Neben dem Fußball war das Theaterspielen in der SKG sein wichtigstes Feld. Genau so wichtiig war ihm die Oragnisation des Aufbaus des „Volkshauses“, der Mehrzweckhalle noch unter Bürgermeister Meininger: die Kinder sollten auch im Winter und bei schlechtem Wetter Sportunterricht haben können. Wilhelm Pfannmüller hat die Freiwilligen Bautrupps organisiert, seine Jungs und Mädels Sonntags aus dem Betten zum Hallenbau geholt und immer selbst mit Hand angelegt. Die Mehrzweckhalle ist -obwohl er damals noch nicht Bürgermeister war- sein Werk, genauer gesagt, das Werk aller mithelfenden Mittel-GründauerINNEN unter seiner Selbst-Bauleitung. .. Aber das nicht allein: TrinkWasserbrunnen, Gemeinschafts-Tiefkühlhaus, Planung des Kindergartens, Sammlung und Planungen für ein Mittel-Gründauer Schwimmbad, Feldwegebau und -Verbesserung durch Betonierung und Asphaltierung,  …. die Liste läßt sich schier endlos erweitern.

Mit Spannung erwarte ich Ihre Stellungnahmen und
möchte die Gelegenheit nutzen, Ihnen vorzuschlagen, wie Sie wenn schon nicht mit einem Straßennamen dann aber mit einer viel besser passenden „Taufe“ Wilhelm Pfannmüller noch gebührend ehren können:

Ich stelle den Antrag, der bisher noch namenlosen Mittel-Gründauer „Volkshaus-Mehrzweckhalle“  den Namen „Wilhelm-Pfannmüller-Halle“ zu geben und im Eingangsbereich eine Tafel mit der Biografie unseres Altbürgermeisters anzubringen.

Da ich als einfacher Bürger Gründaus nicht Antragsberechtigt bin, bitte ich die Fraktionen in der Gemeindevertretung, diesen Antrag zu übernehmen.

Ich möchte meinen Antrag abschließend auch mit einem Zitat eines berühmten hessischen Nachkriegspolitikers begründen:
„Ob es Sozialdemokraten, Kommunisten, Bürgerliche oder Konservative, Kirchenvertreter, Atheisten, Einzeltäter, Verschwörergruppen waren, durch diese Menschen gab es in Deutschland, trotz allen Leidens, ein Stück der Besinnung und der Courage, den die Nationalsozialisten nicht brechen konnten.“ (aus der Rede Roland Kochs  2004 bei der Verleihung der Leuschner-Medaille an Alfred Grosser und den italienischen Widerstandskämpfer Dante Cruicchi)

Mit freundlichen Grüßen
Hartmut Barth-Engelbart

und nun zu Max Reimann und danach noch einmal zu Wilhelm Pfannmüller
Auskunft über Max Reimann ist bei wikipedia unter folgenden Kategorien zu finden:

Widerstand gegen den Nationalsozialismus | Mitglied des Parlamentarischen Rates | Landtagsabgeordneter (Nordrhein-Westfalen) | Bundestagsabgeordneter | DMV-Funktionär | RGO-Funktionär | Vorsitzender der KPD | DKP-Mitglied | Deutschsprachiger Emigrant zur Zeit des Nationalsozialismus | KZ-Häftling | Deutscher | Geboren 1898 | Gestorben 1977 | Mann | Mitglied des Parteivorstandes der SED

Weite Teile des Textes bei wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/Max_Reimann#cite_note-1

tragen neben den SchreibtischTäterspuren der Friedrich-Ebert-Stiftung auch die kriegskommunistischen Wunden und Verkrustungen der Stalin-Ära und sind deshalb zeitgeschichtlich um so interessanter: in die NOCH Schönwettersicht vieler LINKER unter den jetzigen Bedingungen ist kaum vermittelbar, dass die Nachkriegszeit der späten 40er und der 50er Jahre eine im Inneren fortgesetzte Kriegszeit gegen die Linke, besonders gegen die Kommunisten war, mit Erschießungen (Phillip Müller in Essen), Verhaftungen, Folter …  ja, auf beiden Seiten der von den Kommunisten bekämpften innerdeutschen Grenze. Sie wurden wegen ihrer Aktivitäten gegen die Teilung Deutschlands verfolgt, angeklagt, verurteilt, zusammengeschlagen und in oft den gleichen Folterkellern eingekerkert, in die sie von den Nazis bereits verschleppt und gefoltert worden waren.

Besonders verfolgt wurden die Hitlergegner, die sich auch im Westen für den Zusammenschluss der beiden Arbeiterparteien SPD und KPD in einer gemeinsamen sozialistischen Partei einsetzten, um den Fehler von vor 1933 nicht wieder zu begehen, der den Sieg der Nazis ermöglichte. Für dieses Bestreben werden Widerstandskämpfer gegen Hitler bis heute bestraft: und sei es nur, dass man wie in Gründau bei Frankfurt sich weigert, eine Straße nach Wilhelm Pfannmüller zu benennen – mit der bisher nicht offiziell geäußerten Begründung, er sei Mitglied in einer verbotenen Partei gewesen. Der Anfang der 50er zur SPD gewechselte letzte Bürgermeister des bis 1974 selbständigen Dorfes Mittel-Gründau, Wilhelm Pfannmüller, wurde als KPD-Aktivist, ROT-Sportler und Bahngewerkschafter nach erster KZ-Haft in Osthofen bei Worms (Anna Seghers „Das siebte Kreuz“)1934 wegen Vorbereitung zum Hochverrat (er hatte u.a. Flugblätter mit dem Aufruf zum Sturz Adolf Hitlers verteilt) zu Zuchthaus verurteilt, eingekerkert und dann ins Börgermoor-KZ verschleppt. Er war einer der legendären Moorsoldaten, bis er Anfang der 40er als wieder „wehrwürdig“ eingestuft (man brauchte Kommunisten als SpezialKanonenfutter) in das Strafbattallion 999 zwangsrekrutiert und für „Brückenkopfkommandos“ im Krieg gegen Jugoslawien eingesetzt wurde. Pfannmüller konnte nicht – wie bei diesen von der SS überwachten Einsätzen oft üblich –  nach Vollzug von hinten erschossen werden, weil er desertierte und sich der Partisanen-Armee Titos anschloss.

Direkt nach seiner Heimkehr mit dem Fahrrad aus Jugoslawien ging er daran, die beiden Arbeiter-Sportvereine und auch anfangs noch den Gesangsverein im Dorf zur Sport- und Kultur-Gemeinschaft SKG zu vereinen, sich für die Aufnahme von KriegsFlüchtlingen, Ausgebombten, Heimkehrern, Kriegsversehrten einzusetzen und die beiden Parteien SPD und KPD zu vereinen. Er schaffte es auch unter Bürgermeister Meininger beim Aufbau des Mittel-Gründauer „Volkshauses“ die Selbsthilfe der Dörfler für ihre Turn-Konzert-Fest und Theater- Halle, für ihr Dorf, für ihre Kinder zu organisieren und so erst den Bau zu ermöglichen. Der Bau eines eigenen Schwimmbades war sein nächstes Projekt als dann sozialdemokratiascher Bürgermeister und Nachfolger von Meininger, das er aber wegen der Gebietsreform 1973/74 nicht mehr verwirklichen konnte. Er hatte einige Tausend D-Mark im Dorf dafür gesammelt und die Mittel-Gründauer standen auch schon mit Schippen und Spaten, Traktoren und Wagen bereit zum Schwimmbad-Selbstbau: doch das Versprechen der Gebietsreformer -vorneweg der Jugsozialistische Hoffnungsträger, Großkreis-Landrat und spätere Immobilienmakler Martin Woytal – den Mittel-Gründauern nicht nur ein zentrales Hallenbad mit kostenlosem SchwimmbadBus, auch ein großes zentrales Jugendzentrum mit olympiareifer Sportanlage einzurichten, ließ die Mittel-Gründauer und ihren Bügermeister den eigenen SchwimmbadBauplan aufgeben . Die gesammelten Spenden flossen in das Gelnhäuser Hallenbad- in den Hallenbad-Zweckverband . (deshalb gibt es noch heute für Mittel-Gründauer die Möglichkeit beim Eintritt ins Hallenbad den Busfahrschein verrechnen zu lassen. Nur kaum jemand weiß das noch und noch weniger wissen, woher diese vertraglich vereinbarte Regelung stammt. Wie der Vertrag genau lautet und wo er liegt, das habe ich auch noch nicht recherchieren können. Aber es gibt diesen Vertrag.

Langer Rede kurzer Sinn: hier im Dorf glauben manche Menschen nicht, dass es Augenzeugen der NAZI-Verbrechen vor der eigenen Haustüre und ebenfalls Augenzeugen der erneuten Kommunistenverfolgung im Gründau und Kinzigtal gibt, die sich bis heute aus Angst nicht trauen, darüber öffentlich zu berichten. Diese Augenzeugen wissen, dass Pogrome mit dem beginnen, was heute etwas verharmlosend als MOBBING bezeichnet wird. Das sind Baugenehmigungsverweigerungen, verschärfte Gesundheitskontrollen, Umschulungsverweigerungen, Arbeitslosengeld-Streichungen, Verweigerung von Winterbrandbeihilfe, Androhungen von RentenKürzung oder -streichung, Lehrstellenverweigerung für die Kinder und Enkel…. das alles muss noch nicht Mal so umsetzbar und real sein! Bei traumatisierten Folter- und Mobbing-Opfern reicht meist schon die Androhung. Oder die Angst von Ärzten als paranoid eingestuft zu werden. Und jemand, der erlittene Verfolgung nicht mehr schildern darf und nicht mehr kann, der hat dann einfach nur „Verfolgungswahn“.

Wessen trotzdem geäußerte, erzählte, niedergeschriebene Erfahrungen nicht in den herrschenden mainstream passen, lebt oft in ständiger Angst vor den drohenden Einweisungen in geeignete Einrichtungen. Selbst die laute Aüßerung über eine solche Angst kann solche Auswirkungen haben , mindestens kommt es dabei zur Angst vor der Angst vor der Angst …
Mir liegen viele solcher Berichts-Beichten und Beicht-Berichte in den Ohren, deren Wahrheits- und Wirklichkeitsgehalt ich auch überprüfen kann, aber ich darf die Quellen nicht nennen. Diese Menschen haben oft schier endlose Martyrien hinter sich. Ihre Verletzungen , die physischen und psychischen Narben sind meist gut verdeckt, versteckt, auch aus Angst. Die Opfer treten selbst nur ganz selten in der Öffentlichkeit mit ihren Berichten auf und ich verzweifle fast daran, dass ich oft die Beweise schuldig bleibe für das, was ich weiß.  Das ist nicht das, aber zumindest ein Problem der „oral history“. Und zunehmend auch mein persönliches.
Ja Ja, ich weiß:

Um das abzuschaffen, was unsere Leiden schafft, braucht es auch angesichts der unerträglich stummen Schreie der Opfer, der Alten und der Neuen, auch wenn es einen an den Rand des Wahnsinns treibt: Geduld, Beharrlichkeit und Ruhe – und Lautwerden zur rechten Zeit – gleichgültig wieviel Zeit uns bleibt.

Und sich getrauen, mindestens den Kopf zu nutzen, so lange es den selben noch nicht kostet, und dann die Stimme zu erheben, so lang sie noch nicht in der Urne liegt, – und uns zu weigern, die Kanonen satt zu füttern während jedes zweite Kind zum Leben und zum Sterben noch zu wenig kriegt. Von wegen jedes Zweite! Die meisten Kinder krepieren zwischen den Kriegen im Frieden, weil sie nix zu fressen kriegen. Wir sollten statt den Kriegen  EnkelKinder kriegen. Das wird ein langer Kampf. Wer nicht aufsteht, der wird weiter unterliegen. Nur wenn wir aufstehn, finden wir die Kraft, die in diesem Kampf es schafft, endlich auch zu siegen.

Es ist so einfach zu entscheiden zwischen beiden Möglichkeiten: um es ganz locker und naiv auszudrücken: Schützen Gräben vor Sodatengräbern? Nein! oder so: Lieber Studenten- als Kanonenfutter

Die Bundeswehr

Macht Schule

da werden

Kinder Soldaten

und Amokmörder

statt ABC-Schützen

Ohne ABC-Waffen

auf der ganzen Welt

würden fast alle

ABC-Schützen

ihre Schulen schaffen

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

2 Gedanken zu „Wer Alfred Grosser nicht in der Paulskirche reden lassen will und Straßen nicht nach Wilhelm Pfannmüller benennen will, weil er kommunistischer Widerstandskämpfer war, sollte unbedingt Roland Kochs Rede anlässlich der Verleihung der Leuschner-Medaille im Jahre 2004 lesen“

  1. Ich unterstütze sowohl diesen Brief als auch diese Aktion sich endlich mit der Nachkriegsgeschichte auseinanderzusetzen. Die Ausladung von A.Grosser entspricht dem mainstream der jetzigen Politik und trägt nicht dazu bei den Nahost-Konflikt zu lösen.Mit herzlichen Grüßen A.W.Si

  2. „Sehr verehrte Frau Oberbürgermeisterin Dr. Roth,

    der vielfach ausgezeichnete Prof. Alfred Grosser wurde gebeten, bei der diesjährigen Gedenkveranstaltung an die “Reichspogromnacht” in der Frankfurter Paulskirche zu sprechen. Die Wahl der Veranstalter fiel auf einen eindrucksvoll überzeugenden, unabhängigen und kritischen Mitmenschen, der sich seit langem für friedlichen Ausgleich einsetzt, unter anderem auch zwischen Juden und Moslems, Israelis und Palästinensern: auf Herrn Professor Alfred Grosser.

    Einer inzwischen nicht mehr zu überblickenden Zahl von Meldungen in den Massenmedien zufolge haben die Paulskirchen-Veranstalter es offenbar versäumt, das mittlerweile unabdingbar scheinende Plazet des Zentralrats der Juden in Deutschland sowie dessen Generalsekretärs Stephan Kramer einzuholen, ehe Prof. Grosser eingeladen wurde. Das reicht dem Zentralrat offenkundig, das geplante Gedenken einem Eklat auszusetzen und für einen prozionistischen Showdown zu nutzen.

    Kramers unsägliche Kritik an Grossers vermeintlich antijüdischen, tatsächlich jedoch nur Zionismus-kritischen Positionen reiht sich ein in die Kette der Ausfälle gegen Reuven Cabelman (Neturei Karta) und andere “Friedensjuden”, wie Evelyn Hecht-Galinski, Felicia Langer, Ilan Pappè, Norman Finkelstein, Hajo Meyer, Abi Melzer und viele mehr. Kramer macht neuerlich offenkundig, dass das konfessionelle Institut Zentralrat der Juden als Lenkungsorgan der Jüdischen Kultusgemeinde längst nicht mehr nur religiös-konfessionell und gemeindebezogen handelt, sondern politisch-bellizistisch agitiert.

    Der Zentralrat gefährdet absichtsvoll die tragende Idee der Paulskirchen-Veranstaltung: Er verwirft den Versöhnungsgedanken, noch ehe der große jüdische Humanist Grosser sagen konnte, was sein Herz zu dieser Stunde bewegt.

    Der Zentralrat bzw. dessen Generalsekretär versuchen, Grosser als Paulskirchen-Redner unmöglich zu machen und die Paulskirchen-Veranstalter, voran die Oberbürgermeisterin der Stadt Frankfurt, unter Druck zu setzen. Das sollte jeden Demokraten empören, jeden Menschen, der sich dem friedlichen Miteinander verpflichtet weiß. Prof. Grosser in die Paulskirche gebeten zu haben, zeichnet die Veranstalter aus, allen voran die oberste Repräsentantin Frankfurts: Frau Dr. Roth.

    Ich wünsche Ihnen deshalb von Herzen die Kraft und Entschlossenheit, Kramers dreistes Ansinnen zurückzuweisen.

    Mit freundlichen Grüßen
    Volker Bräutigam / braeutigam-kung@gmx.de

    Nachschrift: Des öffentlichen Interesses an dem Vorgang wegen und in der Absicht, weitere Unterstützung für Herrn Prof. Grosser und für Sie zu mobilisieren, gebe ich dieses Schreiben als Offenen Brief weiter – mit der Bitte um Verständnis“

    Hallo HB-E,

    wäre der Brief an Frau OB Dr. Roth anstatt polemisch-aggressiv sachlich-argumentativ könnte er auch von freundlichen älteren Damen & Herren;-) unterzeichnet und insifern wirksamer werden,

    eilbest;-)

    Richard Albrecht
    hhtp://eingreifendes-denken.net

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert