Wladimir Tschernoussenko war als Kernphysiker und Leiter des Kernkraft-Programmes der UdSSR sofort zur Stelle und hat die Arbeiten dort selbst geleitet. Bis zu seinem Krebstot hat er weltweit gegen alle Nuklearprogramme gekämpft. Ihm habe ich mein Gedicht noch vortragen können: meine
Liebeserklärung
an einen strahlenden
Verlierer
Texte zum Jahrestag Tschernobyl /TschernoWyhl/ Tschernobyblis
Zunächst das harmlosteste Geburtstagsständchen: weil das in Hanau so harmlos war – mit den kleinen Lappen: nach der bekannten Melodie von Bettina Wegeners „Sind so kleine Hände..“ Die Seitenbemerkung zum AbSailer ins Öko-Institut bezieht sich auf das OK aus der rotgrünen-Regierungsetage damals zur Errichtung eines Atommülllagers in Hanau unter der Regie einer französischen Tochter der DB Mehdorns
Sind ganz kleine Lappen
und sie strahlen kaum
my-Dosen, Mikro-Happen
davon stirbt kein Baum
Nur bei Katastrophen
gibt es Mal Alarm
doch machen dann die Strahlen – nur
zwei Kilometer warm
Du musst dich nicht AbSailen
ins Öko-Institut
das wird schon wieder heilen
wenns auch Mal brennen tut
Das ist doch völlig harmlos
Das weiß ich ganz genau
der Dos.-my-Milli-Meter
zeigt keinen SuperGAU
Sind nur Arbeitssocken
von dem EinEURO-Mann
bringt liegend und im Hocken
den Block auf Vordermann
Block Biblis A, den säubert
doch nicht der General
das ist für die Verlierer
von HARTZ 4 ein Fall
Putzt bis alle strahlen
und die Börse bebt
Niedrigstlöhne zahlen
wenn er’s überlebt
von ihm blieb nur der Gürtel
Du Geigerzähler spinnst
im Gastarbeiterviertel
sieh dass du Land gewinnst
Zurück und ohne Rente
BG und BFA
stehn mit dir vor der Pleite
ratlos vor Block A
gehst ohne Unterschenkel
und schreibst mit Oberarm
pfeifst auf die halbe Lunge
und den halben Darm
Wiegst einen von den Enkeln
der zu viel schlief statt schrie
auf beiden Oberschenkeln
und tippst auf Leukemie
dir liegt schon auf der Zunge
Dank an die Chlorchemie
denn du weißt gut, mein Junge
braucht Chemotherapie
Anhand eines extrem strahlenden Gürtels aus der Arbeitskleidung eines italienisch-deutschen Leiharbeiters, der nach Einsatz als Reinigungskraft in den Hanauer Nuklearbetrieben an Strahlenkrebs erkrankte und starb, ließ sich noch nachweisen, welch tödlichen Strahlungsdosen – (dauer- und niedrig) er dort ausgesetzt war. Er musste jahrelang um Entschädigung und Rente klagen. Christoph-Maria Fröhder berichtete in einer Sendung des hr-Fernsehens Ende der 80er zur “Primetime” im ERSTEN, dass der Gürtel so stark strahlte, dass der Geigerzähler zeitweilig seinen Geist aufgab. Ein solcher Gürtel käme jetzt in das Mehdorn’sche NCS-Zwischenlager. Und seit es den hessischen Rotfunk nicht mehr gibt, weil Koch und Co viele Redakteure die Fliege machen ließ, heißt das neue hr-logo: Schwarz hören und sehn – kommt teuer zu stehn … und solch einen Beitrag gibts nicht mehr zu sehn – na ja kaum noch. Ja doch ! Zur Mitternacht im Sommerloch. (Dass die Sendung in den 80er Jahren direkt nach der TAGESSCHAU über alle ARD-Kanäle gesendet wurde, lag nicht an der engagierten Haltung der zuständigen Redaktionen sondern war das Ergebnis einer “Erpressung” durch den Anwalt des Opfers: nach meiner Erinnerung durfte Christoph-Maria Fröhder nur gegen Zahlung einiger Spenden an das Opfer und gegen die feste Zusage drehen, dass die Sendung zur “Primetime” um 20.15 Uhr ausgestrahlt wird. Das wurde vertraglich fixiert und erst danach die Drehgenehmigung erteilt.)
Wladimir Tschernosenko war der Held von Tschernobyl
Liebeserklärung
an einen strahlenden
Verlierer
Ich möchte
nicht erst
durch Tschernobyl gehn
Wladimir Tschernousenko
ihnen
den Spaltstofffluss
vorher abdrehn
Wladimir Tschernousenko
Ich möchte
bevor sie
die Wälder rasieren
verzeih mir Tschernousenko
sie durch das
Ozonloch
katapultieren
bevor wir plutoniumgesättigt verhungern
schutzlos verstrahlen, verglühn und erfrieren
Und hinter ihnen
könnte sich dann
die Erdenhülle regenerieren.
sie sollen im Nebel des Saturn
Profiten nachjagend
Runde für Runde
Rekorde brechen
zum Mars aufsteigen
und ihn erobern
sich hinter ihm finden
oder verlieren
Es soll noch passieren
bevor Du gehst
bevor Dich die Mörder
ins Heldengrab legen
Wladimir Tschernousenko
Wenn wir es nicht schaffen
bevor Du gehst
dann bleibt mir Tschernousenko
nur eine wahnsinnige Hoffnung
Die stummen Schreie
der ungezeugt ungeboren schon toten
der toten noch lebenden
Tschernobyllionen
im Halbwertszeitkreis
des Sarkophags
wären nicht zu ersticken
in Massengräbern
zugebaggert mit Schweigeminuten
und Butterrationen
und Päckchen schickender
Selbstberuhigung
wären laut genug,
uns zu wecken
bevor wir verrecken
uns zu lehren
uns zu wehren
umzukehren
Dein strahlendes Lächeln zu verstehn
Dir ins Leben zu folgen
und nicht in den Tod
Wladimir Tschernousenko
3.10.92 2.23.92
Zur Tagesordnung
Die Päckchen
sind verschickt
die Knochenmarkrationen
sind gespendet
die ausgewählte Leukämie
kriegt Chemotherapie
schnuppert Höhenluft
im Schwarzwald
und inhaliert
jodierte Brisen
an Nord- und Ostsee
der Rest glaubt
an die Heilkraft
der Ikonen
der heuchelnde Halbmast
zeigt wieder Flagge
strahlendes Wetter
vereint die Nationen
auf höchster Ebene
gerechte Verteilung
aktiver Ionen
Headline
verwurschtelte
Martyrien
verbleichende
Ladenhüter
die Trauerchöre
haben vor dem Ausklingen
des Requiems
noch vor dem letzten Akt
des Trauerspiels
die Koffer schon gepackt
die Moratoriumsschreie
liegen von uns
aufgenommen
als Konserven
im Archiv
Der nächste Reaktor
geht beben-
bombensicher
berstgeschützt
ans Netz
was dagegen?
die Energie
reicht grade noch
für eine letzte
nur noch eine
zappelnde Bewegung
wir hängen
wie leblos
in den Maschen
gefesselt und gelähmt
von der Hochspannung
vor dem nächsten
GAU
geschrieben 1995/96 zum zehnten Jahrestag von Tschernobyl
Der Gott der toten Schlote: ausgeräuchert |
Von Hartmut Barth-Engelbart am Montag den 19. August 2002 um 23:31
für Breulhand
Ausgeräuchert-Der Gott der toten Schlote-Der Schlot ist tot. Er fraß die schwarz und braunen Kohlen. Nun danken wir dem lieben Gott,wir können uns erholen. Ein Atmen geht jetzt auf und ab und an durchs Land. Wir haben Zeitdank seiner treuen Hand.
Ausgeräuchert
-Der Gott der toten Schlote-
Der Schlot ist tot
er fraß die schwarz und braunen Kohlen
nun danken wir dem lieben Gott
wir können uns erholen
ein Atmen geht
jetzt auf und ab
und an durchs Land
wir haben Zeit
dank seiner treuen Hand
kein Smog mehr weit und breit
Jetzt rauchen halt
die Schlote
weit hinter unserm Horizont
und bringen als versprochen Brot
tagtäglich um die vierzigtausend Tote
als Opfer für den großen Gott
den Gott der toten Schlote
wir ahnen’s: hintern Weltenrand
da werden Kinder nicht sehr alt
das Elend lässt auch ihn nicht kalt
dann schickt er warme Suppen
und Socken und ein Kinderbett
und dann auch Friedenstruppen
Egal ob Gott in Frankreich wohnt
in England oder in Berlin
was unten aus den Schloten kommt
und was zuletzt die Toten lohnt
ist der Profit, ist der Gewinn
da hat der Tod doch einen Sinn
Der Schlot ist tot
Gott Money makes
the smoke go round
so stirbt Gott auch
mit Sicherheit
im Überlebenstrakt
zwar nackt
doch nicht allein
(wir dürfen alle bei ihm sein)
und auch nicht gleich
an seinem eignen
Rauch
10.07.2002
€€€€€€€€€€€€€€€ VORSICHT!! EINSICHT!! WEITSICHT!! EIGENWERBEBLOCK €€€€€€€€€€€€€€€€€€€€€€€€€€€€
€€€€€€€€€€€€€€€€€€€€€€€€€€€€€ ENDE DES EIGENWERBEBLOCKES €€€€€€€€€€€€€€€€€€€€€€€€€€€€€€€€€€€€€€€€€
Ihr aufwühlender Text ist emotional und achtsam zugleich. Wir haben Dr. Tschernoussenko im Hunsrück kennen und als Mensch schätzen gelernt.
Mit freundlichen Grüßen
Ulla Veith
BUNDESVERBAND CHRISTLICHE DEMOKRATEN GEGEN ATOMKRAFT (CDAK), CDU/CSU – Mitglieder für die Überwindung der Kernenergie
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