Für ein lebenswertes Hanau: Die Platanen und die anderen Bäume auf dem Freiheitsplatz erhalten

Kritiker/innen des Wettbewerblichen Dialogs für eine lebenswerte Stadt: Die Platanen und die anderen Bäume auf dem Freiheitsplatz erhalten

In den letzten Tagen ging eine Horrormeldung durch die Hanauer Presselandschaft: Die Platanen auf dem Freiheitsplatz seien krank und müssten fallen. Für OB Kaminsky scheint es eine feststehende Tatsache zu sein, dass dies notwendig ist. HanauOnline schrieb dazu: „Diese Pilzkrankheit wird nach Meinung der Fachleute den gesamten Platanenbestand gefährden. Neuanpflanzungen finden nicht mehr statt, da der Markt bereits zusammengebrochen ist und Baumschulen keine Platanen mehr anbieten. Auch am Marktplatz und anderen Platanenstandorten wie Schulhöfen, Parks werden die Bäume in den nächsten Jahren vermutlich verschwinden.“ Gutachter Mathias Zorn sagte in der Sitzung des Stadtparlaments, dass eine Erhaltung der 60jährigen Platanen uninteressant sei, da ihre Lebensdauer nur 80 Jahre betrüge. Für uns als Kritikerinnen des WeDi wirft diese Ansicht einige Fragen auf:

Die Massaria-Krankheit ist seit 2003 bekannt. Wir fragen: Was hat die Stadt Hanau unternommen, um die Platanen zu pflegen und eine Ausbreitung der Krankheit zu verhindern? Wurde eine Vorsorge betrieben? Bevor man von Fällung spricht, sollte geprüft werden, ob die Bäume sich durch andere Maßnahmen erhalten lassen. Unsere Recherchen bei Fachleuten ergaben:

Im Umfeld des Frankfurter Palmengartens wird ein Befall von Platanen mit Massaria durch Rückschnitte behandelt. Nach Aussage von Frau Dr. Steinecke, leitende Biologin am Frankfurter Palmengarten, kann die Lebenserwartung von Platanen (auch im städtischen Raum) durchaus 120 bis 200 Jahre betragen.

Prof. Dr. Wulf, Leiter des  Instituts für Pflanzenschutz in Gartenbau und Forst beim Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen in Braunschweig, (Julius Kühn Institut) bestätigte diese Aussagen. Wulf „Als Vorbeugung ist eine Pflege der Bäume elementar wichtig. Dies bedeutet zum Beispiel Gießen und maßvolles Düngen in extremen Trockenperioden, wie auch das regelmäßige Zurückschneiden der Äste.“ Seiner Ansicht nach ist lange nicht jede von der Krankheit befallene Platane dem Tode geweiht. Ein Rückschnitt sei hier meist vollkommen ausreichend. Ursache für diese Krankheit sind nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen die Faktoren Stadtklima, Bodenversiegelung und Witterungsbedingungen.

Die Krankheit ist nach seiner Aussage unter dem Mikroskop leicht zu erkennen. Die Städte sollten zweimal jährlich die Platanen überprüfen und dabei Abstriche nehmen. Der Aussage, dass Platanen in Deutschland nicht mehr angepflanzt werden sollten, stimmt er nicht zu. Seiner Ansicht nach ist bei Neuanpflanzungen mit Platanen darauf zu achten, dass keine Monokulturen (wie Alleen mit gleichartigen Bäumen) entstehen, da diese stärker von Krankheiten bedroht seien.

Nach Aussagen von Anwohnern des Freiheitsplatzes wurden die Platanen in den letzten Jahren nie zurückgeschnitten. In den nächsten Tagen wird den Kritiker/innen des Wettbewerblichen Dialogs  ein Bericht über den „Pflegezustand“ der Platanen von einer Garten- und Baum- expertin vorliegen.

Nach Meinung der Kritiker/innen des Wettbewerblichen Dialogs  zeigt die Krankheit der Platanen (wenn sie sich bestätigen sollte), wie wichtig eine umwelt- und klimafreundliche Stadtplanung ist. Eine Bebauung mit einem Einkaufszentrum aus Beton geht in die falsche Richtung. Dadurch würden Böden versiegelt und die Luftzirkulation behindert.  96 Bäume auf dem Freiheitsplatz würden gefällt. Bäume sind im Lebensraum für Menschen und Tiere unerlässlich. Zitat aus der Baumschutzsatzung Hanau:“die positiven Funktionen, die von Bäumen ausgehen, wie z.B Sauerstoffproduktion, Klimaverbesserung, Staubfilter etc. sind am Standort Hanau, der auch durch Industrie und Gewerbe charakterisiert ist, von eminenter Bedeutung für die Lebensqualität und Gesundheit der Menschen in der Stadt. Die stadtbildprägende, ästhetische Qualität, wie auch das Lebensraumangebot für wildlebende Tiere sind weitere positive Auswirkungen..“

Es muss ein Klima geschaffen werden, in dem Bäume sich entwickeln können. Die Auswirkungen des Klimawandels sollten nicht durch Bebauung verstärkt werden.

Klimaexperten warnen davor, größere städtebauliche Maßnahmen zu planen, ohne vorher eine Klimafunktionskarte zu erstellen, die alle auf das lokale Klima einwirkenden Faktoren erfasst. Bereits das Klimagutachten für Hanau von 1992 bescheinigt eine Überwärmung der Hanauer Innenstadt. Erst für 2012, wenn es längst zu spät ist, ist ein Klimagutachten geplant. Wir lehnen Baumfällungen und den Bau eines Einkaufszentrums auf dem Freiheitsplatz ab und verlangen die Erstellung eines aktuellen Klimagutachtens.

Es geht uns aber nicht nur um die Bäume – es geht um die grundsätzliche Frage, welche Werte bei der Stadtplanung im Vordergrund stehen sollen. Bedeutet eine Aufwertung der Innenstadt, dass man einen größeren Teil der Bürger gegen zahlungskräftigere Exemplare austauscht, wie es zum Beispiel an der Französischen Allee geschehen soll? Oder soll eine lebenswerte Umwelt für die Menschen gesichert und verbessert werden, die hier leben?

Die Bäume wurden möglicherweise vernachlässigt – jetzt sollen sie gefällt werden. Die Wohnungen an der Französischen Allee wurden von der Baugesellschaft vernachlässigt – jetzt sollen sie abgerissen werden. Eine nachhaltige Stadtplanung sieht anders aus.

Wir laden alle Freunde der Bäume zu einem gemeinsamen „BESUCH bei den BÄUMEN“ ein. Treffpunkt: Samstag, der 20.11. um 11.55 am Freiheitsplatz, Ecke Schwanenbrunnen.

Die Kritiker/innen des Wettbewerblichen Dialogs – ein Bündnis von Gruppen und Einzelpersonen, das eine Stadtentwicklung unter echter Mitwirkung der Bürger und zu deren Nutzen anstrebt.

infos: www.innenstadthanau.blogsport.de

Kontakt: InnenstadtAG@gmx.de

www.youtube.com:  Freiheitsplatz Notruf

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

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