Berlin Academic Boycott, http://berlinacademicboycott.wordpress.com/
http://schmok.blogsport.eu/2011/01/29/erneuter-offener-brief-an-die-heinrichboell-stiftung/
Kurz vor dem Start am Freitag wurde bekannt, dass die Filmtage auch von der israelischen Botschaft gefördert werden. Darauf und auf die Stellungnahme der Stiftung reagierendie Berlin Academic Boycott – Gruppe, http://berlinacademicboycott.wordpress.com/
die BDS Gruppe, Berlin, www.bds-kampagne.de
nach unserem offenen Brief an Sie und nachdem Sami Shalom Chetrit und Eli Hamo sich uns angeschlossen und ihren Film aus dem Programm zurückgezogen haben, haben Sie den Inhalt ihres Flyers modifiziert: “In der Folge wurden sie aus ihren Heimatländern entweder von staatlicher Seite aus vertrieben, von der muslimischen Bevölkerung bedrängt, das Land zu verlassen, oder von Israel zur Einwanderung angeworben.” Leider bestehen in Ihrem Programm wie in dessen Ankündigung weiterhin gravierende Verfehlungen auf die der Brief der kritischen Juden und Israelis hingedeutet hat. Die falsche Behauptung die Misrachi Juden wurden vertrieben, steht in ihrem neuen Flyer immer noch. Ihr Programm haben Sie nicht geändert, sodass Sie die Misrachi Juden immer noch als Objekte zeigen und als kritische Akteure ignorieren.
Bezugnehmend auf Ihre Stellungsnahme vom 26. Januar möchten wir einiges richtig stellen:
In unserer Kritik geht es nicht um subjektives Leiden, sondern um historische Tatsachen und Vertreibung ist ein Begriff mit völkerrechtlichen Folgen und möglichen Ansprüchen. Leider benennen Sie kein widersprechendes historisches Material für Ihre Behauptung über die Vertreibung der Juden aus ihren Heimatländern, somit verstehen wir, dass sie unseren Quellen, die das Gegenteil beweisen nicht widersprechen können.
Mit der Trennung der Problematik der Misrachi und der Palästinenser in Israel, die Sie favorisieren, und mit Ihrer ausdrücklichen Distanzierung von der Benennung der Sozialpolitik Israels gegenüber den Arabern, jüdisch wie nicht jüdisch, als rassistisch, ignorieren Sie einen bedeutenden Zusammenhang und erforschen nicht seine gemeinsamen Wurzeln. Türsteher (in Israel „Selektors“ genannt) in israelischen Clubs lassen junge Leute mit arabischem Aussehen nicht herein, ob diese Araber Juden, Muslime oder Christen sind, sie bleiben draußen. Dieses gemeinsame Draußenbleiben erstreckt sich auf das israelische Justizsystem, den akademischen Bereich und andere Machtpositionen. In der israelisch-palästinensischen Realität besteht also ein enger Zusammenhang zwischen allen Arabern in der Region.
Dass Sie mit israelischen Partnern kooperieren, ist offensichtlich. Die Fingerabdrücke der israelischen Botschaft kann man auch ohne Ihre neue Angabe „Mit Unterstützung der Botschaft des Staates Israel in Berlin“ erkennen. Vielleicht wissen sie als Berater besser Bescheid über die “Misrahi Democratic Rainbow” Organisation oder die Misrachi Kultur-Koalition in Israel als sie selbst. Dies erklärt auch, warum Sie sich mit dieser Organisationen in Israel nicht beraten.
Wenn Sie auch behaupten, die sozio-politischen Realität Israel entspreche nicht unserer Darstellung, wäre es auch angebracht Ihre Ansicht mit Fakten zu belegen. Uns sind die Berichte des Adva-Institutes bekannt, wonach die Kluft zwischen Misrachi und Aschkenasi mit der Zeit nur größer wird. Im Rahmen eines Filmfestivals zum Kultur-Thema sollten Sie auch wissen, dass 90% des Kultur-budgets Israels Aschkenasi Kultur-Institutionen zugute kommt, obwohl Misrachi Juden die Mehrheit der Juden im Lande ausmachen. Dieses Bericht wurde von der Achoti-Organisation, die Sie unterstützen, also mit unseren Steuergeldern (Danke!!) verfasst.
Ihr Programm zeigt weiter hin nur Filme von männlichen Regisseuren und ignoriert wichtige Misrachi Regisseurinnen wie Hanah Azulai-Haspari, Ronit Elkabetz, Simon Bitton, Iris Misrachi und vielen anderen, es zeigt immer noch den rassistischen Film Sallah Shabati, der die Stereotypen eines klassischen Ostjuden zeigt: schmutzig, faul und einer der seine Tochter für Geld verkaufen will. Sie zeigen diesen Film ohne Kommentar in einem Land, in dem rassistische Filme ohne Kritik nicht gezeigt werden sollten.
Es ist verwunderlich, wenn Sie behaupten, Sie würden um eine kritische Debatte bitten, vertuschen aber die Geschichte um in diesem Zusammenhang nicht über Rassismus zu sprechen. Damit widersprechen Sie Ihrem eigenen Anspruch, Raum für eine kritische Debatte anzubieten (hätten Sie diese Einstellung auch bei einem Filmfestival über die USA, in dem man über Rassismus gegen die Schwarzen nicht sprechen darf?).
Wir erwarten von einer öffentlichen Stiftung, die durch Steuergelder finanziert wird, dass sie kein Relativismus von Verbrechen unternimmt und dass sie nach transparenten demokratischen Werten auf der Basis akademischer Forschungen und Tatsachen handelt.
Mit freundlichen Grüßen,
Die Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost (EJJP, Deutschland)
Posted on January 28, 2011 by bacademicb
http://berlinacademicboycott.wordpress.com/2011/01/28/offener-brief-an-die-heinrich-boell-stiftung-kein-filmfestival-fur-israelische-propagandazwecke/
Kein Filmfestival für israelische Propagandazwecke!Erst jetzt kündigt die Heinrich-Boell- Stiftung (HBS) an, dass ihr viel kritisiertes Filmfestival „Israel im Orient – der Orient im Israel“ vom 28.-31.01.2011 nun auch mit Unterstützung der Botschaft des Staates Israels finanziert wird.
Damit ist die HBS nicht nur dem Vorwurf ausgesetzt, dass sie mit dieser Filmreihe den Rassimus gegenüber jüdischen und nicht-jüdischen Araberinnen und Arabern in Israel mangels Benennung negiert, und ausgrenzende und diskriminierende Stereotype und Politiken, wie sie von der askhenasischen politischen Klasse Israels gepflegt werden, fortschreibt (siehe offener Brief kritischer Jüdinnen, Juden und Israelis[1]).
Nun muss sich die HBS auch vorwerfen lassen, sich klar für Propagandazwecke des israelischen Staates einspannen zu lassen.
Denn die Unterstützung von Filmfestivals, die die „ Pluralität“ der israelischen Gesellschaft zeigen, folgt einem Regierungsprogramm, dass die drei israelischen Ministerien Kultur, Tourismus und Auswärtiges 2005 beschlossen haben und das bekannt ist unter dem Namen: „Brand Israel- Hasbara“[2]. Dem in weltweiten Umfragen zunehmend negativen Image Israels, dass durch anhaltende Vorwürfe von Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen Menschlichkeit geprägt ist, soll nun u.a. durch Filmfestivals entgegengetreten werden, die Kultur, Kunst und Pluralität des Landes in den Vordergrund rücken sollen. Staatsziel ist es, mit Hilfe von Public Relations Agenturen „von dem Konflikt mit den Palästinensen abzulenken“, so Ido Aharoni vom israelischen Außenministerium.
Aharoni beschreibt das „Winning the Battle of the Narrative“- Konzept folgendermaßen: Es gehe darum, eine Verschiebung zu erwirken und Israel anders zu verkaufen, nämlich “away from an image of a country in a state of war and conflict to a brand which represents positive values and ideals like ‘building the future,’ ‘vibrant diversity’ and ‘entrepreneurial zeal.’”
Die HBS kooperiert damit mit der Botschaft eines Staates, dessen ausdrückliches Anliegen es ist, von Besatzung, Kolonialisierung, Rassismus und Apartheid abzulenken und seine Verantwortung hierfür „medial“ zu kaschieren. In einer Zeit, in der diese menschen- und völkerrechtswidrige Politik international unter Druck gerät wie selten zuvor, ist es unverständlich, wie die Heinrich-Boell-Stiftung ihren Auftrag zur Friedenspolitik ohne Not unterläuft und israelische Regierungspolitik weißwäscht und normalisiert.
Die palästinensische Zivilgesellschaft, die auf die Einhaltung des internationalen Rechts pocht, ist nicht willens, die israelische Politik der Mißachtung allgemein anerkannter Rechtsnormen hinzunehmen. Gemeinsam mit einer weltweiten zivilgesellschaftlichen Bewegung fordert sie, dass akademische und kulturelle Projekte mit israelischer Staatsbeteiligung solange boykottiert werden, bis Israel die völkerrechtlichen Forderungen umsetzt:
“All cultural products commissioned by an official Israeli body (e.g., government ministry, municipality, embassy, consulate, state or other public film fund, etc.) deserve to be boycotted on institutional grounds, as they are commissioned and thus funded by the Israeli state — or any of its complicit institutions — specifically to help the state’s propaganda or “rebranding” efforts aimed at diluting, justifying, whitewashing or otherwise diverting attention from the Israeli occupation and other violations of Palestinian rights and international law.”[3]
Die palästinensische Zivilgesellschaft fordert also den Boykott als gewaltloses Mittel, wie dies auch im Falle der Beendigung des Apartheidsystems in Südafrika erfolgreich war.
Den Solidaritätsaufforderungen folgenden, möchten wir in diesem Sinne speziell die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Podiumsdiskussion am Montag, den 31.01.2011 bitten, ihre Teilnahme an dieser Diskussion zu überdenken und möglichst abzusagen.
Berlin, 28.01.2011
http://schmok.blogsport.eu/2011/01/12/offener-brief-an-die-heinrich-boll-stiftung/
[3] Palestinian Campaign for the Academic and Cultural Boycott of Israel (PACBI), Guidelines for Applying the International Cultural Boycott of Israel, www.pacbi.org
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