Michail Chodorkowski, umjubelte russische Lichtgestalt

Den folenden Artikel habe ich bei 08/15 -Tilo Schöneberg und Volker Bräutigam geklaut in der Hoffnung, dass sie nix dagegen haben

aktuelle News Jetzt sei es Ihre Aufgabe, sich mit aller Kraft für die Freilassung Ihrer ehemaligen Geschäftspartner einzusetzen, erklärten Sie bei Ihrem ersten öffentlichen Auftritt nach der Entlassung aus dem Straflager.
 



chodorkowski.jpg

Spitzmarke*

von Volker Bräutigam**

Das war natürlich eine Pflichtübung in Ihrer Rolle als Held der russischen Menschenrechtsbewegung. Prosit! Wie mundet der Champagner, den Sie im Knast zehn Jährchen entbehren mussten?

Eingesessen haben Sie, weil Sie in der Jelzin-Ära in knapp drei Jahren ein Vermögen von rund 14 Milliarden Euro ergaunerten, indem Sie sich ungesetzlichen Zugriff auf vormals sowjetisches Staatseigentum verschafften. Nicht einmal die üblichen Verdächtigen, nämlich die europäischen Sittenwächter und Aufsichtsbehörden über anständiges russisches Benehmen hatten Zweifel an der »Rechtmäßigkeit des Strafprozesses gegen Sie. Als störend war Ihre Verurteilung nur deshalb empfunden worden, weil die eine politische Komponente hatte: Als einziger unter den russischen Neu-Oligarchen hatten Sie sich nicht auf Wirtschaftskriminalität beschränkt, sondern strebten außerdem nach politischer Macht.

Nun also residieren Sie als ein weiterer Krimineller in Berlin. Seit Ihrer ganz und gar nicht mehr überraschenden Reise per Privat-Jet zu Ihren politischen und sonstigen Gönnern und Kumpanen hausen Sie im teuersten Hotel der Republik:

„Bis auf weiteres residiert der ehemalige (???) Milliardär in der „Suite Pariser Platz“ des Hotels – Standardpreis für eine Nacht: 2925 Euro“

 

berichtet dpa. Und weiter vermeldeten unsere Hofberichterstatter:

 

„Chodorkowski bekam von den deutschen Behörden ein Visum, das ihn dazu berechtigt, ein Jahr lang im Land zu bleiben.“

Zutreffend, bis auf das Wörtchen „ehemalig“. Denn selbstverständlich hatten Sie nennenswerte Teile Ihres Vermögens längst im Ausland gebunkert, ehe die russische Polizei Sie einbuchtete. Irgendwie mussten Sie ja schließlich die superteuren Anwälte und Werbeagenturen bezahlen, die Ihnen seither treu zur Seite stehen. Und außerdem viele schmierige Händchen bedienen, wie einst, so jetzt…

 

Was alles wie Ihr Aufenthalt in Berlin natürlich eine ganz besondere Bereicherung auch der deutschen Politkulturszene darstellt.

Was wiederum mich zu einem da capo des öffentlichen Echos Ihrer Freilassung anstachelt: Noch einmal dpa, superseriöseste Nachrichtenagentur wo überhaupt gibt:

 

„Die frühere Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) fordert ein dauerhaftes Bleiberecht für Chodorkowski in Deutschland. Wenn er dies wolle, sollte die Bundesregierung ihm einen Aufenthalt ermöglichen, sagte sie der „Passauer Neuen Presse“.

 

Madame ist zwar kürzlich in der politischen Versenkung verschwunden, aber wenn sie die richtigen Töne spuckt, sind ihr der deutsche Lokal- und der Agenturjournalismus allemal noch zu Diensten. Dass die Forderung nach Wunsch-Visa für Superreiche mit kriminellem Migrationshintergund eindeutig der richtige Ton für postdemokratische Justizminister ist, für aktive wie für außer Dienst befindliche, versteht sich von selbst.

Noch wesentlich mehr mediale Aufmerksamkeit gilt allerdings diesem Typen – ich zitiere wiederum dpa:

 

„Der ukrainische Oppositionspolitiker Vitali Klitschko forderte Präsident Viktor Janukowitsch in der ‚Bild’-Zeitung auf, Putins Beispiel zu folgen und die inhaftierte Ex-Regierungschefin Julia Timoschenko ebenfalls zu begnadigen.“

 
Vermutlich ist dem ukrainischen Präsidenten diese Meldung sofort ins Auge gefallen, als er sich morgens am Bahnhofskiosk seine belegte Semmel, den Sechserpack Radeberger und die Bildzeitung holte.

Springers Drecksblatt hat bekanntlich ein Herz für Superreiche. Weil unbestreitbar wahr ist, dass Milliardäre innert Jahresfrist auf ganz legale Weise ihr Vermögen machen, ohne zu kriminellen Mitteln greifen zu müssen.
© Volker Bräutigam

© Grafik: PressCenter of Mikhail Khodorkovsky and Platon Lebedev / Wikipedia

*Als »Spitzmarke wird vor allem im Journalismus eine einleitende Information zu Beginn einer Nachricht oder einer Pressemitteilung bezeichnet.

Foto: Wikipedia**Volker Bräutigam schreibt für die Zeitschrift Ossietzky, Nachfolgerin der „Weltbühne“, die dem deutschen Journalismus zu Beginn des vorigen Jahrhunderts zur Ehre gereichte. Ossietzky orientiert sich strikt an diesem Vorbild. (s.a.» http://ossietzky.net). Seine literarische Figur eines sarkastisch stänkernden Laubenpiepers lässt er in seinem Buch »„Die Falschmünzer-Republik – Von Politblendern und Medienstrichern“ ausgiebig zu Wort kommen. Illustriert ist es mit Karikaturen von Klaus Stuttmann. Der Band ist vergriffen. Einzelexemplare nur noch mit Suchmaschinen auffindbar (erschienen 2009 im inzwischen aufgelösten Scheunen-Verlag, Kückenshagen, 308 S., ISBN: 978-3-938398-90-6.) 

Grafische Bearbeitung/Linksetzung durch 0815-Info.com

Notiz:

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Spitzmarke*

von Volker Bräutigam**

Das war natürlich eine Pflichtübung in Ihrer Rolle als Held der russischen Menschenrechtsbewegung. Prosit! Wie mundet der Champagner, den Sie im Knast zehn Jährchen entbehren mussten?

Eingesessen haben Sie, weil Sie in der Jelzin-Ära in knapp drei Jahren ein Vermögen von rund 14 Milliarden Euro ergaunerten, indem Sie sich ungesetzlichen Zugriff auf vormals sowjetisches Staatseigentum verschafften. Nicht einmal die üblichen Verdächtigen, nämlich die europäischen Sittenwächter und Aufsichtsbehörden über anständiges russisches Benehmen hatten Zweifel an der »Rechtmäßigkeit des Strafprozesses gegen Sie. Als störend war Ihre Verurteilung nur deshalb empfunden worden, weil die eine politische Komponente hatte: Als einziger unter den russischen Neu-Oligarchen hatten Sie sich nicht auf Wirtschaftskriminalität beschränkt, sondern strebten außerdem nach politischer Macht.

Nun also residieren Sie als ein weiterer Krimineller in Berlin. Seit Ihrer ganz und gar nicht mehr überraschenden Reise per Privat-Jet zu Ihren politischen und sonstigen Gönnern und Kumpanen hausen Sie im teuersten Hotel der Republik:

„Bis auf weiteres residiert der ehemalige (???) Milliardär in der „Suite Pariser Platz“ des Hotels – Standardpreis für eine Nacht: 2925 Euro“

 

berichtet dpa. Und weiter vermeldeten unsere Hofberichterstatter:

 

„Chodorkowski bekam von den deutschen Behörden ein Visum, das ihn dazu berechtigt, ein Jahr lang im Land zu bleiben.“

Zutreffend, bis auf das Wörtchen „ehemalig“. Denn selbstverständlich hatten Sie nennenswerte Teile Ihres Vermögens längst im Ausland gebunkert, ehe die russische Polizei Sie einbuchtete. Irgendwie mussten Sie ja schließlich die superteuren Anwälte und Werbeagenturen bezahlen, die Ihnen seither treu zur Seite stehen. Und außerdem viele schmierige Händchen bedienen, wie einst, so jetzt…

 

Was alles wie Ihr Aufenthalt in Berlin natürlich eine ganz besondere Bereicherung auch der deutschen Politkulturszene darstellt.

Was wiederum mich zu einem da capo des öffentlichen Echos Ihrer Freilassung anstachelt: Noch einmal dpa, superseriöseste Nachrichtenagentur wo überhaupt gibt:

 

„Die frühere Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) fordert ein dauerhaftes Bleiberecht für Chodorkowski in Deutschland. Wenn er dies wolle, sollte die Bundesregierung ihm einen Aufenthalt ermöglichen, sagte sie der „Passauer Neuen Presse“.

 

Madame ist zwar kürzlich in der politischen Versenkung verschwunden, aber wenn sie die richtigen Töne spuckt, sind ihr der deutsche Lokal- und der Agenturjournalismus allemal noch zu Diensten. Dass die Forderung nach Wunsch-Visa für Superreiche mit kriminellem Migrationshintergund eindeutig der richtige Ton für postdemokratische Justizminister ist, für aktive wie für außer Dienst befindliche, versteht sich von selbst.

Noch wesentlich mehr mediale Aufmerksamkeit gilt allerdings diesem Typen – ich zitiere wiederum dpa:

 

„Der ukrainische Oppositionspolitiker Vitali Klitschko forderte Präsident Viktor Janukowitsch in der ‚Bild’-Zeitung auf, Putins Beispiel zu folgen und die inhaftierte Ex-Regierungschefin Julia Timoschenko ebenfalls zu begnadigen.“

 
Vermutlich ist dem ukrainischen Präsidenten diese Meldung sofort ins Auge gefallen, als er sich morgens am Bahnhofskiosk seine belegte Semmel, den Sechserpack Radeberger und die Bildzeitung holte.

Springers Drecksblatt hat bekanntlich ein Herz für Superreiche. Weil unbestreitbar wahr ist, dass Milliardäre innert Jahresfrist auf ganz legale Weise ihr Vermögen machen, ohne zu kriminellen Mitteln greifen zu müssen.
© Volker Bräutigam

© Grafik: PressCenter of Mikhail Khodorkovsky and Platon Lebedev / Wikipedia

*Als »Spitzmarke wird vor allem im Journalismus eine einleitende Information zu Beginn einer Nachricht oder einer Pressemitteilung bezeichnet.

Foto: Wikipedia**Volker Bräutigam schreibt für die Zeitschrift Ossietzky, Nachfolgerin der „Weltbühne“, die dem deutschen Journalismus zu Beginn des vorigen Jahrhunderts zur Ehre gereichte. Ossietzky orientiert sich strikt an diesem Vorbild. (s.a.» http://ossietzky.net). Seine literarische Figur eines sarkastisch stänkernden Laubenpiepers lässt er in seinem Buch »„Die Falschmünzer-Republik – Von Politblendern und Medienstrichern“ ausgiebig zu Wort kommen. Illustriert ist es mit Karikaturen von Klaus Stuttmann. Der Band ist vergriffen. Einzelexemplare nur noch mit Suchmaschinen auffindbar (erschienen 2009 im inzwischen aufgelösten Scheunen-Verlag, Kückenshagen, 308 S., ISBN: 978-3-938398-90-6.) 

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Publiziert von:   Volker am Sonntag, 22. Dezember 2013 ( 22 mal gelesen )
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Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

2 Gedanken zu „Michail Chodorkowski, umjubelte russische Lichtgestalt“

  1. Das Chodorkowski in Deutschland sein darf ist eine Art Wiedergutmachung dafür, dass Deutschland ihn, damals unter Schröder, zu gunsten seiner falschen amerikanischen Freunde und Teilhaber an Messer lieferte. Putin gelang es gerade noch im letztn Augenblick ( durch Prozessverzögerung ), die Übernahme des russischen Erdöls durch die üblichen Verdächtigen zu verhindern.

  2. Chodorkowski in Russland kein Interesse
    *******
    http://www.reuters.com/article/2013/11/12/ukraine-russia-gas-idUSL5N0IX1VK20131112
    Ukraine suspending Russian gas imports for rest of year-paper
    KIEV Tue Nov 12, 2013
    http://www.thestar.com.my/News/World/2013/11/12/Ukraine-halts-Russian-gas-imports-transit-to-Europe-intact–sources.aspx
    Ukraine halts Russian gas imports; transit to Europe intact – sources
    November 12, 2013
    http://ukrainianweek.com/News/93810
    November 12, 2013 21:00
    Financial Times: Franklin Templeton takes $5bn Ukraine debt gamble

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