Von der Liebe
Ein Frauenlied
Von Wiglaf DrosteUnd du bist kein bißchen besser
Und tust mir trotzdem so gut
Es ist ja nicht so, daß du Brecht liest
Du liest nicht, und kennst nicht mal Blues
Ach Süßer, der du so schlecht bist –
Weißt du, wie gut du mir tust ?
Ja, du weißt es, du Schuft, du weißt es genau
Ich seh es dir an, wie du lächelst und lachst
Du bist ein Mann, ich bin eine Frau
Und du weißt genau, was du mit mir machst.
Und dann wirst du mich schnöde verlassen
Später schwören, daß du mich vermißt.
Ich weiß, ich sollte dich hassen
Doch ich weiß leider auch, wie du küßt.
HaBE Ein Liebesgedicht für Gudrun Ensslin
Der Ur-Text ist schon über 40 Jahre alt und ich habe ihn nur 2002 etwas umgeschrieben und mit einer Schluss-Strophe ergänzt
Das Leben ist ein Badesee
Das Leben ist ein Badesee
es lässt sich kaum ergründen
so lang ich noch am Ufer steh
kannst du mich ganz leicht finden
Mein Ufer ist ein steiler Hang
Mit starkem Hang zum Rutschen
der steile Zahn der Zeit nagt lang-
e schon mit Fletschen statt mit Knutschen
dem trotzend tanz ich bis zum Rand
schlafwandelnd bis zum Fallen
träum mich in deiner warmen Hand
Eindämmern, wortlos lallen
Ich stürze und ertrinke fast
Nur du kannst mich noch retten
Ich greife dich, nicht Lust nur Last
Und will mich an dich kletten
Oh lass dich in dem Badesee
Von mir nicht heilig taufen
Schlag mich bis ich den Himmel seh
Lass mich allein ersaufen
HaBE/1969/1971/72 ?
und etwas umgeschrieben und ergänzt
2002 mit einem Schlussvers:
Doch dann ganz unten stoß ich mich
Mit Schmackes aus der Gülle
Dann leb ich wieder, liebe (d?m?) ich
Bis an den Rand in Fülle
Ob ich dann noch der Alte bin?
Wer weiß? Vielleicht nur Hülle
Bei den Vorbereitungen der Staffelberg-Aktionen habe ich Ulrike Meinhof und Holger Meins bei den Workshops und Seminaren des AUSS und des Cineastisch-literarischen Vereins näher kennen gelernt, als es darum ging, SchülerINNEN-Gruppen zu DokumentarfilmerINNEN auszubilden. Heute lacht man fast darüber, weil alles mit dem handy zu filmen ist, aber damals war es noch schwierig mit den sehr teuren aber schon recht leichen Super8-SchmalfilmKameras umzugehen, das material zu entwickeln und zu schneiden, denn auch das musste zum großen Teil fast im Untergrund gemacht werden: keine Kopieranstalt hätte das in den Heimen heimlich gedrehte Material so durchgehen, schneiden usw. lassen. Wir mussten das alles selbst machen, hatten aber auch hie und da Freunde bei den Rundfunkanstalten, die uns halfen, die auch unsere Filme senden wollten und “Bambule” bereits gut kannten…
Die Dokumentarfilme aus Schulen und Erziehungsheimen, aus Internaten und anderen Missbrauchsanstalten – wie der Bundeswehr und den Polizeischulen, aus Jugendgefängnissen und Psychiatrischen Anstalten, Einrichtungen der Inneren Mission und der Caritas, aus Bethel und Hadamar sollten dann öffentlich gezeigt werden und die Befreiungsaktionen begleiten … bzw. die Nacharbeit mit den befreiten Jugendlichen medial absichern.. Zu diesen Nacharbeiten stießen erst die “Kaufhaus-Brandstifter” später dazu. Dabei habe ich Gudrun Ensslin kennen gelernt, die ich vorher nur aus dem Zuschauerraum jeweils bis zur Räumung des Saales im Frankfurter Landgericht kurz sehen konnte.
Es hat für ein Mitternachts- um nicht zu sagen Abendmahl im Freien gereicht. Eine Vesper wurde es nicht. Die synergetische Verdopplung unserer evangelikalen Erblasten hätte uns ertränkt.